LIEBE FÜR ZWEI. Ute Dombrowski

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LIEBE FÜR ZWEI - Ute Dombrowski Eltville-Thriller

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er in einer kleinen Grube auf die verschwundenen Dinge.

      Er hatte den Verdacht, dass Gina, seine ordnungsliebende und penible Tochter, ihre Finger im Spiel hatte, aber er schwieg, denn er wollte sie nicht in Schwierigkeiten bringen. Er liebte Gina abgöttisch, sie war ein Papa-Kind.

      Marylin war weder ein Mama- noch ein Papa-Kind. Sie war unabhängig und eigensinnig. Sie machte immer nur das, wozu sie Lust hatte. Das änderte sich auch nicht, als sie älter wurde. Gina hingegen plante alles immer sehr genau und richtete ihr Handeln stets auf ihren Vorteil aus. Niemals würde sie sich zu etwas Spontanem hinreißen lassen. Selbst die Streiche, die sie ihrer Schwester spielte, plante sie langfristig.

      Marylin hatte guten Kontakt mit den Kindern aus der Nachbarschaft, so waren immer einige Jungen oder Mädchen mit im Garten oder Haus unterwegs. Marylin war beliebt wegen ihrer erfinderischen Art zu spielen.

      Gina hatte nur eine Freundin. Sie hieß Claire von Doranisky und wohnte am anderen Ende des kleinen Städtchens etwas außerhalb in einem schlossähnlichen Anwesen. Sie war die Tochter eines wohlhabenden Textilfabrikanten und einer emanzipierten Verlegerin.

      Heddy von Doranisky legte Wert auf eine bodenständige Erziehung, Vater Guntram überließ alle familiären Entscheidungen seiner Frau, also auch die Erziehung. Er hätte sowieso keine Chance gehabt, gegen seine wortgewandte und eigensinnige Frau die richtigen Argumente zu finden, und hatte sich im Stillen damit abgefunden, dass daheim Heddy die Hosen anhatte, aber in der Textilfabrik ließ er jeden spüren, dass er der Chef war.

      Sehr gerne hätte Guntram gesehen, dass Claire in seine Fußstapfen treten würde, aber sie wollte seit frühester Kindheit Schauspielerin werden. Ihre Mutter war nicht sehr angetan von dieser hochtrabenden Idee, doch sie unterstützte Claire, nachdem sie in der Schule und im Kindertheater der Stadt großen Erfolg hatte.

      Claire liebte Gina wegen ihrer Zuverlässigkeit, ihrer Verschwiegenheit und dafür, dass Gina sie bewunderte und anhimmelte. Gina war äußerst angetan vom ordentlichen Leben ihrer Freundin, ihrem sauberen Zimmer und ihrem wohldurchdachten Lebensplan. Sie hatte Claire kennengelernt, als diese auf der Schultoilette wie verrückt weinte, weil sie mit einem hässlichen Fleck auf dem Lieblingspulli von den anderen geärgert worden war.

      Gina spendete Mitleid und ihre kleine Strickjacke zum Überziehen. Von da an waren sie unzertrennlich.

      Marylin konnte Claire nicht ausstehen, denn sie wusste nie genau, wann sie eine Person nur spielte oder wann sie eine reale Person war. Claire machte es sich zum Hobby, ihre schauspielerischen Fähigkeiten an Marylin zu testen. Ob sie nun die nette Kameradin oder die streitsüchtige Rebellin spielte, Marylin war über die Jahre vorsichtig geworden, denn oft genug war sie am Ende die Dumme, die von Claire und Gina ausgelacht wurde.

      Roswitha Schnittmüller war begeistert von Claire, die in ihren Augen wohlerzogen und klug war. Robert hasste sie, denn er dachte, dass seine kleine Gina nur Mittel zum Zweck war, ein Spielzeug für die verwöhnte Tochter aus reichem Hause.

      2

      Marylin und Gina genossen eine angenehme Kindheit und als die ersten Jungen ins Spiel kamen, begann eine Zeit der Machtkämpfe. Marylin hatte, als sie dreizehn Jahre alt waren, zuerst einen Freund. Mit ihrer Kontaktfreudigkeit war es ihr nicht schwergefallen, den Nachbarsjungen zu einem Kuss zu überreden. Stundenlang standen sie danach knutschend unter dem Birnbaum vor dem Gartentor.

      Weil Gina auch ein Auge auf den blonden, einen Kopf größeren Henri Wörthes geworfen hatte ̶ einfach nur, um ihn zu besitzen ̶ zum Ansprechen aber keinen Mumm besaß, rächte sie sich an ihrer Schwester auf ganz profane Weise. Sie hatte lange geübt, wie Marylin zu sein. Claire war ihr eine gute Lehrerin gewesen. Gina gab sich als Marylin aus und küsste Henris besten Freund. Henri machte daraufhin Schluss. Da er es nicht näher begründete, heulte sich Marylin die Augen aus dem Kopf und ließ sich von Gina trösten.

      „Er ist es nicht wert. Wahrscheinlich hat er schon eine Neue“, sagte Gina, die froh war, dass sie Marylin nun wieder für sich hatte, mit weicher Stimme.

      „So ein Mistkerl!“

      Dann ging sie in der Schule auf die Suche nach einem neuen Freund. Gina tat so, als würde sie sich mit Henri aussprechen wollen und traf sich mit ihm im Kino. Später standen sie knutschend unter dem Birnbaum vor dem Gartentor.

      Gina dachte: Er passt sowieso besser zu mir.

      So ging das immer. Wenn Gina ihrer Schwester einen Jungen nicht gönnte, ließ sie sich von Claire beraten und versuchte, die Schwester und ihren aktuellen Freund auseinanderzubringen. Claire hatte immer gute Ideen. Oft, sehr oft, fielen die Jungen darauf rein. Gina hörte dann nach kurzer Zeit auf, diese Jungen zu küssen, denn sie liebte sie ja nicht, es machte ihr einfach nur Spaß, sich einzumischen. Wenn sie ihr Ziel erreicht hatte, traf sie sich mit Claire zum Eis essen.

      Im Laufe der Zeit hatte Gina ihre eigenen Ideen entwickelt und die Taktik perfektioniert. Da brauchte sie Claire dann nur noch, um ihr hinterher davon zu erzählen. Irgendetwas in ihrem Inneren sagte ihr, dass die Schwester ihr ganz alleine gehörte, sie wollte sie nicht teilen, schon gar nicht mit einem Jungen. Die Liebe zu Marylin war ihr einziges wahres Gefühl.

      An ihrem fünfzehnten Geburtstag erlaubte Roswitha den Zwillingen eine große Party. Marylin hatte sich von Gina überreden lassen, sich identisch anzukleiden und die gleiche Frisur zu tragen, selbst die Ohrringe waren gleich. Marylins aktueller Freund stand vor den beiden Mädchen und schaute von einer zur anderen.

      „Ich habe keine Ahnung, wer Marylin ist“, sagte er zu Henri, der natürlich auch eingeladen war.

      Gina hatte Henri noch ein paar Tage geküsst, aber dann hatte Marylin einen neuen Freund und Gina das Interesse am Nachbarsjungen verloren. David Hoffels war der beliebteste Junge der Schule. Er und Henri waren Freunde und spielten zusammen Fußball. Sie hatten nach dem letzten Spiel die Wahrscheinlichkeit diskutiert, ob man beide Schwestern an einem Tag küssen könnte. Das wollten sie heute ausprobieren und schlossen eine Wette ab: Wer beide Mädchen küsste, der würde den nächsten Elfmeter schießen.

      Marylin sagte zu David: „Dann rate mal, wer ich bin. Wenn du richtig liegst, bekommst du einen Kuss.“

      „Und wenn nicht?“

      „Dann musst du Claire küssen.“

      Claire zeigte ihr einen Vogel.

      „Pfui, den kannst du behalten. Küss ihn selbst.“

      Sie war seit einiger Zeit in einen achtzehnjährigen Nachwuchsschauspieler aus der Theatergruppe verliebt. Da er sie nach der letzten Probe geküsst hatte, dachte sie, sie müsste sich mit den „kleinen Jungs“ aus der Schule nicht mehr abgeben.

      David schaute die beiden Mädchen an. Plötzlich ging ihm ein Licht auf. Die, die geredet hatte, musste Marylin sein. Niemals würde Gina von sich aus ein Gespräch beginnen. Er zog Marylin die Treppenstufe herunter und nahm sie in den Arm.

      „Du bist Marylin. Ich erkenne doch meine Freundin.“

      Henri schaute Gina an. Die nickte nur.

      Dann rief er Marylin zu: „Und jetzt küssen. David hat gewonnen. Los!“

      Die beiden Teenager knutschten innig. Anschließend ging er zu Gina und küsste sie nun auch ganz frech auf den Mund. Also hatte er die Wette gewonnen. Die Jungen klatschten sich ab.

      Henri

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