LIEBE FÜR ZWEI. Ute Dombrowski

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LIEBE FÜR ZWEI - Ute Dombrowski Eltville-Thriller

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auf jedem der vier Teller lag eine Serviette aus Stoff.

      Marylin sah sich um und musste bei all der Sauberkeit sofort an ihre Schwester denken, der es hier sicher gefallen würde, aber sie wollte sich nicht vorstellen, wie es wäre, mit Gina herzukommen. Sie hatte Lukas erzählt, dass sie eine Schwester hatte, aber nicht, dass es ihre Zwillingsschwester war. Marylin wollte gar nicht, dass Gina Lukas zu Gesicht bekam.

      Durch die Tür trat in diesem Moment ein großer, breiter Mann mit einem sehr ruhigen Gesicht. Nur seine wachen Augen zeugten davon, dass er Marylin wahrnahm, ansonsten zeigte er keine Regung. Er murmelte eine Begrüßung. Seinem Sohn hielt er eine große, wettergegerbte Pranke hin. Lukas ergriff sie und lächelte.

      „Guten Tag, Sohn“, sagte Walter mit tiefer Stimme.

      Dann sah er wieder Marylin an. Sie erhob sich kurz und reichte Walter Röhmberger ihre kleine Hand, die fast völlig in der großen Vater-Hand verschwand. Endlich zogen sich seine Mundwinkel zu einem Lächeln nach oben und Marylin atmete auf.

      Constanze füllte die Teller und es wurde schweigend gegessen. Der Sauerbraten schmeckte wie früher bei Marylins Oma, die Klöße waren ein Gedicht. Zum Nachtisch gab es Weinberg-Pfirsiche mit Vanillesoße. Marylin fühlte sich in der heimeligen Umgebung bei den freundlichen Menschen und Lukas sehr wohl. Dieses Gefühl wollte sie festhalten.

      Nach dem Essen und dem gemeinsamen Abwasch zeigte Lukas ihr den Rest des Hauses. Auf der anderen Seite des Flurs, wo sich Vorder- und Hintertür direkt gegenüberlagen, führte eine Tür in das Wohnzimmer, das genauso modern und hell eingerichtet war wie die Küche. An den Wänden hingen Bilder in leuchtenden Farben. Auf einer flachen Anrichte standen zahlreiche Familienfotos, sie zeigten die Vorfahren und auch die jetzige Familie Röhmberger. Von Lukas fand Marylin süße Kinderbilder.

      Lukas war in einer liebvollen Umgebung als einziges Kind aufgewachsen. Constanze hatte durchgesetzt, dass er Lukas getauft wurde. Alle anderen männlichen Vorfahren hießen traditionell immer Walter. Es wurde der zweite Name von Lukas.

      „Es gibt genug Walters in der Familie, es wird Zeit für Neues“, hatte Constanze streng gesagt und weil Walter seine lebenslustige, schöne Frau über alles liebte, hatte er nicht widersprochen.

      Nun kam Constanze auch ins Wohnzimmer und erklärte die Fotos aus der Ahnengalerie. Man merkte ihr den Stolz an, mit dem sie in dieser Familientradition lebte. Marylin fand, sie sah noch sehr jugendlich aus. Constanze hatte dunkle Locken, die zu einem dicken Knoten zusammengedreht waren. Sie musste sehr lange Haare haben. Ihre blaugrünen Augen leuchteten strahlend, feine Lachfältchen fanden sich in ihren Augenwinkeln, aber sonst war ihre Haut glatt und samtig.

      Lukas unterbrach seine Mutter.

      „Oben sind Schlafzimmer, Bad und Gästezimmer. Ich zeige Marylin jetzt die Ferienwohnung. Wir werden dort übers Wochenende wohnen, da sind wir ungestört.“

      Er ergriff Marylins Hand und zog sie mit sich über den Hof. Die kleine Ferienwohnung hatte zwei einfach, aber liebevoll eingerichtete Zimmer, eine kleine Küche und ein hübsches, kleines Bad mit Dusche.

      Nachdem Lukas die Tür von innen verschlossen hatte, sagte er mit einem schelmischen Grinsen: „Jetzt sind wir endlich allein. Komm, ich will dich spüren.“

      Damit küsste er Marylin und liebte sie im frisch bezogenen, nach Sommerblumen duftenden Bett. Hinterher lagen sie noch eine Weile dicht neben­einander. Marylin streckte sich.

      „Ich möchte nie wieder hier weg. Es gefällt mir ausgesprochen gut und deine Familie mag ich sehr.“

      „Ich würde gerne mit dir hierbleiben. Wenn ich meine Lehre beendet habe und du auch fertig bist, dann können wir hier leben. Man kann sogar das Dachgeschoss über uns noch ausbauen.“

      Marylin strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und seufzte zufrieden. Sie verlebten ein ruhiges und entspanntes Wochenende.

      5

      Gina hatte sich gewundert, dass ihre Schwester Marylin an keinem Wochenende mehr daheim war. Da sie immer öfter bei Claire wohnte, sahen sich die Schwestern lange Zeit gar nicht. Ihre Mutter hatte nur gesagt, dass Marylin einen Freund namens Lukas hätte.

      Claire hatte sich nach einem Jahr von ihrem älteren Schauspieler-Freund getrennt, nachdem sie herausgefunden hatte, dass er auch mit allen anderen Schauspielschülerinnen ins Bett ging. Die beiden jungen Frauen hatten beschlossen, nun erst ihre Schule zu beenden und sich bis zum Abitur nicht mehr mit der Liebe abzugeben. Sie hielten sich akribisch daran und ließen alle Anwärter abblitzen.

      Nun saßen sie mit einem Eis bei Gina im Garten und überlegten, was sie nach dem Abitur machen wollten. Für Claire war klar, dass sie ihr Hobby zum Beruf machen würde, also hatte sie begonnen, sich an allen bekannten Schauspielschulen zu bewerben. In zwei Wochen sollte das nächste Vorsprechen sein.

      Gina hatte noch keine genaue Vorstellung. Sie wollte auf keinen Fall etwas machen, was schmutzig war oder wo sie sich ständig auf Neues einlassen musste. Andererseits fand sie die Vorstellung schrecklich, dass sich ihr und Claires Weg einmal trennen würden. Sie hatte schon überlegt, sich auch für die Schauspielerei zu bewerben, aber sie befürchtete, nicht genügend Talent zu haben. Sie hatte zwar immer Erfolg, die Freunde ihrer Schwester zu täuschen, denn Jungen oder Männer waren in ihren Augen sowieso leicht zu verwirren, doch dies als Beruf zu machen, konnte sie sich nicht vorstellen.

      Aber als was wollte sie denn ein ganzes Leben lang arbeiten? Es war eine schwierige Frage: Kosmetikerin oder ein medizinischer Beruf gingen nicht, denn da hatte sie körperlichen Kontakt mit fremden Menschen, Tiere gingen schon überhaupt nicht, denn die stanken und sabberten, mit Kindern konnte sie gar nichts anfangen, sie waren schmutzig und laut und wollten immer im Mittelpunkt stehen. Altenpflege kam auch nicht infrage, alte Leute dachten immer, sie wären besser und klüger als die jungen Menschen.

      Während Marylin jedes Mal gerne in den Ferien bei ihren Großeltern war, hasste Gina diese Aufenthalte. Marylin wurde von Oma und Opa geliebt und verwöhnt, denn sie zeigte Oma und Opa ihre Liebe ungehemmt und von ganzem Herzen, aber Gina fühlte sich immer unwohl, wenn sie dort war. Sie hatte einmal ein Gespräch von ihrer Oma und ihrer Mutter belauscht.

      „Marylin ist so ein liebes und herzliches Mädchen“, hatte Oma gesagt. „Bei Gina weiß ich nie, woran ich bin. Ich würde fast sagen, sie ist böse.“

      Roswitha hatte darauf wütend geantwortet: „Wie kannst du so etwas sagen, Mutter! Gina ist ein Kind und nicht böse. Sie ist halt nur stiller als ihre Schwester.“

      In diesem Moment hatte Gina ihre Mutter geliebt. Sie war gegen die gemeine Oma für sie eingetreten. Gina wusste, dass sie ihren Vater um den Finger wickeln konnte, aber bei ihrer Mutter hatte sie immer das Gegenteil vermutet. Als Papas Lieblingskind reichte es, artig zu sein, nichts kaputt zu machen und zu lächeln, an der Liebe ihrer Mutter hatte sie immer gezweifelt.

      „Wie wäre es denn mit Architektur?“, riss Claire sie aus den Gedanken.

      Gina rollte mit den Augen.

      „Auf einer Baustelle im Matsch rumlaufen? Nein, ganz sicher nicht!“

      Claire ließ sich nicht von ihrer Idee abbringen.

      „Es gibt doch auch Innenarchitektur. Da kannst du Zimmer gestalten oder Möbel entwerfen. Zeichnen kannst du doch auch gut!“

      Gina

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