Wir hatten mal ein Kind. Ханс Фаллада

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Wir hatten mal ein Kind - Ханс Фаллада

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als glotzten sie fassungslos aus allen Körperöffnungen.

      Ehe sie aber noch vom Beschaulichen zum Handelnden übergingen, tat die Junge der alten Brommen einen Schlag und dann fing sie an zu laufen. Und sie berichtete von dem guten alten Papa und seiner schweren Krankheit und der grausigen Pflege, wo er doch immer gehustet hätte, daß man gemeint hätte, nun fliege ihm die Seele aus dem Leibe, und acht Nächte sei nicht zu schlafen gewesen vor solchem Husten ...

      Aber in der neunten Nacht, da hat der liebe alte Kaptein die Augen aufgemacht und hat recht lieblich rot ausgesehen und hat mich gut angeschaut und hat mich freundlich gefragt: Olsch, Brommen, bist du das? Und als ich geantwortet habe: Kaptein, jawohl, an Bord, und die Witfrau vom Maurer Brommen dazu – da hat er gelächelt und hat gesagt: Keiner hat sich meiner erbarmt, aber du hast dich meiner erbarmt, als ich in den Banden des Todes lag, und also will ich mich auch deiner erbarmen. Rück die Kiste her! – Und Gott hat sich meiner erbarmt und hat mir die Kraft verliehen und ich elender Wurm habe die Kiste vor sein Bett gerückt und er hat gesagt: Schließ die Kiste auf, Olsch, Brommen. Und er hat mir den Schlüssel gegeben und ich habe die Kiste aufgeschlossen und er hat mir alles gezeigt, was er von seinen vielen wilden und weiten Meeresfahrten heimgebracht hat, und dann hat er gesagt: Olsch, Brommen, schließ die Kiste wieder zu.

      Und ich habe die Kiste wieder zugeschlossen und er hat sich den Schlüssel wiedergeben lassen und hat zu mir gesagt: Olsch, Brommen, der Mensch ist willig, aber das Fleisch ist schwach. Und du nippelst gerne einen. Darum wenn ich dir jetzt schon alles schenken würde, würdest du vielleicht nachlassen in deiner huldvollen Pflege, doch die Kiste schenke ich dir. Und wenn ich zu Johanni unter den Lindenbäumen bei meines Schwiegersohns Tür sitze, dann sollst du zu mir kommen, und ich will dir auch den Schlüssel zu der Kiste geben.

      Und er ist zurückgefallen in seine Kissen und eingeschlafen und kein Fieber mehr, nur ein gesunder Schweiß. Und Gott ist gnädig gewesen und ich habe die Kiste weggeschafft an einen sicheren Ort, und weil gestern Johanni gewesen ist, und ich habe das Gerede im Dorf gehört vom Gestohlenen, aber es ist nicht so, und das nehme ich auf meinen Eid, rechts wie links, da bin ich mit dem Gendarmen her, und ich habe das feste Zuvertrauen, der Kapitän wird sich meiner erbarmen und mir den Schlüssel geben, wie er mir versprochen hat in der neunten Nacht, wo der gelinde Schweiß kam ... War es aber vorher Geplärr und Geschrei gewesen, so ging es nun los mit Drohungen und Gebrüll. Die alte Brommen rabbelte unverzagt immer dagegen an. Gar nichts half es, daß man den olen Kaptein Düllmann dazu holte, der griente nur und sagte wieder seinen Spruch, daß er ja den Schlüssel habe, und wenn ihn der Gendarm auch hart befragte, wie es denn stehe um die Behauptungen der Frau Bromme, ob ja oder nein: er lächelte fernhin und himmelblau – wie ein toter Dorsch, sagte sein Schwiegersohn – und meinte, es werde sich schon alles weisen, alles zu seiner Zeit, den Schlüssel habe er.

      Es gingen aber keine zehn Wochen ins Land, da fuhren beide Parteien nach Bergen aufs Amtsgericht, Kapitän Düllmann mit Tochter Hete und Schwiegersohn Gäntschow, ganz allein aber die Brommen, gichtig, krumm und uralt, aber mit ihrer Zunge. Die Kiste indessen, vom Gendarmen bei der Witfrau in einem verlassenen Schweinekoben unter Stroh aufgestöbert und sichergestellt, war bereits an Gerichtsstelle vorausgereist.

      Da stand sie nun, schwärzlich und schmuddelig vor ungeheurem Alter und Weltbefahrenheit, aber die gezackten Eisenbänder sahen noch immer sehr solide aus und das Schlüsselloch war groß, tief und geheimnisvoll.

      Dritte Sache: Klage des Kapitäns Düllmann, vertreten durch seinen Schwiegersohn, den Bauern Malte Gäntschow, gegen Frau Josefine Ernestine Gesine Bromme zu Kirchdorf auf Fiddichow, vertreten durch nichts, auf Herausgabe einer Seemannskiste.

      Oh, wie sie sich vertrat, wie die Zunge die schmerzvollen Fiebernächte des armen Dulders wieder belebte, und die Kiste spukte ... Der Herr Amtsrichter hatte eine goldgeränderte Brille und einen schönen schwarzen Vollbart. Hören Sie mal, sagte er. Was war denn nun eigentlich in der Kiste drin?

      Tjä! Herr Gerichtsdirektor, wenn ich es sagen sollte. Es ging aber alles sehr geschwinde, und den armen Kapitän schüttelte so das Fieber.

      Na, irgendwas müssen Sie doch gesehen haben?

      Jawohl. Jawohl. Es glänzte und es gleißte – und die Augen flossen einem über.

      Gold –? Edelsteine?

      Gold, Herr Gerichtsdirektor? Edelgestein? Da waren ja wohl, wie es in der Schrift heißt, alle Schätze Salomos darin, daß einem alten Christenmenschen das Weinen ankam, wenn er das sah. Aber ich hab' immer gesagt, wie der alte Kapitän Düllmann ...

      Es wird von Goldbarren geredet, lockte der Amtsrichter. Auch von Armbändern ...

      Armbänder, Herr Gerichtsdirektor, sagte die Alte verächtlich. Armbänder! Da müssen ja wohl güldene Ringe um den ganzen Leib sein, wie die nackigen Wilden sie tragen. Und Steine so groß wie Hühnereier, wie Gänseeier ... Sie suchte.

      Edelsteine? fragte der Richter.

      Edele Steine, ja, das gleißte nur so, das flimmerte ...

       Das wissen wir nun, sagte der Richter. Ich möchte aber lieber eine exakte Beschreibung haben, gute Frau, was Ihnen der Herr Kapitän in der Kiste gezeigt hat. Also jedenfalls Ringe, große, goldene Ringe ...

      Leibringe, sagte Frau Bromme ergänzend.

      Schön. Und was noch? Geld zum Beispiel?

      Geld? Natürlich ist Geld in der Kiste! sagte die Brommen wieder wegwerfend, entrüstet über so viel Unverstand.

      Goldgeld? Silbergeld?

      Silbergeld –? So eine Kiste gibt es ja wohl nicht auf der lieben Welt, in die so viel Silbergeld ginge, wie der Kapitän hätte, wenn er was hätte. Alles schieres Gold, Herr Gerichtsdirektor.

      So? Schön. War das nun lose oder in Säcken?

      In Säcken doch natürlich, daß es nicht einstaubt.

      Und waren die Säcke offen oder zugebunden?

      Zugebunden doch! Die können doch nicht offen sein.

      Und wie haben Sie gesehen, daß in den zugebundenen Säcken Goldgeld war?

      Er hat sie doch aufgemacht, Herr Gerichtsdirektor.

      Sie haben hier aber ausgesagt, Sie hätten nur einen Moment in die Kiste gesehen.

      Aber doch auch in die Säcke, Herr Gerichtsdirektor! Das gibt es wohl nicht, das bringt wohl nicht ein Christenmensch übers Herz, daß er in so eine Kiste schaut und sieht nicht in die Säcke!

      Ich will Ihnen sagen, Frau Bromme, Sie phantasieren sich hier was zurecht. Herr Kapitän Düllmann, wollen Sie uns jetzt bitte sagen, was sich in Ihrer Kiste befindet?

      Nä, Herr Amtsrichter, sagte Kapitän Düllmann und sah glupsch auf den Richter.

      Aber wieso denn nicht? fragte der ganz verblüfft. Das müssen Sie aussagen, wenn Sie Ihre Kiste wiederhaben wollen.

      Die will ich gar nicht wiederhaben, Herr Amtsrichter, sagte Kapitän Düllmann ruhevoll. Meine Kinder möchten die jetzt wiederhaben. Aber mir ist das ja nicht so eilig. Und warum nicht? Weil ich den Schlüssel habe. Und nun brauche ich nur zu warten, bis sie stirbt, und dann habe ich eben die Kiste wieder.

      Das ist noch gar nicht gesagt, will der Richter eben anfangen.

      Aber

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