Wir hatten mal ein Kind. Ханс Фаллада

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Wir hatten mal ein Kind - Ханс Фаллада

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Vaters den Hof übernommen hat. Er ist der erste lesende Gäntschow – doch wir müssen beim Anfang des Stinkteichs beginnen.

      Da hatten sie nun also in ihrer Festesfreude die Wände aus den Zimmern herausgeschlagen, daß das ganze Haus, von der Küche abgesehen, einen großen Raum bildete. Nun, nach der Feier mußten neue Wände gezogen werden, warme Wände, Lehmklutenwände, zu denen man die Steine aus Lehm und Häcksel backt.

      Zwischen Garten und Scheune, dicht am Haus, ist eine schöne Lehmstelle, das weiß der Malte von jedem Regenwetter her. Und daraus nehmen sie dann also auch den Lehm, den sie brauchen. Es entsteht ein Loch, oder richtiger gesagt kein Loch, eine mäßige Senkung, deren tiefster Punkt etwa zwei Meter unter dem übrigen Gelände liegt. Hier läuft das Regenwasser von Stall- und Scheunendach zusammen, hierher fährt der Bauer die Grannen und Spelzen von der gedroschenen Gerste, die man nicht verfüttern kann, hier werden die Fuhren mit Quecken, mit altem Kartoffelkraut entladen.

      Das ging jahraus und jahrein, bis die Senkung wieder voll war. Es sackte noch etwas nach, weil all der Pflanzenkram verrottete, aber dabei blieb es dann auch.

      Gut, nun kam viele Jahre später der zweite Malte Gäntschow, der junge Besitzer, der auch schon lange nicht mehr jung war. Er hatte die Gewohnheit, mit einem kleinen Stahllöffel, der unten an seinem Handstock befestigt war, überall im Boden zu bohren, ja, er kostete sogar die Erde. An dieser wüsten Stelle nun, die übrigens von Kirschenbäumen und Holunder umstanden war, drang sein Stock tief in den Boden. Die Erde lag locker, er betrachtete sie, er prüfte sie, die schönste Entdeckung war gemacht: eine köstliche Humuserde, vergleichlich der besten Komposterde.

      Wagen auf Wagen kam, die Erde wurde fortgefahren, um die Mutterkrume eines sandigen Feldes zu vermehren und zu verbessern, schließlich war die Kuhle wieder da.

      Auch dieser Malte wußte etwas mit ihr anzufangen. Schon lange hatte es ihn geärgert, daß das Regenwasser vom Hof, von allen Stall-, Scheunen-, Haus- und Schuppendächern in seine Dunggrube lief. Es wusch den Mist aus, es verwässerte ihn, machte ihn fast wertlos, diese kostbare Gabe. Und er tat, was schon sein Vater getan hatte, aber er tat es gründlich und mit Methode: er leitete mit Gräben und Rohren alles Wasser des Hofes in die Senkung. Ein kleiner Teich entstand, der auch den Sommer überdauerte, eine herrliche Gelegenheit für Enten und Gänse, sich den Staub aus den Federn zu waschen, an heißen Tagen ein kühles Fußbad zu nehmen.

      Nun ist der Teich also wieder da, aber noch ist er kein Stinkteich, er ist ein hübscher, von den Bäumen und Büschen kühl gehaltener Regenwasserteich – und nun muß wieder erst etwas anderes erzählt werden.

      Dieser Malte Gäntschow war ein stiller Mann, er ging immer allein für sich mit seinem Löffelstock und grübelte, auch las er viel in gedruckten Büchern. Er war nicht schlecht zu seinen Leuten, nein gar nicht, ganz im Gegenteil, aber er sprach nicht gerne mit ihnen, er sprach überhaupt nicht gerne, und vor allen Dingen war es ihm ein Greuel, auf ihre Arbeit aufzupassen, zu treiben, zu schelten. Da er nun zu einer Zeit in den Genuß des Hofes kam, da es den Bauern gut ging, so nahm er sich für diese ihm unangenehmen Dinge einen Wirtschafter, einen gewissen Herrn Strehlin.

      Strehlin aß wohl an seines Herrn Tische mit und nicht in der Leutestube, aber er war nun beileibe kein solcher Herr, daß er mit dem Stock über die Felder wandeln und nur der Donner seines Herrn sein durfte, Strehlin hatte feste mit anzupacken, dazu war er das Sprachrohr und der Wille seines Herrn. Er wurde darum auch von Malte Gäntschow mit Sie angeredet, der doch all seine andern Leute nur du nannte.

      Strehlin war ein kleiner kompakter Mann, stets schwitzend, stets im Trab, stets heillos beschäftigt. Malte Gäntschow beobachtete ihn scharf aus dem Augenwinkel, er sah dem Hetzer zu.

      Es war nun nicht mehr weit von Weihnachten, es lag Schnee, da sagte der Bauer eines Morgens bei der Mehlsuppe zu seinem Wirtschafter: Strehlin, wir bekommen bald Tauwetter. Sehen Sie zu, daß die Abzugsgräben zum Teich offen sind.

      Jawohl, Herr Gäntschow, sagte der Wirtschafter und schoß von seiner Mehlsuppe auf den Hof. Der Bauer aber nahm seinen Stock und ging aufs Feld.

      Es war am nächsten Abend, da traf der Bauer seinen Wirtschafter auf den Stufen vor dem Haus. Die Abzugsgräben sind nicht offen? fragte er.

      Wird morgen früh sofort gemacht, sagte der Wirtschafter und schoß in den Pferdestall.

      Es wird tauen, sagte am dritten Tage der Bauer mit Nachdruck, und ein aufmerksames Ohr hätte nicht nur Nachdruck, sondern auch ein aufziehendes Gewitter in diesen paar Worten gespürt.

      Jawohl, die Abzugsgräben, bestätigte Strehlin. Sofort! Und er stürzte in die Scheune, aus der der Bauer zwei Minuten darauf das Schnupp-Schnupp der Häcksellade hörte. Der Bauer ging wieder ins Haus, auf den Dächern lag friedlich weißer Schnee, ziemlich dick.

      Am nächsten Morgen kurz nach sieben scholl über den Hof ein gewaltiger Schrei. Der Bauer stand auf den Stufen vor seinem Haus, es regnete stark, der ganze Hof war eine gurgelnde, strömende Sintflut.

      Strehlin!! hatte der Bauer gebrüllt.

      Strehlin kam aus dem Schweinestall geschossen, eine Schaufel in der Hand. Er stand unten an den Stufen, sein Herr oben.

      Die Abzugsgräben, jawohl, die Abzugsgräben, Herr Gäntschow, sagte er eilig. Ich habe schon die Schaufel in der Hand, jawohl, sofort!

      Es sind fünf Stufen, aber der Bauer war mit einem Schritt unten. Die Gäntschows sind nie Schwächlinge gewesen, und mit einem Griff hob der Bauer den Wirtschafter von der Erde. Er trug ihn durch den Regen über den Hof zur Pumpe. Der geschäftige Strehlin aber war so erschrocken, daß er in den Bauernarmen ruhig wie ein Kind im Arme der Mutter lag.

      Gäntschow hielt vor der Pumpe an. Mit einem steifen Arm hielt er den Wirtschafter unter die Pumpe, mit dem andern pumpte er ...

      Naß, sagte er nur dazu. Nasses Wasser, sagte er nur.

      Das nasse Wasser war eiseskalt. Als der Mann bis auf die Haut naß war, nahm ihn der Bauer wieder auf den Arm. Er war immer noch so erschreckt, daß er kein Tönlein von sich gab. Der Bauer ging mit ihm ins Haus, über die Treppe auf den Boden, in die Kammer des Wirtschafters, er stellte ihn auf die Erde, er sagte bloß: Packen!

      Der triefende Strehlin wollte etwas sagen.

      Packen! wiederholte der Bauer mit Nachdruck und sah nach dem Fenster, als wollte er sehen, ob die Öffnung groß genug sei, einen dicken Mann hindurchzuschießen.

      Der warf seine Sachen, am ganzen Leibe zitternd, kunterbunt in den Korb, der Bauer faßte den einen Henkel, der Wirtschafter den andern. Es ging schweigend die Treppe hinunter, schweigend über den Hof, schweigend den Zufahrtsweg entlang, sie standen auf der Suhler Landstraße, unter dem Schild mit den verbetenen Besuchen.

      So! sagte der Bauer, drehte sich um, ging wieder auf den Hof, nahm die Schaufel, die an den Treppenstufen hingefallen war, und machte sich daran, nun selbst die Abzugsgräben zu öffnen.

      Es war übrigens der 24. Dezember und übrigens strengte auch der Wirtschafter Strehlin noch eine Klage gegen den Bauern an. Er gewann, und außer Prozeßkosten, nachgezahltem Gehalt, Kostgeld, Arztkosten hatte der Bauer Malte Gäntschow noch drei Tage Haft wegen Ungebühr vor Gericht abzumachen. Weil er auf den Vorschlag des Richters zu schiedlich-friedlicher Einigung erklärt hatte, die einzige schiedlich-friedliche Einigung sei für ihn, dem Kläger Strehlin vor Gericht fünfundzwanzig mit einem nassen Handtuch auf den Hintern zu versetzen. Denn die Dummheit muß bestraft werden!

      Das

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