Elduria - Dragon der Beschützer. Norbert Wibben

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Elduria - Dragon der Beschützer - Norbert Wibben Elduria

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in einem wesentlich engeren Abstand folgen. Obwohl die Gebäude vermutlich nur direkt an der strikt geradeaus führenden Straße Richtung Grimgard liegen, wirken sie insgesamt wie eine gewaltige Stadt. Mit jeder weiteren Stunde rücken die Häuser noch enger zusammen. Im gleichen Maße, wie diese dichter zusammenrücken, sind beständig mehr Menschen unterwegs. Wie sollen die Freunde da eine Gelegenheit finden, sich erneut in Kolkraben zu verwandeln?

      Sie legen gegen Mittag eine kurze Rast ein, sobald sie einen der in regelmäßigen Abständen vorhandenen öffentlichen Brunnen erreichen. Im warmen Sonnenschein schöpfen sie mit den Händen Wasser. Der Junge benetzt außerdem seine Haare, um sich zusätzlich Abkühlung zu verschaffen. Den Durst können sie zwar stillen, aber ihre Mägen knurren wie hungrige Wölfe.

      »Wir sollten Ausschau nach einem Gasthof halten«, schlägt Dragon vor.

      »Meinst du das ernsthaft? Denke nur an unser Erlebnis in Ostford!«

      »Nicht jedes Wirtshaus wird von einem Ganoven wie dem Wirt von »Hai und Makrele« geführt. Du bist doch außerdem in Begleitung eines stattlichen Beschützers. Das bestätigten heute so viele Leute, dass daran schon etwas Wahres sein wird.«

      »Sie sagten nichts von einem möglichen Schutz, sondern lediglich, dass du als Soldat eine gute Figur machen würdest. Das ist nicht das Gleiche!«

      »Nicht ganz, das stimmt schon. Es widerspricht dem aber auch nicht!«

      Das Mädchen und der Junge grinsen sich an, dann fährt der Beschützer fort.

      »So dicht wie hier ein Haus auf das nächste folgt, werden wir kaum eine Obstwiese finden, auf der wir Äpfel pflücken können. Und selbst wenn wir eine entdecken sollten, müssten wir damit rechnen, als Diebe bezeichnet und verfolgt zu werden.«

      »So scheint es!«, bestätigt Runa. »Wir hätten schnell einige der Soldaten auf unseren Fersen. Andererseits müssen wir dringend etwas zu essen bekommen. Vielleicht ergibt sich eine Gelegenheit, wenn wir einer der Seitenstraßen folgen. Schau nur, da vorne führt eine nach links.«

      Sie deutet auf einen schmalen Pfad, der sich zwischen zwei Anwesen in östlicher Richtung hindurchschlängelt. In einiger Entfernung sehen sie einen sanft ansteigenden Berghang, auf dessen grüner Wiese eine Schafherde weidet. Noch bevor sie auf den Schotterweg abbiegen und dem Verlauf folgen können, bemerken sie eine Gruppe Soldaten, die auf sie zugeritten kommt. Interessiert, worum es geht, zumal ein plötzliches Ausweichen auf den Weg womöglich Verdacht erregt hätte, gehen sie dem Trupp entgegen.

      »Dragon?«

      Das Mädchen nimmt vorsichtshalber erneut gedanklichen Kontakt zu dem Jungen auf.

      »Ja? Was ist?«

      »Hoffentlich suchen die nicht nach uns. Dem Wachtmeister könnte die Begegnung mit uns im Nachhinein mehr als verdächtig vorgekommen sein.«

      »Das glaube ich nicht. In dem Fall wäre er längst umgekehrt. Nein. Der Magier hätte sicher den … wie sagte Danrya noch? Genau, er würde den magischen Sprung genutzt haben. Es muss um etwas anderes gehen. Für uns besteht vermutlich keine Gefahr.«

      Trotz dieser Einschätzung nähern sie sich dem berittenen Trupp nur vorsichtig. Dieser hält auf einem Platz, wo die Häuser etwas zurückweichen. Hier sind die Gebäude tiefer gestaffelt und umschließen eine Art Marktplatz. Die Männer steigen ab, treten zu den Haustüren und klopfen heftig dagegen. Mit lauten Stimmen rufen sie die Bewohner der umliegenden Häuser zusammen. Immer mehr Menschen strömen herbei und beginnen den Platz zu füllen. Runa und Dragon bleiben vorsichtshalber in einiger Entfernung vor der Versammlung stehen. Ein grimmig aussehender alter Soldat liest eine Verordnung vor.

      »Unsere kluge Herrscherin lässt hiermit Folgendes kundtun:

      Um die Sicherheit des Herrschaftsbereiches aufrecht erhalten zu können, ist eine zusätzliche Einberufung waffentauglicher Jungen notwendig.

      Die Bedrohungen von außen steigen ständig. Wir werden insbesondere durch grausame Kämpfer aus den Nordlanden bedroht. Erste Angriffe auf die aufmerksamen und tapferen Verteidiger unseres Königreiches konnten erfolgreich an der Grenze zurückgeschlagen werden. Nach Informationen des Geheimdienstes, zu deren Beschaffung ich besonders meinem obersten Magier Creulon zu großem Dank verpflichtet bin, verbünden sich derzeit Menschen mit Elfen des Nordens. Sie schicken grausame Fabelwesen gegen unsere Soldaten. Darunter sollen sich Greife und feuerspeiende Lindwürmer befinden. Meine Kämpfer werden zuverlässig durch Schutzzauber gesichert, um auch diesen Kreaturen der Hölle widerstehen zu können. Niemand muss somit um seine Kinder fürchten, die wir gezwungen sind, heute und in den nächsten Wochen als zusätzliche Reserve einzuziehen.

      Gezeichnet Drakonia, Königin von Merion und Elduria.«

      Der Mann streicht über die geschwungenen Enden seines gewaltigen Schnurrbarts und blickt in die Runde. Vereinzelt strömen noch verspätete Menschen herbei. Er räuspert sich und erhebt erneut seine Stimme.

      »Ihr habt es gehört, Leute. Die bisher geltenden Ausnahmen werden mit sofortiger Wirkung außer Kraft gesetzt. Geht heim und bringt eure Söhne herbei. Sie bekommen die Ehre, die Feinde unserer Herrscherin zu vertreiben!«

      Der alte Kämpfer sitzt als Einziger im Sattel seines Pferdes, vermutlich, um seine Stimme weithin erklingen zu lassen. Er beugt sich zu einem seiner Begleiter hinab und flüstert ihm etwas zu. Seine Augen sind dabei auf Dragon gerichtet. Dem Jungen wird unbehaglich, als der Soldat dieser Blickrichtung folgt. Der drängt sich durch die Menge und fordert mit Handzeichen zwei weitere Kämpfer auf, ihm zu folgen. Die drei umrunden die Umstehenden. Das sind fast ausschließlich ältere Frauen und auch wenige Greise, die ihnen sofort aus dem Weg gehen. Die Bewaffneten nicken sich zu und stürmen auf Dragon und Runa zu.

      »Was hat das zu bedeuten?« Das Mädchen weicht etwas zurück und dreht sich um.

      »Können wir gegen ein uns unbekanntes Gesetz verstoßen haben?« Der Junge mag es nicht glauben. »Wir haben doch lediglich einer Bekanntmachung gelauscht. Sollte das in diesem Landesteil verboten sein?« Jetzt wendet auch er der Versammlung den Rücken und eilt Runa hinterher. Noch machen sie nur raumgreifende, große Schritte. Rennen wollen sie vermeiden, da das verdächtig wirken würde.

      »HALT!«, erklingt eine befehlende Stimme hinter ihnen. »Hier wird nicht weggelaufen. Das Heer der Königin braucht dich!«

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