Elduria - Dragon der Beschützer. Norbert Wibben
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»Das ist doch ohne Mühe zu erkennen.« Zu diesen Worten dreht er sich zur Seite und macht eine Kopfbewegung dorthin, von wo sie gekommen sind.
»Mein Bruder ist nicht ganz klar im Kopf«, versucht Runa sofort seine herausfordernde Antwort abzuschwächen. »Er nimmt Fragen immer wörtlich. Doch ihr wollt sicher wissen, weshalb wir unterwegs sind und wohin unser Weg führt, richtig?« Sie senkt die Augen, schaut keinen der Männer direkt an. Das soll demütig wirken, wie es Bewaffnete von einfachen Leuten erwarten. Der Magier richtet seinen forschenden Blick auf das Mädchen. Wieso kommt es ihm nur so bekannt vor?
»Bist du wahnsinnig, dich derart verdächtig aufzuführen. Denke daran, dass du mein Beschützer bist, der alles tun sollte, damit ich nicht in Gefahr komme«, sendet es an Dragon, jedoch ohne ihn anzuschauen. Das wäre auffällig und könnte den Magier auf ungewollte Gedanken bringen.
»Dich habe ich doch mal in Homarket gesehen«, beginnt der Zauberer langsam, aber drohend. »Wie kommt es, dass du jetzt hier bist? Und wie lautet dein Name?«
»Verzeihung, hoher Herr«, versucht Runa sich einzuschmeicheln. »Ich heiße Katie. Und es stimmt. Vor Wochen war ich in dem Ort, wo ich eine Ausbildung gemacht habe. Sobald die abgeschlossen war, ich bin jetzt übrigens eine geprüfte Gärtnerin, machte ich mich auf, in den verschieden Regionen des Landes nach seltenen Pflanzen oder Kräutern zu suchen. Für deren Transport nutze ich meinen Rucksack. Auch wenn ich bisher nicht besonders erfolgreich gewesen bin, denn ich habe bis jetzt kaum andere Heilkräuter als Beinwell, Spitzwegerich und Löwenzahn gefunden, werde ich weitersuchen. Die wachsen überall, aber einige Mariendisteln und …«
Der Wachtmeister unterbricht unwirsch die Unterhaltung mit dem Magier.
»Im Gegensatz zu deinem Bruder scheinst du ja recht gerne zu reden. Welchen Beruf hat der denn gelernt? Weshalb begleitet er dich?«
»Ich bin ihr Beschützer!«, sprudelt es selbstbewusst aus Dragon heraus.
»Beherrsche dich«, fordert Runa. Das wirkt sofort.
»Ich habe eine Tischlerlehre abgeschlossen und begleite meine Schwester«, fährt der Junge mit bewusst unsicherer Stimme fort. Er hofft, dadurch einen möglichen Verdacht zu zerstreuen.
»Also habt ihr kein bestimmtes Ziel, auf das ihr zusteuert?« Gwydion ist nicht so leicht zu täuschen. Sollten die Wanderer so harmlos sein, wie sie sich geben? Unbewusst glaubt er nicht daran. In früheren Schlachten und bei anderen Aufgaben hat ihn sein guter Instinkt bisher nicht im Stich gelassen. Und richtig, an ein Ereignis mit der Rothaarigen aus Homarket erinnert er sich jetzt auch. Sie hatte sich mit einem Mädchen gezankt, fällt ihm plötzlich ein, welches über ihre Füße gestolpert war und dadurch das gesammelte Geld verstreut hatte. »Du hast in dem Ort gebettelt, wie passt das dazu, dass du eine Ausbildung abgeschlossen haben willst?«
Runa wird es mulmig zumute. Warum hatte sie nur das Aussehen der jungen Streunerin gewählt? »Weil es leichter ist, bei einer Umwandlung eine bekannte Gestalt vor Augen zu haben, als sich eine erdachte vorzustellen. Da kann es schnell passieren, wichtige Einzelheiten zu vergessen. Aber weshalb ausgerechnet Katie?«
Sie legt unbewusst ihre Stirn in Falten, was dem skeptischen Gwydion nicht entgeht. Er betrachtet ihre Mimik aufmerksam, um eine Lüge erkennen zu können.
»Kaytlin war zu alt und Pulmoria einfach zu korpulent«, liefert sich Runa sofort die Begründung, »und das Mädchen hat grüne Augen, die stark leuchten, wenn sie aufgeregt oder wütend ist. Das hat mich schon als Fünfjährige fasziniert.«
»Was? Diese blöde Streunerin hat dich beeindruckt?«, Dragon kann es nicht fassen.
»Nur ihre Augen, vielleicht aber doch noch mehr?« Die Furchen auf ihrer Stirn scheinen sich zu vertiefen, dann antwortet sie Gwydion.
»Das war, weil mein, – ich wollte sagen, unser Vater Hilfe benötigte.«
»Stimmt«, fällt Dragon ein. »Er war aus dem Kirschbaum gefallen und hatte sich ein Bein gebrochen. In seinem Beruf als Schmiedegehilfe konnte er mit den geschienten Knochen mehrere Wochen nicht arbeiten.«
»Und deshalb erbettelte ich Geld für ihn.« Runa führt, erleichtert über den Einfall des Jungen, die Geschichte fort. Ihre Stirn glättet sich, und ihre Anspannung weicht einem Gefühl der Erleichterung.
»Wie passt das dazu, dass ihr jetzt hier herumwandert? Benötigt er eure Hilfe nicht weiter?«
Der Wachtmeister will offenbar nicht so schnell aufgeben. Er misst dem kleinen Versprecher durchaus Bedeutung zu. Etwas an der Erzählung erscheint ihm faul. Das könnte mehr sein, als die angebliche geschwisterliche Beziehung zwischen den beiden.
»Lass sie doch«, fordert jetzt der Magier. »Egal ob ihre Geschichte stimmt, oder nicht. Die Gesuchten sind sie nicht! Wenn wir uns nicht Creulons Unmut zuziehen wollen, sollten wir weiterreiten.« Der Mann wendet bereits sein Pferd und setzt es mit einem Schnalzen der Zunge in Trab.
»Was fällt dir ein?«, poltert Gwydion. »Ich gebe hier die Befehle. Wie willst du wissen, ob das nicht diejenigen sind, hinter denen wir her sind. Deren Erzählung klingt mehr als dünn und auch das Gesicht des jungen Mannes, der vermutlich nicht Katies Bruder ist, kommt mir bekannt vor. – Hey, bleib hier! – Aus der Miene des Jungen spricht reine Aufsässigkeit, und die kann ich nicht durchgehen lassen. Einem Wachtmeister des königlichen Heeres, der gleichzeitig der Vertraute des Heerführers ist, gebührt mehr Respekt.«
»Das ist mir egal«, entgegnet der Magier, der nicht daran denkt, anzuhalten. »Ich habe den Test gemacht, ob sie magische Fähigkeiten besitzen. Es ist daher unmöglich, dass wir nicht ihre wahre Gestalt zu sehen …«
Mehr bekommen Runa und Dragon von der Diskussion nicht mit, da mittlerweile nicht nur das Pferd des Wachtmeisters, sondern auch die Tiere der Soldaten in Trab fallen und davonstieben, dem Magier hinterher. Das sich entfernende Hufgetrappel übertönt die Worte.
»Puh, das war knapp!«, stellt Dragon erleichtert fest. Er wischt mit einer Handbewegung etwas Schweiß von seiner Stirn.
»Aber nur, weil du völlig untypisch für einen Beschützer, einen Gegner unnötig herausforderst. Dabei wäre es sinnvoll, eine mögliche Auseinandersetzung zu vermeiden.«
»Ich hatte plötzlich wieder vor Augen, wie mich dieser dunkle Zauberer mit Feuerkugeln angriff. Er war dadurch beinahe für unseren Absturz verantwortlich. Das Drachenblut reagiert manchmal unerwartet heiß, Schwesterchen!«
Sein verschmitztes Grinsen und der gesenkte Kopf tragen dazu bei, dass seine Augen wie die eines Hundes in die des Herrchens blicken. Um zusätzlich von seinem Fehlverhalten abzulenken, schiebt er eine Frage hinterher. »Aber was meinte der Magier, als er von einem durchgeführten Test der magischen Fähigkeiten sprach?«
»Ich kann es lediglich vermuten und gehe davon aus, dass er eine Überprüfung unserer Kräfte mit »Aperio« gemacht hat. – Wenn er nicht weiß, dass der von den Hexenmeistern gewobene Mix aus Zaubersprüchen unwirksam gemacht werden kann, wird er deine und meine Gestalt nicht infrage stellen. Ich bin deshalb überzeugt, dass sie trotz der vielen Fragen die erzählte Geschichte vielleicht im Detail, aber ansonsten nicht bezweifeln. Unabhängig davon könnten wir Zauberkräfte haben und womöglich zu Verbündeten der Gesuchten werden. In dem Fall hätte er uns als gefährlich eingestuft und zu überwältigen versucht. Er führte den Test heimlich aus, um uns gegebenenfalls durch einen Überraschungsangriff außer Gefecht setzen zu können. Dass die Täuschung gelungen ist, dafür hat Danryas Rat gesorgt. Unsere