Elduria - Dragon der Beschützer. Norbert Wibben
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»Das liegt doch auf der Hand. Ich habe uns mittels Magie so schnell wie möglich Richtung Grimgard geführt. Sollte ich den von dir erwähnten Schutz gewirkt haben, würden uns die Verfolgten wegen der unvermeidlichen Leuchterscheinungen, sobald Regentropfen darauf fallen, bereits von weitem bemerkt haben. So, wie ich Creulon verstanden habe, ist er der Meinung, dass das Mädchen über gewisse Zauberkräfte verfügt. Selbst wenn die nur gering sein sollten, was nicht bewiesen ist, hätte das Kind sofort gewusst, dass einer von uns Magie beherrschen muss.«
»Aber, falls wir we… – ha… hatschi – wegen Krankheit ausfallen, ist nichts – ha… ha… hatschi – gewonnen!«
»Dagegen kann ich etwas machen. Hey, jetzt lauf nicht weg. Ich werde die Erkältung schnell vertreiben. Du kannst mir vertrauen.«
Doch der alte Soldat scheint sich nicht sicher zu sein. Er weicht bis an eine Wand vor dem nachrückenden Magier zurück. In die Enge getrieben warnt er:
»Sollte der Spruch daneben gehen, kannst du was erleben!«
Die anderen zwei Bewaffneten grinsen über die Angst ihres Vorgesetzten. Wenn sie später ihren Kameraden davon erzählen, wird es ihnen schlecht ergehen, wie sie wissen. Der Wachtmeister versteht keinen Spaß, sollte seine Autorität durch derartiges Verhalten untergraben werden. Trotzdem finden sie allein diese Situation, in der sie den alten Haudegen ängstlich erleben, durchaus als lohnendes Erlebnis.
Währenddessen spricht der Magier: »Salvus«. Sofort fühlt sich Gwydion besser. Er will soeben noch dem unwiderstehlichen Drang zu niesen nachgeben, da ist der bereits verschwunden. Der Zauberer nickt zufrieden und wendet sich den anderen zu.
»Kann ich noch jemandem zu Diensten sein? Es tut auch bestimmt nicht weh!« Er hat offenbar deren Gefeixe bemerkt und schreitet grinsend auf die Männer zu. Die erheben sich stotternd.
»Ne… nein, Da… danke!«
»Wir s… sin… sind völlig ge… gesund.«
Sie versuchen, ihre Angst nicht zu zeigen, weichen aber vor dem Magier zurück.
»Seid ihr sicher? Es gibt kein leises Kribbeln oder eine verstopfte Nase? – Na gut. Falls sich das ändern sollte, wendet euch vertrauensvoll an mich. Fragt Gwydion, es ist völlig schmerzlos.«
Der Wachtmeister ist jetzt an der Reihe zu grinsen.
»Stimmt genau«, bestätigt er.
Die sich in den Schatten drückenden Kolkraben nimmt der alte Soldat erst in diesem Moment wahr. Er kraust die Stirn. Er überlegt, ob sie hier im Stall gewesen sein könnten. Oder sind sie ihnen gefolgt? Er ist unsicher, meint aber doch, zwei Schemen bemerkt zu haben, die über sie geflogen waren. Das war etwa in Höhe des letzten Hauses. Ob er den Magier auf die beiden Tiere aufmerksam machen soll? Er öffnet bereits den Mund, zuckt dann jedoch die Schultern. Die Vögel können keine Gefahr darstellen, ist er überzeugt. Er möchte sich nicht erneut dem Spott seiner Untergebenen aussetzen. Den Gefallen, dass sie ihn für abergläubisch halten, weil er Verdächtiges hinter schwarzen Vögeln vermutet, will er ihnen nicht tun. Er hatte durchaus, genau wie der Zauberer, deren grinsende Gesichter und das gegenseitige Anstoßen bemerkt.
Gegenmaßnahmen
Drakonia durchmisst mit großen Schritten den prachtvollen Thronsaal. Er ist an den Wänden überreich mit Verzierungen versehen und liegt jetzt im hellen Licht vieler Kerzenleuchter. Von unzähligen vergoldeten Flächen wird es strahlend zurückgeworfen. In diesem Raum ist lediglich ein Sitzmöbel aufgestellt. Unter einem rotsamtenen Baldachin steht etwas erhöht der verzierte Thron, auf dem die Königin sitzend die Normalsterblichen ihres Herrschaftsbereiches, aber oft auch ihre Vertrauten zu einer Audienz empfängt. Auf dem polierten Parkettboden liegen kostbare Teppiche, die weder von den zwei Besuchern noch von der Herrscherin beachtet werden. Der mit weißem Hermelinbesatz verbrämte purpurne Umhang weht hinter ihr her. Mit der zur Faust geballten rechten Hand schlägt sie dauernd in die linke.
»Wieso? – Ich verstehe dein Versagen nicht! – Es ist doch nur ein kleines Mädchen!«
Sie wandert seit Minuten aufgebracht durch den Raum und bleibt schließlich vor ihrem obersten Zauberer stehen. Drakonia nähert ihr Gesicht dem seinen, bis kaum noch ein Blatt dazwischen passen würde. Creulon weicht jedoch keinen Millimeter zurück. Die Herrscherin hebt voller Staunen ihre Augenbrauen. »Na? Welche Ausrede bekomme ich zu hören? Dir fällt doch sicher eine ach so kluge Entschuldigung ein. Los, heraus damit!« Der von ihrem Mund sprühende Speichel lässt den Schutzschirm um den Magier aufleuchten. Das führt zu einem neuen Wutausbruch. »Ha. Du wagst es, einen magischen Schutz zu nutzen und das in meinem Thronsaal? Fürchtest du dich so vor mir?« Die Frau fährt wie eine Furie herum und beginnt erneut mit ihrer Wanderung. »Wann machst du deinen Mund auf? Oder soll ich dir helfen?« Gleichzeitig mit den Worten zieht sie einen kleinen, seltsam verzierten Dolch unter ihrem Gewand hervor. Sie bleibt stehen, aber so, dass ihre Besucher sehen können, wie sie den Gegenstand versonnen betrachtet. Die Königin spricht leise, wie zu sich selbst. »Dieses unscheinbare Messer besitzt die Fähigkeit, jeden magischen Schutz zu durchdringen. Wenn ich damit durch einen Schutzschirm stoße, gibt es nicht einmal das sonst übliche Aufleuchten, lediglich das hervorschießende Blut zeigt an, das etwas geschehen ist. – Was passiert wohl, falls ich meinen obersten Heerführer beauftrage, den angeblich größten Zauberer Merions und Eldurias zum Sprechen zu bringen?« Drakonia dreht sich langsam um. Ihr Blick fällt auf Owain, der abwartend einen Schritt neben Creulon steht und wie dieser den derart gefährlich beschriebenen Gegenstand fixiert.
Der dunkle Magier zeigt ein verhaltenes Lächeln, bevor er seine Lippen öffnet. Er hat lange damit gewartet, um deutlich zu machen, wie wenig er sich fürchtet, auch nicht vor dem spitzen Dolch. Da er Owain wiederum alles zutraut, der der Herrscherin blind ergeben ist, erhebt er nun doch seine Stimme. Sie klingt völlig emotionslos. Die Worte kommen langsam und fast ohne Betonung. Damit will Creulon demonstrieren, dass ihn die Drohung kalt lässt.
»Meine kluge Königin! Gestattet mir, euch das fehlende Wissen mitzuteilen.«
Das breite Grinsen auf Drakonias Gesicht spricht für sich. Sie ist überzeugt, den Zauberer mit ihrem kleinen Trick hereingelegt zu haben. Dass der Dolch lediglich ihr Brieföffner ist, der keinerlei magiebrechende Eigenschaften besitzt, meint nur sie zu wissen. Sie ist sich dennoch nicht hundertprozentig sicher. Wenn sie das leise Lächeln auf Creulons Lippen richtig interpretiert, könnte er vermuten, oder zumindest ahnen, was das Messer tatsächlich ist. Owains Miene bleibt unbeweglich, als der Magier auf ein huldvolles Nicken der Königin hin zu sprechen beginnt.
»Das Mädchen mag klein sein, doch ungefährlich ist es nicht! Ich habe von dem Zauberer, der Gwydion, Owains Wachtmeister und seine Männer begleitet, erfahren, dass es nicht allein unterwegs ist. Ein Junge reist in ihrer Gesellschaft, der offenbar auch die Gestalt eines Drachen annehmen kann …«
»Was sagst du? Wer behauptet das?«
»Der soeben erwähnte Zauberer. Doch auch ich habe den Lindwurm kennengelernt, obwohl es außer dem einen, der in unserem Gewahrsam ist, keine zweite dieser Kreaturen in diesen Landen geben dürfte. Er spuckte mir seinen heißen Feueratem direkt ins Gesicht. – Aber darum geht es nicht. Das geschah, als ich das Mädchen fast gestellt hatte. Sie befand sich zu der Zeit im Haus einer alten Gegnerin, wie ich im Nachhinein feststellen musste und was gleichzeitig ihr Entkommen erklärt.«
Drakonia starrt den