Elduria - Dragon der Beschützer. Norbert Wibben

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Elduria - Dragon der Beschützer - Norbert Wibben Elduria

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wenn er es trinkt. Doch ein Ganzkörperbad ist nicht wirklich sein Lieblingsding. Dennoch war er damals erleichtert, den von dem kleinen Wasserlauf gespeisten Teich getroffen zu haben.

      Dragon schüttelt sich heftig, als er an das ihn umhüllende Nass zurückdenkt. »Da habe ich unwahrscheinliches Glück gehabt!«, spricht er zu sich selbst. »Ich wollte gleich bei meinem ersten Flug die Geschwindigkeit des schnellsten Vogels überbieten und habe mir das eine Lehre sein lassen.«

      Das leise geführte Selbstgespräch des Jungen weckt Runa. Sie steht sofort an seiner Seite und hält den gespannten Bogen in Händen, ohne sich dessen bewusst zu sein. Sie handelte automatisch, mit der einer Elfe typischen Schnelligkeit.

      »Wo sind die Feinde?«, flüstert sie leise und lässt ihren Blick umherschweifen. Doch in der Dunkelheit kann sie nichts erkennen. Sie hatten nur einen kurzen Flug zu dem Gipfel eines kleinen Berges gewagt, um die Kräfte des Mädchens nach dem Zusammenbruch nicht zu überfordern. Die Landung in der Dämmerung und die Position in luftiger Höhe waren vermutlich der Anlass zu Dragons Träumen.

      Sie waren den Rest des Tages in der Gestalt von Wanderfalken Richtung Burganlage des Hexenmeisters geflogen. Es erschien ihnen zu gefährlich, sich als Drache und Drachenreiter dorthin zu begeben. Sobald sie die Burg in der Ferne erblickten, landeten sie auf dem Berggipfel, von wo aus sie sich am kommenden Tag einen Überblick über das vor ihnen liegende Gebiet verschaffen wollten. Erst danach beabsichtigten sie, zu entscheiden, in welcher Gestalt sie sich weiter nach Osten vorwagen und der Festung Drakonias nähern sollten.

      Der dunkle Magier hatte sie vermutlich nicht bewusst wahrgenommen, als sie seine Burganlage überfliegen wollten. Trotzdem könnte er jetzt gezielt nach der Silhouette eines fliegenden Drachen Ausschau halten. Möglicherweise wären sie sogar in der Nacht nicht sicher, wenn er zur Überwachung unbekannte magische Hilfsmittel einsetzen kann.

      Deshalb war es äußerst klug von ihnen, die Rast zum Schlafen zu nutzen, um ihre Kraftreserven aufzufüllen. Außerdem dachten sie an die Worte Willards. Der Bauer hatte sie gewarnt, dass es drei Burgen im Osten Merions gibt, die Drakonias Festung zum Schutz zu allen Richtungen hin abschirmen. Der Mann nannte das Gebiet Triqueta. Aus der westlichsten dieser Anlagen heraus hatte der Hexenmeister sie mit Feuerkugeln attackiert. Als Falken hoffen sie, ihn am kommenden Morgen zu überlisten und näher an Grimgard herankommen zu können.

      »Ich habe geträumt, wie ich das erste Mal fliegen konnte«, beginnt Dragon mit seiner Entschuldigung, da er eigentlich Wache halten wollte. »Das war gar nicht so einfach, denn … Aber das ist nebensächlich.« Der Junge schluckt. »An den folgenden Tagen hat mir meine Lehrerin Moira erklärt, was ein Drachensucher macht, an welchen Merkmalen dieser zu erkennen ist, und was ich als Gestaltwandler zu beachten habe. Das war der von mir erwähnte Schnellkurs, den ich erhielt. Trotzdem habe ich in der kurzen Zeit mehr über Elfen, Zauberer und dunkle Magier gelernt, als in den Jahren zuvor. Nach einer Woche verabschiedete ich mich von der Ausbilderin. Ich wollte zum Festland und dort Erfahrungen sammeln. Ich war der Ansicht, lernen zu müssen, wie sich Menschen verhalten, wie sie denken und womöglich auch fühlen. Deshalb nahm ich seitdem nur selten die Gestalt eines Drachen an. Meist begnügte ich mich damit, eine Zauneidechse zu sein. Das erinnerte an meine Zeit, bevor ich fliegen konnte.«

      Die einkehrende Pause beweist, dass er kurzzeitig in Gedanken auf der Insel, in seiner Heimat weilt.

      »Als Fünfjähriger wanderte ich durch Elduria, umging den Elfenwald, in den ich nicht einzudringen vermochte und landete schließlich in Homarket. Ich war bei deiner Ankunft erst seit einigen Wochen im »Fuchs und Gans« beschäftigt, wo ich von der Wirtin als Knecht eingestellt worden war.« Der Junge blickt Runa verschämt an. »Ich wollte jetzt nicht davon ablenken, dass ich auf Wache eingeschlafen bin. Da uns jedoch offensichtlich nichts geschehen ist, haben wir, besonders aber ich als dein Beschützer, erstaunlich viel Glück gehabt. – Du hattest mich mal gefragt, woher ich in das Gasthaus in Homarket gekommen war. Was ich dir soeben sagte, ist die Erklärung.«

      Das Mädchen hat inzwischen den Bogen sinken lassen und ihn und den Pfeil verkleinert wieder in einer Hosentasche verstaut.

      »Aha. Danke für die Erläuterung. Da ich mittlerweile weiß, dass du in deiner eigentlichen Gestalt ein Drache bist, der wegen seiner Fähigkeit des Gestaltwandelns meistens als Junge auftritt, hatte ich nicht erwartet, von deinen Eltern zu hören.«

      »Ähem«, Dragon ist unsicher. »Die kenne ich auch lediglich aus Moiras Erzählungen. Das ist ähnlich wie bei dir, wobei du Atropaia als Erzieherin hattest.«

      »Die wir zu retten aufgebrochen sind. – Ob wir uns bei Danrya erkundigen sollten, wie es ihr mittlerweile ergangen ist? Sie hat es womöglich mit unseren Verfolgern zu tun bekommen.«

      Da Dragon nickt, versucht Runa sofort, einen Kontakt mit der Elfe herzustellen. Damit will sie gleichzeitig testen, ob das über die inzwischen beträchtliche Entfernung möglich sein wird. Danrya hatte das behauptet. Das Mädchen beabsichtigt nicht, ihre Worte in Frage zu stellen. Trotzdem scheint es ihr unwahrscheinlich, sich allein mittels Gedanken …

      »Doch, mein liebes Kind, das ist tatsächlich so!« Danryas Stimme unterbricht Runas Gedankengänge. Sie entschuldigt sich sofort, nur einen Moment daran gezweifelt zu haben. »Das macht nichts«, sendet Danrya zurück. »Du bist erst seit kurzem darin geübt, Zauber anzuwenden, da ist deine Skepsis durchaus verständlich. – Hast du einen bestimmten Grund, weshalb du mich kontaktierst? Bist du in Gefahr?«

      »Die besteht im Moment nicht«, funkt Dragon dazwischen. »Aber wir haben inzwischen einiges erlebt und sind nur knapp unseren Häschern entkommen.«

      Der Junge und das Mädchen berichten abwechselnd, was ihnen seit ihrer Trennung von der Elfe widerfahren ist. Sie beginnen bei Willard und versuchen, die Ereignisse im Wirtshaus »Hai und Makrele« in Ostford nachträglich ungefährlicher aussehen zu lassen, als sie waren. Die Attacke durch den Magier aus einer Burg, die sie der Triqueta zuordnen, führt zu einer sofortigen Reaktion Danryas. Sie hat bis dahin atemlos aber zitternd dem Bericht gelauscht.

      »Halt, einen Moment. Ich sehe schon, ihr habt euch bisher als allen Gefahren gewachsen erwiesen. Dafür habt ihr meine Anerkennung verdient. Das beweist gleichzeitig, dass es vielleicht besser gewesen wäre, wenn ich euch begleitet hätte. Doch diesen Angriff des Hexenmeisters solltet ihr nicht so leicht abtun.«

      »Warum?«, unterbricht Dragon die Elfe. »Wir sind ihm, zwar mit Glück, aber auch mit ein wenig Geschick entkommen.«

      »Das bezweifle ich nicht«, entgegnet Danrya. »Dieser eine dunkle Magier ist fast noch gefährlicher als Creulon. Und den habt ihr bisher nicht in voller Aktion erlebt. – Ihr beabsichtigt also, bis nach Grimgard vorzustoßen. Dass ihr dazu in das Gebiet der Triqueta vordringen müsst, habe ich nicht bedacht. Ich werde womöglich mit zunehmendem Alter schusselig!«

      Diesmal antwortet Runa.

      »Das ist einer der Gründe, weshalb wir uns bei dir melden. Wir hoffen, einen Hinweis zu bekommen, wie wir am besten nach Grimgard vorstoßen sollen.«

      »Das ist nicht so leicht zu beantworten. Was hattet ihr euch überlegt? Dass du auf Dragon in Gestalt eines Drachen reitend in das Gebiet eindringen kannst, so sorglos werdet ihr sicher nicht sein.«

      »In meiner Drachengestalt hätte ich eine nicht zu unterschätzende Geschwindigkeit. Ich könnte außerdem Feuer spucken und …«

      »Er will dich nur herausfordern«, unterbricht Runa den Jungen.

      »Das habe ich mir schon gedacht. Ich kann nicht glauben, dass er so leichtfertig euer Leben in Gefahr bringen würde. Er ist schließlich dein Beschützer und nimmt seine Aufgabe

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