Elduria - Dragon der Beschützer. Norbert Wibben
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Читать онлайн книгу Elduria - Dragon der Beschützer - Norbert Wibben страница 11
Die zwei Kolkraben verändern ihre Gestalt immer schneller. Sie schleichen unbeholfen Richtung Scheunentor. Mit vereinten Kräften schaffen sie es, das Tor zu öffnen, dann huschen sie hinaus. Draußen bleiben sie im Sternenlicht stehen und wundern sich über ihr Aussehen. Runa ist fast Mensch, aber noch mit unzähligen schwarzen Federn überzogen. Er ist dagegen bereits ein Drache, dessen Maße noch beständig anwachsen.
»Steig auf meinen Rücken«, fordert Dragon. »Ich bringe uns besser fort von hier.«
»Ich weiß, was geschieht«, meldet sich Danrya, bevor das Mädchen seinen Sitz auf der Schulter des Freundes eingenommen hat. »Die Hexenmeister haben offenbar einen speziellen Schutz über die Region der Triqueta gewoben. Es könnte eine Mischung aus »Deduco defensio«, »Aperio« und weiteren Zaubern sein. Dadurch werden alle Lebewesen auf dem Gebiet der Triqueta in ihrer wahren Gestalt gezeigt werden, sollte sie durch Magie geändert worden sein. Aber das werden sie nur machen, wenn sie vermuten, …«
», … dass wir das Aussehen verändert haben könnten und auf dem Weg zu Drakonias Burg sind. Dass Creulon unsere Zielrichtung kennt oder auch nur vermutet, haben wir gestern Abend von den Verfolgern erlauscht.« Runas Unterbrechung bestätigt Danryas Vermutung.
»Dann ist die Absicht klar, die Hexenmeister sollen durch einen Zaubermix verhindern, dass ihr euch unerkannt bis zur Festung Grimgard durchschlagen könntet. Hoffentlich nutzen sie nicht noch weitere Sprüche, die womöglich Runas magische Fähigkeiten stark schwächen. Der Zauber ist auch so schon schwierig genug zu brechen, da er sich sogar auf die Kräfte eines Gestaltwandlers auswirkt.«
»Was können wir dagegen machen?« Runa sitzt auf dem Drachenrücken. »Als Kolkraben sind wir bisher gut und unerkannt vorangekommen. Doch Creulon will offensichtlich mit allen Mitteln verhindern, dass wir ungesehen bis zur Festung Drakonias vorstoßen können. – Wenn das so ist, kann uns Dragon besser jetzt als Drache in Sicherheit bringen, bevor wir gesehen werden.«
»Und genau das mache ich nun! Halte dich fest, es geht los«, fordert der Junge.
»HALT!«, widerspricht die Elfe eindringlich. »Deine Drachenkräfte werden von diesen Zaubern nicht beeinflusst, das ist wahr. Sie wirken lediglich auf das Vermögen, die Gestalt zu ändern. Was aber wichtiger ist, Runa vermag vermutlich nicht, euch mit einem wirksamen Schutz zu umgeben. Das wird durch den Mix der Sprüche sicher verhindert werden. Dabei wäre das extrem notwendig, da die große Drachengestalt weithin sichtbar sein wird. Jeder auch nur wenig begabte Zauberer könnte euch in Sekundenbruchteilen töten. Falls die Hexenmeister zusätzlich noch andere Magie nutzen, womöglich spezielle Offenbarungszauber, könnten sie dadurch erfahren, was euer aktueller Aufenthaltsort ist und gezielt angreifen.«
»Was können wir dann machen? Einfach abwarten, bis wir getötet oder gefangen genommen werden? Nicht mit mir. Mein Feueratem wird denen schon zeigen, wie gefährlich ein Drache ist.«
»Halt, stopp, mein junger, ungestümer Freund. Es gibt die Möglichkeit, etwas gegen diesen Zaubermix zu unternehmen.«
»Was muss ich machen?« Runa klingt erleichtert. Sie hatte schon befürchtet, ihren Plan, in Grimgard nach Atropaia zu suchen, aufgeben zu müssen. Sie hofft, dort ihre Amme finden und befreien zu können, auch wenn deren Verschleppung bereits sieben Jahre zurückliegt. Wenn es eine Möglichkeit gibt, diese Zauber außer Kraft zu setzen, wird sie sie nutzen.
»Du musst zuerst sieben Mal »Firmo defensio« sprechen und dir abwechselnd die Hände auf Stirn, Herz und Bauch legen. Beginne bei deinem Herzen und ende auch dort. Anschließend wiederholst du das bei Dragon. Damit stärkst du eure möglicherweise geschwächten Kräfte und eure Verteidigung gegen Flüche. Anschließend musst du ohne große Verzögerung »Remittere« nutzen, um dadurch den Einfluss der Sprüche zurückzuwerfen. Nachdem du den Zauber dreimal gesagt hast, wobei du mit den Händen eine Glocke um dich und Dragon beschreibst, nutzt du noch »Occulus magus«. Der Spruch muss lediglich einmal gesprochen werden, dafür aber täglich, wobei du auf dich und deinen Beschützer deutest. Dadurch werden eure magischen Kräfte verborgen, was auch die Anwendung von Offenbarungssprüchen durch Creulon oder seine Hexenmeister nutzlos machen wird.«
»Das klingt ein wenig kompliziert. Wenn ich mich richtig erinnere, sind die Sprüche im Anhang des Buches »Insel der Drachen« aufgeführt. Die notwendige Häufigkeit für das Aufsagen jedoch nicht.«
»Das ist doch einfach«, beginnt Dragon. »Du musst die Stärkung unserer Kraft sieben Mal aufrufen, danach dreimal den Einfluss fremder Zauber zurückweisen und unsere Magie täglich vor anderen verbergen.«
»Es ist gut, dass du so genau aufgepasst hast. Ich drücke euch die Daumen. Falls das Vordringen zu Drakonias Festung doch zu gefährlich werden sollte, kehrt unverzüglich um. Ich weiß zwar, dass du, Runa, Atropaia so schnell wie möglich befreien möchtest, aber das können wir auch dann machen, wenn ich alle Elfen von der Notwendigkeit gemeinsamen Vorgehens überzeugt habe.«
»Nein!«, widerspricht das Mädchen vehement, »ich habe schon zu viele Jahre ungenutzt verstreichen lassen. – Ich drücke dir die Daumen, dass du mit deiner Mission erfolgreich bist. Jetzt werde ich sicherstellen, dass wir weiter unerkannt vorangehen können.«
Danrya hat keine andere Reaktion Runas erwartet. Deshalb ist sie keineswegs enttäuscht, sondern vielmehr ein wenig stolz auf die junge Elfe. Denn für sie ist die Tochter Raikas genau das.
Drachenblut
Für den Rest der Nacht kehren Dragon und Runa nicht in die Scheune zurück. Nach der Anwendung der von Danrya benannten Zaubersprüche sind die magischen Fähigkeiten der Freunde wiederhergestellt. Trotzdem verwandeln sie sich nicht erneut in Kolkraben, jedenfalls nicht sofort. Obwohl die Dämmerung noch fern ist, und sie mit dem schwarzen Gefieder kaum bemerkt werden könnten, befürchten sie, alleine dadurch die Aufmerksamkeit anderer auf sich zu lenken. Denn weder der Junge noch das Mädchen können sagen, ob diese Vögel in der Nacht unterwegs sind. Sie entscheiden sich deshalb dafür, die Gestalten von Erwachsenen anzunehmen, die sich nach ihrer Ausbildung auf Wanderschaft begeben haben. In manchen Berufen ist das üblich, um weitere Erfahrungen zu sammeln und den Horizont zu erweitern.
Das Aussehen Runas erinnert stark an das von Katie, dem rothaarigen Mitglied der Straßenbande, die das Mädchen vor sieben Jahren an Kaytlin, die Wirtin von »Fuchs und Gans« verkaufen wollte. Dragon ähnelt wiederum Willard, dem Bauern aus Ochsenham. Um sich in eine andere Gestalt zu verwandeln, ist erforderlich, sich diese genau vorstellen zu können. Deshalb ähneln die Freunde den von ihnen gewählten Vorbildern, auch wenn kleinere Veränderungen eingeflossen sind.
Eine Umwandlung in die Rabenvögel erscheint schnell erstrebenswert, da sie als Wanderer viel langsamer vorwärtskommen. Die Sonne strahlt inzwischen vom leuchtend blauen Himmel, und die Landschaft wirkt vom gestrigen Regen wie frisch gewaschen. Nach dreistündiger Wanderung ist der bisher zurückgelegte Weg nicht besonders groß. Doch unerfreulicherweise scheinen die Häuser hier dichter, als anderswo zu stehen. Wo das nicht der Fall ist, begegnen ihnen Bauern mit Fuhrwerken und auch Reiter, oder sie werden von anderen überholt. Dadurch bekommen sie nicht die Gelegenheit, unbemerkt ihre Gestalt zu ändern, selbst wenn sie sich hinter einem Gebüsch verbergen wollten. Hinzu kommt, dass es diesen Bewuchs nur vereinzelt gibt und in den seltenen, unbeobachteten Augenblicken keine Bäume am Wegrand stehen. Notgedrungen wandern sie weiter und hören schon bald Hufgetrappel, das zum wiederholten Mal Reiter ankündigt, die sie gleich überholen werden. Doch die Männer, es sind vier, umringen sie und betrachten sie prüfend.
»Woher des Wegs?«, fragt Gwydion.
»Dragon,