Louba der Spieler. Edgar Wallace
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Читать онлайн книгу Louba der Spieler - Edgar Wallace страница 5
»Ich erwarte niemand«, sagte er. »Miller wird schon aufpassen.«
Sein Diener Miller öffnete gerade zwei Herren, die er nicht gut von sich aus abweisen konnte, die Tür. Er bat sie, einen Moment zu warten, während er sie anmeldete.
»Wer ist da?« rief Louba, als der Diener an der Tür klopfte.
Das Mädchen sprang entsetzt auf, als es die Namen hörte.
»Papa und Jimmy! Um Gottes willen - lassen Sie mich weg! Wie komme ich hinaus?«
»Die Treppen können Sie nicht mehr benützen. Bleibt nur das Fenster. Vielleicht ist es besser, ich empfange die Herren erst gar nicht«, beruhigte sie Louba.
»Das geht nicht! Jimmy schöpft sofort Verdacht. Wie kann man durch das Fenster entkommen?«
»Über die Feuerleiter. Allerdings wird die Alarmvorrichtung läuten … Wenn Sie unten ankommen, müssen Sie schnell um die Hinterfront des Hauses herumlaufen, damit Sie niemand sieht. Keine Angst, es wird schon gutgehen.«
Er hatte das Fenster aufgeklinkt und zog wie besessen daran, um es zu öffnen. Alle Kraftanwendung nützte nichts, und er rannte zur Tür, vor der Miller wartete.
»Was ist mit dem Fenster los, Miller?« rief er hinaus.
»Der Riegel, Sir, der Riegel am unteren Rahmen!«
Louba lief zurück zu dem Fenster, vor dem schluchzend das Mädchen stand.
»Ist es nicht doch besser, wenn ich die Herren wegschikke?« flüsterte Louba und riß sich dabei die Finger blutig bei dem vergeblichen Versuch, den verklemmten Riegel zu lockern.
»Nein, nein!« Das Mädchen war völlig kopflos vor Aufregung. »Jimmy sah, wie wir einmal ein paar Worte miteinander wechselten - er wird etwas erraten. Ich muß fort, und wenn wir das Fenster einschlagen müssen!«
Endlich gelang es ihm, den Riegel hochzuziehen und das Fenster aufzustoßen. Ohne ein Wort des Abschieds stieg sie hastig auf den Sims und kletterte in wilder Eile die Feuerleiter hinunter. Die letzten Sprossen übersprang sie, nur einen kurzen Moment schrillte die zur Sicherung gegen Einbrecher dort angebrachte Alarmklingel, dann stand sie auf der Erde und verschwand gleich darauf in der nebligen Dunkelheit des Londoner Abends.
»Miller, lassen Sie die Leute herein«, rief Louba und öffnete die Tür.
Hastig wickelte er sich ein Taschentuch um den verletzten Finger und ging dann den Gästen entgegen.
»Entschuldigen Sie, daß ich Sie so lange warten ließ! Ich war ein wenig eingeschlafen … , aber ich freue mich sehr, Sie zu sehen - treten Sie doch näher.«
Die Besucher schienen etwas anderes erwartet zu haben, und nach ganz kurzer Zeit verabschiedeten sie sich wieder ziemlich verlegen.
Gleich nachdem die Tür zugefallen war, verflog die Höflichkeit auf Loubas Gesicht und machte einem mürrischen Ausdruck Platz. »Miller!«
»Jawohl, Sir«, der Diener erschien sofort.
»Warum war der Fensterriegel so verklemmt? Ich habe mir einen Nagel abgebrochen, bevor ich ihn verschieben konnte.«
»Ich hatte ihn mit dem Hammer festgeschlagen, Sir. Im Hinblick auf die Feuertreppe vor dem Fenster erschien mir das sicherer.«
»Mußten Sie das so machen, daß ich fast das ganze Gebäude aus dem Fundament heben mußte, um das Fenster öffnen zu können?« fragte Louba ärgerlich.
»An einem nebligen Abend wie heute kann man die Wohnung nicht fest genug verschließen, Sir«, entgegnete Miller mit einem schwachen Versuch, die Sache auf die leichte Schulter zu nehmen. Die schlechte Laune seines Herrn wurde dadurch nicht besser.
»Was soll denn das heißen?« rief Louba mißtrauisch.
»Nichts Besonderes«, erwiderte der Diener mit dem unschuldigsten Gesicht der Welt. »Ich meinte nur, daß Sie sich vor Einbrechern schützen sollten.«
Louba knurrte ungeduldig und ging ins Zimmer zurück.
Er blickte aus dem Fenster, verfolgte mit den Augen die schwachen Konturen der Feuertreppe. Allerdings, auf diesem Weg konnte man leicht einbrechen …
Langsam schloß er die Fensterflügel, zog die Vorhänge ganz dicht zu und ging dann zur Zimmermitte - dort blieb er stehen und kaute nachdenklich an einem Finger.
Er war ein vielgehaßter Mann. Es gab Leute … Ach was! Verächtlich zuckte er mit den Schultern.
Kapitel 4
Wenige Tage nach dem Vorfall in Loubas Wohnung unterhielt sich dasselbe Mädchen leise mit einem Mann in weißem Laboratoriumskittel, der ein Reagenzglas in der Hand hielt. Die letzten Strahlen der untergehenden Sonne fielen durch die Milchglasscheiben des Fensters und warfen einen hellen Fleck auf das unscheinbare, fast häßliche Gesicht des Mannes.
Er gab sich offensichtlich den Anschein, mit dem Reagenzglas beschäftigt zu sein. Das Mädchen selbst stand gegen die halboffene Tür gelehnt und flüsterte hastig.
»Verstehen Sie doch, es ist besser, wenn Sie jetzt gehen«, sagte er, ohne den Kopf zu wenden. »Wir dürfen nicht im Gespräch miteinander ertappt werden.«
»Natürlich nicht - aber ich fürchte, er hat uns schon vorher miteinander sprechen sehen.«
Ein Geräusch hinter ihr ließ sie erschrecken und sich umdrehen. Sie blickte in die ernsten, gütigen Augen gerade des Mannes, von dem sie am wenigsten hier gesehen werden wollte.
»Oh, Papa … Ich hörte dich gar nicht kommen. Gerade wollte ich nach dir schauen«, stammelte sie. »Willst du nicht eine Tasse Tee trinken, bevor du wieder zu arbeiten anfängst?«
»Natürlich, Kate, gerne!«
Er wechselte ein paar Worte mit seinem Assistenten und ging dann mit dem Mädchen in die Wohnung hinauf.
»Ich dachte immer, du machst dir nichts aus Barry«, bemerkte er nach einer Weile, als sie am Tisch saßen.
»Zuerst war er mir auch unangenehm«, antwortete sie. »Aber ich glaube, ich habe nur seine Art mißverstanden.«
»Kann sein … Er muß hier noch eine ganze Menge lernen, wenn er auch ein guter Arbeiter ist. Pünktlich ist er gerade nicht.«
Nachdenklich runzelte er die Stirn. Sein Zweifel an der Redlichkeit Charles Berrys wuchs ständig. Wertvolle Instrumente waren seit dem Eintritt Berrys aus dem Laboratorium verschwunden.
Am nächsten Morgen stand Kate früh auf und schrieb einen Brief, den sie dann in ihre Handtasche steckte. Beim Fortgehen traf sie die Haushälterin.
»Miss Kate, gehen Sie schon aus?« wunderte sich die Frau. »Vor dem Frühstück?«
»Ja, ich muß. Ich gehe nach Covent Garden, um Blumen einzukaufen - dann treffe ich eine Freundin. Vielleicht bleibe ich sogar