Louba der Spieler. Edgar Wallace
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Читать онлайн книгу Louba der Spieler - Edgar Wallace страница 6
Am Abend brachte die Post den Brief, den das Mädchen geschrieben hatte, bevor es weggegangen war. Der Umschlag trug den Poststempel Dover.
Charles Berry kam an diesem Tag nicht zum Dienst und wurde auch nie wieder im Hause seines Arbeitgebers gesehen. Nachforschungen nach ihm hatten keinen Erfolg.
Kate war indessen längst über alle Berge. Sie hatte Charles Berry, mit dem sie sich zuletzt ganz gut verstanden hatte, fast vergessen. Bei ihr war Emil Louba, der ihren Hang zur Romantik geschickt ausgenutzt hatte und dem sie bis hierher nach Kairo gefolgt war. Sie saßen jetzt nebeneinander auf einem der flachen Dächer und blickten auf das Labyrinth der engen Straßen hinab.
»Ich kann es kaum glauben, daß das alles echt ist!« rief Kate.
»Es ist echt, ganz echt«, erwiderte er stolz. »Du hast den grauen Alltag hinter dir gelassen und beginnst jetzt zu leben. Ich wußte, daß wir eines Tages zusammen hier sein würden.«
»Wie konntest du das denn wissen …?«
»Ich wollte dich hierherbringen, und was ich will, setze ich durch. Ich wollte dich von diesem Burschen fortholen …, und ich habe es fertiggebracht.«
»Meinst du Jimmy?«
»Ja.«
Er stieß das Wort bösartig hervor.
»Mein Gott, du sagst das in einem Ton, als ob du ihn geradezu haßtest. Jimmy hat dir doch noch nie etwas zu Leide getan.«
Er lachte leise und zuckte mit den Schultern.
Etwas später am Abend, als es kühler geworden war, gingen sie noch ein wenig im Bazar spazieren. Kate ließ sich ganz gefangennehmen von all den Merkwürdigkeiten. Selbst der schmierigste Bettler erschien ihr romantisch und ausgesprochen orientalisch.
Besonders das Feilschen hatte es ihr angetan. Diese orientalische Methode des Kaufens und Verkaufens fand sie reizend.
Dagegen nahm sie alles übel, was irgendwie englisch aussah. Den Herrn, dem man den Engländer von weitem ansah und der sie am Ärmel zupfte, als Louba einen Augenblick mit einem Händler in dessen hintere Verkaufsräume verschwand, bedachte sie mit einem sehr unfreundlichen Blick.
»Verzeihen Sie, brauchen Sie vielleicht irgendwelche Hilfe?« fragte der Mann etwas verlegen und zugleich eifrig. »Sie scheinen ganz allein hier zu sein - nur mit Louba. Wir sind weit entfernt von England, und …«
»Wir sind zwar weit genug von England entfernt, aber das ist noch lange kein Grund zur Aufdringlichkeit«, versetzte Kate zornig. »Ich kenne Sie ja gar nicht.«
»Das stimmt. Dafür kenne ich Louba, und Sie sehen nicht gerade so aus, als ob er die richtige Gesellschaft für Sie wäre.«
»Ich kenne ihn gut genug, um seine - Freundschaft zu schätzen«, sagte sie und wandte sich empört ab.
»Natürlich, ich bin ein Fremder für Sie«, entgegnete er ruhig. »Und ich kann Sie nicht darum bitten, mir zu vertrauen. Dennoch möchte ich Ihnen raten - fahren Sie so schnell wie möglich nach Hause. Ganz egal, was Sie dort erwartet; verlassen Sie Louba, solange Sie noch was vom Leben erwarten.«
Bevor sie antworten konnte, trat er schnell einen Schritt zurück, versteckte sich hinter einem Stapel von Teppichen und war im nächsten Augenblick in einer der schmalen Gassen, die vom Hauptbazar abzweigten, verschwunden.
Loubas Anblick hatte ihn verscheucht. Der war eben mit dem Ladeninhaber vor die Tür getreten und schaute einem Kunden nach, der mit einem Gegenstand unter dem Arm durch das Menschengewühl rannte.
»Interessant«, bemerkte Louba, als er wieder bei Kate war. »Für einen wertlosen Plunder hat der Mann da einen lächerlich hohen Preis gezahlt und macht sich jetzt davon, als hätte er Angst, daß ihm jemand seinen Schatz abjagt.«
»Was war es denn?« fragte Kate.
»Ein Kästchen, mit Glasperlen und farbigem Glas verziert.«
Seine Brauen zogen sich zusammen. Falls etwas zu gewinnen war, dann sah er es nicht gerne, wenn ein anderer der Gewinner war.
»Hm«, sagte er nach einer Weile. »Ich hätte gerne gewußt, was diese Sache zu bedeuten hat.«
Kate war auf dem Heimweg bei weitem nicht so aufgeräumt wie vorher beim Aufbruch. Der Zwischenfall mit dem englischen Herrn hatte den Glanz ihres romantischen Abenteuers erheblich getrübt.
Die Sonne ging unter, als sie den niedrigen Hügel hinaufstiegen; beim Zurückschauen sah die Stadt schmutzig und öde aus.
Sie schmiegte sich enger an Louba.
Mit noch größerer Begierde als sonst lauschte sie seinen extravaganten Komplimenten und hielt nun desto leidenschaftlicher an ihrem romantischen Traum fest, weil ein kühler Hauch der Wirklichkeit sie gestreift hatte.
Sie lächelte, als sie den eingezäunten Garten des Hauses auf dem Hügel erreichten. Dann blieb sie plötzlich erschrocken stehen - drei Schritte vor ihr ging Charles Berry vorbei und sah sie an.
Sie schauderte und lehnte sich an Louba, als sie den Haß in den Augen Berrys gewahrte. Hatte er die Zurücksetzung nicht vergessen? - War er ihr bis hierher gefolgt?
Es fröstelte sie.
»Gehen wir hinein, komm«, sagte sie zu Louba. »Mir ist kalt.«
Kapitel 5
»Liebe Kate, ich weiß mir kein größeres Vergnügen, als dich mit meinen vielen Fehlern zu verschonen! Wenn es mir nicht gelingt - rege dich nicht darüber auf. Ich bitte dich inständig!«
Abgestumpft und fast gleichgültig schaute sie ihn an. Sein hämisches Lächeln, sein frecher Blick, selbst die offene Verachtung in seinen Augen konnten sie längst nicht mehr aufregen.
Mit halboffenem Mund wartete sie auf die Fortsetzung seiner Rede. Der Spott in seinem Ton, seine gehobene Laune bedeuteten nichts Gutes. Das wußte sie aus bitterer Erfahrung.
»Ich habe das Mißgeschick, dir schon seit einiger Zeit zu mißfallen«, fuhr er endlich fort. »Das quält mich …, und ich will unbedingt dein Glück vor meinem eigenen berücksichtigen.«
Er zündete sich sorgfältig eine Zigarre an und warf das Streichholz in den dunklen Garten hinaus.
Im Zimmer war kein Licht. Sie standen sich in dem matten gelben Schein gegenüber, der durch die Glasscheibe der Tür fiel.
Sie war eben aus den hellerleuchteten Räumen geflohen, in denen Louba sein altes Geschäft betrieb - sich auf Kosten anderer Leute zu bereichern. In diesem kleinen Zimmer auf der Rückseite des Lokals saß sie abends gewöhnlich stundenlang.
»Hast du vorhin wirklich den jungen Amerikaner beim Spiel betrogen?« fragte sie.
»Sei nicht so zimperlich, liebste Kate«, versetzte er höhnisch. »Dein Verhalten war - zum mindesten unbesonnen und hätte zweifellos Folgen gehabt, wenn ich nicht so geschickt reagiert hätte. Im übrigen - sei lieber