Totensee. Betty Hugo

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Totensee - Betty Hugo страница 5

Автор:
Серия:
Издательство:
Totensee - Betty Hugo

Скачать книгу

was später passiert ist…Ich bin dann weggezogen. Unsere Eltern sind an ihrer Trauer fast zerbrochen. Es war ja nicht das einzige Unglück… und es wurde viel gemunkelt. Die Gerüchteküche kochte… Ich kann mich nur dunkel erinnern, dass es ein Denkmal für die verschwundenen Opfer des Totensees gab, damit die Angehörigen wenigstens einen Ort zum Trauern hatten.

      Meine letzte Bitte an dich, meine liebe Enkelin, ist, dass du herausfindest, ob diese Gedenkstätte noch existiert. Ich möchte gerne, dass du dort einen Strauß roter Rosen im Gedenken an deine Großtante nieder legst. Außerdem bitte ich dich inständig darum, die überaus seltsamen Umstände ihres Verschwindens aufzuklären. Ich konnte mich nie, mein ganzes Leben lang nicht, damit abfinden, dass ihr Tod von so vielen Rätseln umgeben ist. Jetzt freue ich mich darauf, ihr im Jenseits wieder zu begegnen.“

      Nach diesen Worten, die sie mit immer schwächer werdender Stimme von sich gab, schloss ihre Großmutter die Augen für die Ewigkeit. Nachdem sie ihren letzten Atemzug getan hatte, verlosch auch die Kerze auf dem kleinen Besuchertischchen. Auch sie hatte das Ende ihrer Brenndauer erreicht. Ein zarter Rauchfaden kringelte sich hinauf zur hohen Zimmerdecke.

      Lisa erschauerte unwillkürlich, sie fühlte, wie der Sensenmann in diesem Augenblick die Seele ihrer Großmutter ins Jenseits entführte, während ihr Körper als sterbliche Hülle im Zimmer zurückblieb. Mit einer zarten, fast streichelnden Handbewegung schloss sie ihrer Großmutter die Augen. Dann ging sie mit entschlossenen Schritten zum Fenster und zog mit beiden Armen die Fensterflügel weit auf.

      „Flieg, Großmütterchen, flieg hinauf in den Himmel.“ Wisperte sie mit heiserer Stimme.

      Jetzt konnte Lisa ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. Sie rannen ihr über das Gesicht bis hinunter auf ihr Sommerkleid. Sie blieb noch einige Zeit neben der sterblichen Hülle ihrer Großmutter sitzen. Nach einer kleinen Ewigkeit erhob sie sich und verließ das Zimmer, um der Pflegekraft den Tod ihrer Großmutter zu melden.

      Als alle Formalitäten erledigt waren und sie endlich das Hospiz verließ, spürte sie die kühle Nachtluft auf ihrer Haut und erzitterte unwillkürlich in ihrer dünnen Kleidung. Bereits jetzt fühlte sie die große Bürde, die diese letzte Bitte ihrer Großmutter für sie bedeutete, schwer wie Blei auf ihrer Seele lasten.

      Unvermittelt überkam sie eine Welle der Übelkeit. Lisa war froh über die schützende Dunkelheit, als sie sich hinter einem Hortensienstrauch erbrach. Mit wackeligen Knien schleppte sie sich zum Parkplatz weiter, wo der Kleinwagen ihrer Mutter auf sie wartete. In der Ferne hörte sie bereits das wütende Donnergrollen, das nach diesem schwülen Tag ein heftiges Unwetter ankündigte. Sie flüchtete vor dem heranziehenden Gewitter ins Innere des Wagens. Gerade als sich ein krachender Donnerschlag, genau über ihrem Kopf entlud, schlug Lisa hinter sich die Autotür zu.

      Überschrift 1

      6. Kapitel

      Die vergangenen Wochen waren überaus schmerzhaft und anstrengend für alle Beteiligten gewesen. Lisa hatte zusammen mit ihren Eltern, die Bestattung ihrer verstorbenen Großmutter organisiert. Es waren eine Menge Leute zu der Beerdigungsfeier auf dem Friedhof des Dorfes gekommen. Nachdem eine würdevolle Zeremonie am Grab stattgefunden hatte, die ihrer Großmutter sicher gefallen hätte, trafen sich alle in der alten Gaststätte nebenan zu Schnittchen und Torte und unterhielten sich mit gedämpften Stimmen über die Verstorbene.

      Viele Menschen, fremde und alte Bekannte klopften ihr tröstend auf die Schulter und sprachen Lisa ihr Beileid aus. Als ob das etwas an ihrem Kummer ändern würde, dachte sie. Aber auf eine besondere Weise tröstete es sie doch ein wenig. Sie merkte, wie allseits beliebt ihre Großmutter gewesen war.

      Erst nach der Bestattung, als Lisa nach ihren aufreibenden Arbeitstagen wieder über etwas Freizeit verfügte, hatte sie Zeit gefunden, im Internet nach dem schwarzen See zu suchen. Erstaunlicherweise fand sie bereits nach nur wenigen Minuten Recherche im Netz, eine aufwendig gestaltete Internetseite über eine Hotelanlage in einem ehemaligen Kloster, die sich in der Nähe dieses Gewässers befand. Auch heute waren Teile der Anlage immer noch ein Kloster, das von dem Orden der Brüder des heiligen Hieronymus bewirtschaftet wurde und sich zu einem regelrechten Geschäftsbetrieb mit Klosterbrauerei, Gemüse- und Kräutergärten und einem Hotelbetrieb entwickelt hatte.

      Als sie die Internetseite hinunter scrollte, stieß sie auch auf einen Abschnitt, der sich mit der Geschichte der Klosteranlage und ihrer Lage am See beschäftigte.

      Die riesige Klosteranlage mit ihrem wunderschönen Kirchenbau war im Jahre 1165 gegründet worden. Das Wasser des großen Sees versprach eine gute Versorgung mit Fischen und mit Wasser für die Gemüse- und Kräutergärten.

      Allerdings fand Lisa keinerlei Hinweise auf die dunkle Legende, die sich um den See rankte oder gar einen Bericht über die geheimnisvollen Vorgänge, die sich dort angeblich zugetragen hatten. Auch ein Hinweis auf die Gedenkstätte fehlte.

      Es kam Lisa fast so vor, als ob man die Legende möglichst totschweigen wollte. Vielleicht waren diese Vorkommnisse der Vergangenheit der heutigen Bewirtschaftung des Klosters abträglich. Immerhin wurde das Hotel als ruhe Oase für unter „Burn out“ und „Stress“ leidende Menschen beworben. Auf der Website wurde absolute Ruhe und Abgeschiedenheit versprochen. Angeboten wurden Entspannungskurse, Meditationskurse sowie Töpfer- und Malkurse. Alles klang irgendwie ruhig und beschaulich. Sie vermutete, dass man bei soviel angepriesener Entspannung sicherlich keine Gruselgeschichten über verschwundene Dorfbewohner gebrauchen konnte, auch wenn sich die Vorfälle bereits vor Ewigkeiten abgespielt hatten.

      Lisa fand die Übernachtungspreise allerdings keineswegs beschaulich. Vor lauter Arbeit und angehäuften Überstunden, hatte sie aber kaum Zeit zum Geldausgeben gefunden. Aus diesem Grund hatte sich, trotz ihres bescheidenen Gehalts, auf ihrem Konto ein ansehnliches Sümmchen Geld angehäuft.

      Sie beschloss spontan, mehrere Tage Urlaub zu nehmen und sich in diesem Kloster einige Übernachtungen zu gönnen. Im Hinterkopf spukte ihr dabei auch der Gedanke herum, dass sie so die Gelegenheit beim Schopf ergreifen konnte, das Versprechen, das sie ihrer Großmutter auf dem Totenbett gegeben hatte, einzulösen.

      Überschrift 1

      7. Kapitel

      Bereits eine Woche später saß Lisa im Zug, der sie in die, dem Kloster am Nächsten gelegenen, Kleinstadt fahren sollte. Von hier aus musste sie mit dem Bus weiter reisen. Auch das hatte die Internetseite dem interessierten Leser nicht verschwiegen, dass nämlich die Anreise etwas umständlich und beschwerlich sei. Aber dieser Umstand garantiere die Ruhe und Abgeschiedenheit des Reiseziels.

      Lisa schaute verträumt aus dem Fenster des Zuges auf die schnell vorbei fliegende Landschaft, die sich stetig veränderte. Erst allmählich gelang es ihr, die Gedanken an die Arbeit abzuschütteln und sich auf die kommenden Urlaubstage zu freuen. Um sich auf andere Gedanken zu bringen, nahm sie ihre Ohrstöpsel und hörte ihre Lieblingsmusik, die sie auf ihrem Handy gespeichert hatte.

      Als ihr absoluter Lieblingssong gespielt wurde, der sich als Ohrwurm geradezu in ihr Gehirn gefressen hatte, riss sie die Ohrstöpsel abrupt heraus. Durch diesen Song wurden ihre Gedanken unweigerlich in eine andere schmerzhafte Richtung gelenkt. Der Song erinnerte sie zu stark an ihre verflossene Liebe zu ihrem Exfreund David und überflutete sie mit trübseligen Gedanken. Lisa war immer noch verletzt und wütend zugleich über die Geschichte, wie ihr Exfreund sie mit ihrer Freundin betrogen hatte.

Скачать книгу