Im Bann von covid-19. Peter Wolff
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Das Virus ist also keine böse Fügung des Schicksals, nicht dem Zufall geschuldet und auch nicht „von Hand gemacht“.
Es ist ein natürliches Phänomen, zu dessen Entstehung und Verbreitung wir Menschen nicht unwesentlich beitragen, wie in Kapitel 26 noch erörtert wird.
03 Woher kommt es nur, das Corona-Virus?
„Diese Pandemie ist eine demokratische Zumutung“
(Angela Merkel, *17.07. 1954, deutsche Bundeskanzlerin, am 28.08.2020)
In der Acht-Millionen-Einwohner-Stadt Wuhan in der chinesischen Provinz Hubei treten im Dezember 2019 Fälle einer bisher unbekannten Lungenkrankheit auf. Kurz vor dem Jahreswechsel meldet China die Krankheitsfälle offiziell an die Weltgesundheitsorganisation (WHO).
Anfang Januar 2020 identifizieren Wissenschaftler den Erreger der unbekannten Lungenkrankheit als neue Art aus der Familie der Coronaviren. China meldet den ersten Todesfall, zum Ende des Monats werden die ersten Infektionsfälle in den USA und Europa öffentlich konstatiert. Auch in Deutschland gibt es den ersten Fall: Im Kreis Starnberg in Bayern hat sich der Patient wohl bei einer chinesischen Mitarbeiterin seines Unternehmens Webasto angesteckt. Trotzdem sehen die Experten vom Robert-Koch-Institut für eine Ausbreitung nach Deutschland zunächst nur ein geringes Risiko (07).
Die Corona-Krise hat inzwischen große Teile der Welt erreicht - aber woher kommt er eigentlich, der neuartige Erreger?
Als sich das unbekannte Virus rasend schnell ausbreitet, schießen die Spekulationen über seine Herkunft nur so ins Land. Es wird viel gestritten über die Herkunft von Covid-19.
Ganz vorne dabei der US-amerikanische Präsident Donald Trump, der den mysteriösen Erreger flugs „China-Virus“ tauft, um sämtlichen anderslautenden Spekulationen unmittelbar den Wind aus den Segeln zu nehmen. Trump stellt Vermutungen darüber an, dass der Erreger aus einem Bio-Labor in Wuhan stammt – mutmaßlich durch einen Unfall oder durch Sicherheitslücken. So sei zunehmend fraglich, ob die ersten infizierten Personen überhaupt irgendetwas mit dem Markt in Wuhan zu tun gehabt hätten. Die Annahme, dass eine Verkäuferin die sogenannte "Patientin 0" gewesen sei, wird in Frage gestellt. Insbesondere "Fox News" spekuliert, das Virus sei aus dem Labor entwichen.
Der Konter aus Fernost lässt nicht lange auf sich warten: Nur weil China als erstes Land die Existenz des Virus gemeldet habe, müsse das nicht bedeuten, dass das Virus auch aus China stamme. Peking behauptet stattdessen, amerikanische Soldaten könnten das Virus nach China eingeschleppt haben, als sie zu einer Militärsportveranstaltung nach Wuhan gereist waren.
Die Schlacht der Supermächte ist in vollem Gange, der Propaganda-Krieg um den Ursprung des Corona-Virus läuft. Es ist ein neuer Konflikt zwischen der alten Supermacht USA und der aufstrebenden Großmacht China. Trump behauptet gleich mehrfach, dass China das Virus über drei, vier Monate hinweg verschwiegen habe. China wiederum wirft der US-Regierung vor, zu langsam auf den Krisenausbruch reagiert zu haben (08).
So ist die Frage nach dem Ursprung des Virus einerseits wichtig für die Entwicklung von Gegenstrategien, aber gleichzeitig auch eine hochbrisante politische Angelegenheit zwischen den Supermächten USA und China.
Andere Spekulationen, Berichte darüber, dass der Erreger womöglich schon früher auch anderswo auf der Welt aufgetreten sein könnte, sind angesichts des medienwirksamen gegenseitigen Anschuldigens der beiden Großmächte beinahe vernachlässigenswert.
So wird das Virus in Brasilien in Abwasserproben aus dem November 2019 und in Italien in solchen aus dem Dezember des Jahres gefunden. Einen noch früheren Fund gibt es in einer Abwasserprobe aus Barcelona aus dem März des Jahres - dieser wird wissenschaftlich jedoch stark angezweifelt.
Die Frage, woher das Virus stammt, ist bislang nicht abschließend wissenschaftlich geklärt. Verschiedene Studien legen eine natürliche Herkunft nah, ein Entstehen im Labor erscheint weniger wahrscheinlich.
Es wird zunächst angenommen, dass es von Fledermäusen stammt und über eine andere Spezies auf einem Markt für Wildtiere und Meeresfrüchte in Wuhan auf den Menschen übergegangen sei (09).
Wie spätere Studien zeigen, dürfte das Virus zwar letztendlich aus China stammen. Es existiert offenbar schon lange in einer für Menschen ansteckenden Form – befiel aber zuvor nur Fledermäuse.
Eine Entstehung im Labor hingegen gilt unter Wissenschaftlern schnell als unwahrscheinlich, weil die RNA, das Erbgut des Virus, keine Spuren einer künstlichen Manipulation aufweist.
Unklar ist aber, wann und wie das Virus die Fähigkeit erlangte, Menschen zu infizieren – und damit zu einer Zoonose wurde, einer Krankheit, die zwischen Menschen und Tieren übertragen werden kann.
Wissenschaftlern aus Shanghai gelingt es schon kurz nach dem Ausbruch, das Erbgut von Sars-CoV-2 zu entschlüsseln. Forscher an der Universität Peking vergleichen dessen Gencode mit jenen verschiedenen potenziellen Wirtstieren.
Die stärksten Ähnlichkeiten gibt es bei Fledermäusen sowie zwei giftigen Schlangenarten (die zubereitet sogar essbar wären). Die Rede ist von der Chinesischen Kobra und dem Vielgebänderten Krait, wen es interessiert...
Die größte genetische Übereinstimmung hat Sars-CoV-2 mit einem Fledermausvirus namens CoV RaTG13. Forscher hatten dieses Virus bereits 2013 bei einer Hufeisennasenfledermaus in der chinesischen Provinz Yunnan entdeckt, 1600 Kilometer von Wuhan entfernt. Die Erbinformation von CoV RaTG13 und Sars-CoV-2 ist zu 96% identisch, was einen gemeinsamen Ursprung der beiden Viren nahelegt.
Allerdings hätten sich diese, so die Wissenschaftler, seit 40 bis 70 Jahren als getrennte Linien weiterentwickelt. Sars-CoV-2 besaß die entsprechenden Gene wahrscheinlich bereits vor der Abspaltung von der anderen Fledermauslinie - also bereits vor 40 bis 70 Jahren. So war das Virus, zumindest in der Theorie, schon lange ansteckend für den Menschen (10).
Chinesische Forscher um Wie Ji von der Universität Peking berichten, dass ihren Analysen zufolge das mutierte Oberflächenprotein durch einen Genaustausch zwischen zwei Viren-Spezies entstand - einer aus Fledermäusen und einer aus noch unbekannter Herkunft.
Das rekombinierte Virus befiel dann möglicherweise zunächst Schlangen, bevor ihm in Wuhan der Sprung auf den Menschen gelang (11). Die Suche nach einem Wirtstier dauert also an.
In jedem Fall ist es nun da, das Virus. Höchste Zeit, sich genauer mit dem ungebetenen Eindringling in unsere scheinbar doch so heile Welt zu befassen.
Coronaviridae ist eine Virusfamilie innerhalb der Ordnung Nidovirales. Die Viren innerhalb der Familie werden (fach)umgangssprachlich Coronaviren genannt, gehören zu den RNA-Viren mit den größten Genomen und können sowohl Tiere als auch Menschen befallen.
Die ersten Coronaviren wurden bereits Mitte der 1960er-Jahre beschrieben. Als Entdeckerin gilt die britische Virologin June Almeida, der 1966 eine Aufnahme mittels Elektronenmikroskops gelang (12).
Die im elektronenmikroskopischen Bild grob kugelförmigen Viren fallen durch einen Kranz blütenblattartiger Fortsätze auf, die an eine Sonnenkorona erinnern und die ihnen ihren Namen gaben (Lateinisch "corona": Kranz, Krone) (13).
Das „Sars-Coronavirus 2“, abgekürzt Sars-CoV-2, gehört zur Gruppe der Coronaviren und