Gesammelte Dramen: Die Braut von Messina oder die feindlichen Brüder • Die Jungfrau von Orleans • Die Räuber • Die Ve.... Friedrich Schiller
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Читать онлайн книгу Gesammelte Dramen: Die Braut von Messina oder die feindlichen Brüder • Die Jungfrau von Orleans • Die Räuber • Die Ve... - Friedrich Schiller страница 56
LA HIRE.
Ruf sie zurück. Dein Glück hat sich gewendet,
Ein Treffen ist geschehn, du hast gesiegt.
SOREL.
Gesiegt! O himmlische Musik des Wortes!
KARL.
La Hire! Dich täuscht ein fabelhaft Gerücht.
Gesiegt! Ich glaub an keine Siege mehr.
LA HIRE.
O du wirst bald noch größre Wunder glauben.
– Da kommt der Erzbischof. Er führt den Bastard
In deinen Arm zurück –
SOREL.
O schöne Blume
Des Siegs, die gleich die edeln Himmelsfrüchte,
Fried und Versöhnung trägt!
Neunter Auftritt
Erzbischof von Reims. Dunois. Du Chatel mit Raoul, einem geharnischten Ritter, zu den Vorigen.
ERZBISCHOF führt den Bastard zu dem König und legt ihre Hände ineinander.
Umarmt euch, Prinzen!
Laßt allen Groll und Hader jetzo schwinden,
Da sich der Himmel selbst für uns erklärt.
Dunois umarmt den König.
KARL.
Reißt mich aus meinem Zweifel und Erstaunen.
Was kündigt dieser feierliche Ernst mir an?
Was wirkte diesen schnellen Wechsel?
ERZBISCHOF führt den Ritter hervor und stellt ihn vor den König.
Redet!
RAOUL.
Wir hatten sechzehn Fähnlein aufgebracht
Lothringisch Volk, zu deinem Heer zu stoßen,
Und Ritter Baudricour aus Vaucouleurs
War unser Führer. Als wir nun die Höhen
Bei Vermanton erreicht und in das Tal,
Das die Yonne durchströmt, herunterstiegen,
Da stand in weiter Ebene vor uns der Feind,
Und Waffen blitzten, da wir rückwärts sahn.
Umrungen sahn wir uns von beiden Heeren.
Nicht Hoffnung war zu siegen noch zu fliehn,
Da sank dem Tapfersten das Herz und alles,
Verzweiflungsvoll, will schon die Waffen strecken.
Als nun die Führer miteinander noch
Rat suchten und nicht fanden – sieh da stellte sich
Ein seltsam Wunder unsern Augen dar!
Denn aus der Tiefe des Gehölzes plötzlich
Trat eine Jungfrau, mit behelmtem Haupt
Wie eine Kriegesgöttin, schön zugleich
Und schrecklich anzusehn, um ihren Nacken
In dunkeln Ringen fiel das Haar, ein Glanz
Vom Himmel schien die Hohe zu umleuchten,
Als sie die Stimm erhub und also sprach:
»Was zagt ihr, tapfre Franken! Auf den Feind!
Und wären sein mehr denn des Sands im Meere,
Gott und die heilge Jungfrau führt euch an!«
Und schnell dem Fahnenträger aus der Hand
Riß sie die Fahn und vor dem Zuge her
Mit kühnem Anstand schritt die Mächtige.
Wir, stumm vor Staunen, selbst nicht wollend, folgen
Der hohen Fahn und ihrer Trägerin,
Und auf den Feind gerad an stürmen wir.
Der, hochbetroffen, steht bewegungslos
Mit weitgeöffnet starrem Blick das Wunder
Anstaunend, das sich seinen Augen zeigt –
Doch schnell, als hätten Gottes Schrecken ihn
Ergriffen, wendet er sich um
Zur Flucht, und Wehr und Waffen von sich werfend
Entschart das ganze Heer sich im Gefilde,
Da hilft kein Machtwort, keines Führers Ruf,
Vor Schrecken sinnlos, ohne rückzuschaun,
Stürzt Mann und Roß sich in des Flusses Bette,
Und läßt sich würgen ohne Widerstand,
Ein Schlachten wars, nicht eine Schlacht zu nennen!
Zweitausend Feinde deckten das Gefild,
Die nicht gerechnet, die der Fluß verschlang,
Und von den Unsern ward kein Mann vermißt.
KARL.
Seltsam bei Gott! höchst wunderbar und seltsam!
SOREL.
Und eine Jungfrau wirkte dieses Wunder?
Wo kam sie her? Wer ist sie?
RAOUL.
Wer sie sei,
Will sie allein dem König offenbaren.
Sie nennt sich eine Seherin und Gott-
Gesendete Prophetin, und verspricht
Orleans zu retten, eh der Mond noch wechselt.
Ihr glaubt das Volk und dürstet nach Gefechten.
Sie