Weihnachtsmärchen. Charles Dickens
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Weihnachtsmärchen - Charles Dickens страница 9
bis Sie ganz die eine Leidenschaft, die Gier nach Gold, erfül te.
Ist es nicht so?«
»Und wenn es so wäre?« antwortete er. »Wenn ich soviel klüger
geworden wäre, was dann? Gegen Sie bin ich nie anders
geworden.«
Sie schüttelte den Kopf.
30
»Bin ich anders?«
»Unser Bund ist alt. Er wurde geschlossen, als wir beide arm und
zufrieden waren, unser Los durch ausdauernden Fleiß verbessern
zu können. Sie haben sich aber verändert! Damals, als er
geschlossen wurde, waren Sie ein anderer Mensch.«
»Ich war ein Knabe«, sagte er ungeduldig.
»Ihr eigenes Gefühl sagt Ihnen, daß Sie nicht so waren, wie Sie
jetzt s ind«, antwortete sie. »Ich bin noch dieselbe. Das, was uns
Glück versprach, als wir noch ein Herz und eine Seele waren,
muß uns Unglück bringen, da wir im Geiste nicht mehr eins sind.
Wie oft ich und wie bitter dies gefühlt habe, will ich nicht sagen;
es ist genug, daß ich es gefühlt habe und daß ich Ihnen Ihr Wort
zurückgeben kann.«
»Habe ich dies jemals verlangt?«
»In Worten? Nein. Niemals.«
»Wie dann?«
»Durch ein verändertes Wesen, durch einen andern Sinn, durch
andere Bestrebungen im Leben und durch andere Hoffnungen -
in allem, was meiner Liebe in Ihren Augen Wert gab. Wenn alles
Frühere nicht zwischen uns geschehen wäre«, sagte das
Mädchen, ihn mit sanftem, aber festem Blicke ansehend,
»würden Sie mich jetzt aufsuchen und um mich werben? Gewiß
nicht!«
nicht!«
Er schien die Wahrheit ihrer Worte wider seinen Wil en
zuzugeben. Aber er tat seinen Gefühlen Gewalt an und sagte:
»Sie glauben nicht?«
»Gern glaubte ich es, wenn ich könnte«, sagte sie, »Gott weiß es.
Wenn ich eine Wahrheit wie diese erkannt habe, weiß ich, wie
unwiderstehlich sie sein muß. Aber sol ich glauben, daß Sie ein
armes Mädchen wählen würden, wenn Sie heute oder morgen
oder gestern frei wären, Sie, der selbst in den vertrautesten
Stunden al es nach dem Gewinn mißt? Oder sol ich mir
verhehlen, daß Sie gewiß einst sich getäuscht und bittere Reue
fühlen würden, weil Sie für einen Augenblick Ihrem einzigen
leitenden Grundsatz untreu werden? Nein, und deswegen gebe
ich Ihnen Ihr Wort zurück: wil ig und um der Liebe dessentwillen
der Sie einst waren.«
Er wol te sprechen, aber mit abgewendetem Gesicht fuhr sie fort:
»Vielleicht - der Gedanke an die Vergangenheit läßt es mich fast
hoffen - wird es Sie schmerzen. Eine kurze, sehr kurze Zeit, und
Sie werden dann die Erinnerung daran fallenlassen, wie die
Gedanken an einen nichtigen Traum, aus dem zu erwachen ein
Glück für Sie war. Möge Sie alles Glück auf dem gewählten
Lebensweg begleiten!«
Sie schieden.
Sie schieden.
»Geist«, sagte Scrooge, »zeig mir nichts mehr, führ mich nach
Hause. Warum erfreust du dich daran, mich zu quälen?«
»Noch einen Schatten«, rief der Geist aus.
»Nein«, rief Scrooge. »Nein. Ich mag nichts mehr sehen. Zeig
mir nichts mehr.«
31
Aber der erbarmungslose Geist hielt ihn mit beiden Händen fest
und zwang ihn, zu betrachten, was als nächstes geschah.
Sie befanden sich an einem andern Ort, in einem Zimmer, nicht
sehr groß oder schön, aber voller Behaglichkeit. Neben dem
Kamin saß ein schönes junges Mädchen, das der, die Scrooge
soeben gesehen hatte, so ähnlich war, daß er glaubte, es sei
dieselbe, bis er diese, jetzt eine stattliche Matrone, der Tochter
gegenüber sitzen sah. In dem Zimmer war ein wahrer Aufruhr,
denn es befanden sich mehr Kinder darin, als Scrooge in seiner
Aufregung zählen konnte; und hier betrugen sich nicht vierzig
Kinder wie eins, sondern jedes Kind wie vierzig. Die Folge
davon war ein Lärm sondergleichen; aber niemand schien sich
darüber aufzuregen. im Gegenteil, Mutter und Tochter lachten
herzlich und freuten sich darüber, und die letztere, die sich bald in
die Spiele mischte, wurde von den kleinen Schelmen gar
grausam mitgenommen. Was hätte ich darum gegeben, eines
grausam mitgenommen. Was hätte ich darum gegeben, eines
dieser Kinder zu sein, obgleich ich nie so ungezogen gewesen
wäre! Nein, nein! Für al e Schätze der Welt hätte ich nicht diese
Locken zerdrückt und zerwühlt; und diesen lieben, kleinen Schuh