Henry Morton Stanley: Im dunkelsten Afrika. Henry Morton Stanley

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Henry Morton Stanley: Im dunkelsten Afrika - Henry Morton Stanley gelbe Buchreihe

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gegen Herrn Jephson, der ihm kurz erwiderte, wenn er sich nicht um seine eigenen Angelegenheiten bekümmere, würde er gezwungen sein, ihn in den Fluss zu werfen. Selim trug ihm dies wütend nach, bis Tippu-Tib seinen Zorn gemäßigt zu haben schien.

       Im nächsten Lager erhielt ich weitere Briefe vom Stanley-Pool. Leutnant Liebrechts, der Befehlshaber des Stanley-Pool-Distrikts, schrieb, der Dampfer „STANLEY“ würde mir zur Verfügung stehen und ebenfalls ein Leichter! Der „EN AVANT“ könne vor sechs Wochen nicht fertig sein. Ein zweiter Brief war von Herrn Billington, der es positiv ablehnte, uns den „HENRY REED“ zu leihen.

      Eine meiner ernstlichsten Pflichten nach dem Marsche bestand darin, dass ich aller Art Beschwerden anzuhören hatte. Auch an diesem Tage wurde eine Reihe von Klagen erhoben. Ein Eingeborener, welcher von einem hungrigen Sansibariten eines Cassavebrots beraubt war, musste Ersatz haben; der Ziegenhirte Binsa glaubte sich zurückgesetzt, weil man ihm nicht erlaubt hatte, von den leckeren Eingeweiden einer Ziege mit zu schmausen, und bat mich um meine Verwendung, damit er dies Vorrecht erhielte; ein schwächlicher Sansibarite, welcher inmitten eines gut verproviantierten Lagers und unter mit Reis ernährten Leuten verhungerte, bat mich, seinen knurrenden Magen zu berücksichtigen und ihm Gerechtigkeit zu verschaffen, damit er von seinem gefräßigen Chef seine richtigen Rationen erhalte. Selim, der Knappe Tippu-Tib's, beklagte sich darüber, dass meine Offiziere ihn nicht genügend bewunderten. Er sagte, sie sollten nicht vergessen, dass er kein Mann der Königin, sondern jetzt der Schwager Tippu-Tib's sei. (Selim war früher Dolmetscher auf einem britischen Kreuzer gewesen.) Ferner wurden mir Klagen gegen gewisse unverbesserliche Spitzbuben über den Diebstahl eines Wetzsteins, eines Messers und eines Rasiermessers vorgetragen.

       In unserm nächsten Lager am Nkalama-Flusse, den wir am 18. April erreichten, erhielt ich durch einen Eilboten ein Schreiben von Rev. Bentley, welcher mir mitteilte, es sei ihm von England aus nicht verboten worden, mir den Dampfer „PEACE“ der Baptisten-Mission zu leihen; es werde ihm, falls ich ihm die Versicherung gäbe, dass die Sansibariten nichts gegen den Charakter der Mission täten, den er als Missionar zu bewahren wünschte, großes Vergnügen machen, mir den „PEACE“ für den Dienst der Expedition zum Entsatze Emin Pascha's auszuhändigen. Obwohl ich Herrn Bentley sehr dankbar bin und seinen Edelmut vollständig anerkenne, hat er mit seinem Hinweis auf die Sansibariten, sowie durch die versteckte Andeutung, dass wir für alle ihre Exzesse verantwortlich seien, doch den Beweis geliefert, dass es ihm einen Kampf gekostet hat, uns den „PEACE“ leihweise zu überlassen. Er hätte nicht vergessen sollen, dass er das Vorrecht, seine Stationen in Leopoldville, Kinshasa und Lukolela zu erbauen, durch die Arbeit der gutmütigen Sansibariten erhalten hat, die sich zuweilen allerdings versucht fühlten, sich Freiheiten herauszunehmen, im allgemeinen aber sich so gut betrugen, dass die Eingeborenen sie den Haussa, Kabinda, Krunegern und Bangala vorzogen.

      Am 19. April waren wir nur imstande, einen kurzen Marsch zu machen, da sich jeden Tag heftige Regengüsse einstellten und der Luila, in dessen Nähe wir das Lager aufgeschlagen hatten, gefährlich reißend geworden war.

      Am 20. April erreichten wir das Dorf Makoko's. Wir bemerkten, dass die Sansibariten rasch schwächer wurden. Sie hatten in der letzten Zeit von verkürzten Rationen leben müssen, und ihre Gewohnheit, den Maniok roh zu verzehren, erwies sich als von sehr verderblichen Folgen. Ein Pfund Reis täglich ist für Leute, welche arbeiten müssen, keine große Ration, allein wenn sie mit dieser knappen, aber gesunden Nahrung eine Zeit lang zufrieden gewesen wären, würden sie allerdings nicht in einem kräftigen Zustande geblieben sein, sicherlich aber weniger unter Krankheit zu leiden gehabt haben. Während des Marsches vom Unterkongo hatten wir bis zu diesem Tage 12.500 kg – nahezu 13 Tonnen – Reis verzehrt, sodass die Hilfsquellen der ganzen Gegend stark in Anspruch genommen waren, um für diesen Extravorrat Träger zu erhalten. Die Flucht der Eingeborenen aus der Nähe der öffentlichen Straßen und unsere Befürchtungen, dass die Sansibariten Räubereien begehen möchten, wenn wir sie in größerer Entfernung von dem Lager furagieren ließen, waren der Hauptgrund davon, dass sie die giftigen Maniokknollen herausrissen und sich Krankheit und Elend zuzogen. An diesem Tage waren etwa 100 Mann nicht als Soldaten oder Träger zu verwenden.

      Bei unserer am 21. April zur größten Freude aller erfolgten Ankunft in Leopoldville war eine meiner ersten Entdeckungen, dass der „STANLEY“, ein kleiner Leichter, unser Stahlboot „ADVANCE“ und der Missionsdampfer „PEACE“ die einzigen Fahrzeuge waren, welche für den Transport der Expedition zur Verfügung standen.

      Ich füge hier einige Aufzeichnungen aus meinem Tagebuche ein:

       Leopoldville, 22. April. Wir befinden uns jetzt 555 km vom Meere angesichts des Stanley-Pool, und vor uns liegt der Fluss, der 1.800 km, bis hinauf nach Jambuja, von wo ich den Landmarsch nach dem Albert-See wieder aufzunehmen beabsichtige, frei von Stromschnellen ist.

      Heute erhielt ich den Besuch der Herren Bentley und Whitley. Wir sprachen über den „PEACE“, und sie behaupteten, dass das Schiff vieler Reparaturen bedürfe. Ich bestand darauf, dass die Sache dringend sei, und nach langer Beratung kamen sie endlich zu der Überzeugung, dass die Reparaturen bis zum 30. April beendet werden könnten.

      Nachmittags zog ich Major Barttelot und Herrn Mounteney Jephson ins Vertrauen, erzählte ihnen, in welchen Schwierigkeiten wir uns befänden, erklärte ihnen meine Ansprüche auf die Rücksicht der Missionare, sowie die Notwendigkeit einer baldigen Abfahrt aus diesem nahrungsarmen Distrikt, und sagte ihnen, dass der Proviant so knapp sei, dass der Staat nur 60 volle Rationen für 146 Mann zu beschaffen vermöge; um die übrigen zu versorgen, müssten die Beamten des Staates zur Jagd auf Flusspferde im Pool ihre Zuflucht nehmen, und wir wären gezwungen, dasselbe Verfahren einzuschlagen, um mit dem Reis etwas länger auszukommen. Und wenn die Staatsbehörden für 146 Mann nur 60 Rationen beschaffen können, wie sollen wir dann für 750 Leute sorgen? Ich beauftragte sie dann, sich zu Herrn Billington und Dr. Sims zu begeben; aber da letzterer sich vergeblich um eine Stellung bei unserer Expedition bemüht hatte, sich namentlich an ersteren zu wenden und ihm die Lage der Dinge offen auseinanderzusetzen.

      Sie waren etwa anderthalb Stunden fort und kehrten dann niedergeschlagen zu mir zurück – sie hatten keinen Erfolg gehabt. Armer Major! Armer Jephson!

      Herr Liebrechts, welcher früher in Bolobo unter meinem Befehle Dienste am Kongo getan hatte, war jetzt Gouverneur des Stanley-Pool-Distrikts. Er speiste abends bei mir und hörte den Bericht, den Major Barttelot und Herr Mounteney Jephson mir erstatteten. Wir verschwiegen ihm nichts, doch war ihm manches schon bekannt. Er war mit unseren Ansichten über die Lage vollständig einverstanden und gab zu, dass hier eine große Dringlichkeit vorliege. Jephson sagte: „Ich stimme dafür, dass wir den ‚HENRY REED‘ wegnehmen.“

       „Nein, Freund Jephson; wir dürfen nicht vorschnell handeln. Wir müssen Herrn Billington Zeit lassen zur Überlegung; er wird sicherlich wissen, wie viel seine Mission mir verdankt, und keine Schwierigkeiten machen, sondern mir seinen Dampfer für das Doppelte des Preises, den der Kongostaat ihm bezahlt hat, vermieten. Diejenigen, welche von der Wohltätigkeit anderer leben, wissen natürlich nicht, wie man wohltätig sein muss. Wir wollen morgen nochmals einen Versuch machen, und ich werde dann eine noch formellere Anfrage stellen und liberale Bedingungen anbieten; überlässt man uns dann den Dampfer nicht, so müssen wir überlegen, was unter diesen Umständen weiter geschehen kann.“

      23. April. Heute Morgen war ich mit verschiedenen wichtigen Angelegenheiten beschäftigt. Aus allen Teilen der Umgegend kamen die Eingeborenen herbei, um unsere alte Bekanntschaft zu erneuern, und es wurde 10 Uhr, bis ich frei war.

      Ngaljema hielt mich mit einer ausführlichen Geschichte über Kummer, den er geduldig ertragen, und Beleidigungen, die er ohne zu klagen hingenommen habe, ziemlich lange auf. Er beschrieb mir die Veränderungen, welche mit den Weißen vorgegangen, dass ihr Wesen in letzter Zeit immer herrischer geworden sei, und dass er und andere Häuptlinge in der Besorgnis, dass diese Veränderung nichts Gutes für sie bedeute, sich furchtsam von den Stationen entfernt hielten; die

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