Henry Morton Stanley: Im dunkelsten Afrika. Henry Morton Stanley
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„Die Offiziere werden gefälligst bedenken, dass die Leute harte Arbeit haben, ihre Lasten schwer, das Klima heiß, die Märsche ermüdend und die Rationen schlecht und oft knapp sind. Unter solchen Umständen ist die menschliche Natur äußerst empfänglich, und es sollten deshalb die Bestrafungen wohl überlegt und nicht zu Quälereien werden, um die Geduld nicht zu stark anzuspannen. Nichtsdestoweniger muss den Leuten Disziplin gelehrt und zum allgemeinen Besten im Notfalle mit Gewalt aufrechterhalten werden.
„Ernstliche Vergehen gegen die Expedition werde ich im Allgemeinen selbst aburteilen.
„An Bord wird jeder Offizier angewiesen, die Arbeiten des Tages zu übernehmen. Er hat auf die Verteilung der Rationen, die Reinigung des Schiffes zu achten und Obacht zu geben, dass keine Prügeleien oder Raufereien vorkommen, da, wenn man sie nicht verhindert, Messeraffären daraus entstehen, und dass die Tiere regelmäßig Futter und Wasser bekommen. Wegen aller unwichtigen Kleinigkeiten wende man sich an den ältesten Offizier, Major Barttelot.“
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Fünftes Kapitel – Vom Stanley-Pool nach Jambuja
Fünftes Kapitel – Vom Stanley-Pool nach Jambuja
Szenerie am Oberkongo. – Unfall des „PEACE“. – Die Dampfer erreichen Kimpoko. – Einsammlung von Brennmaterial. – Der untaugliche „PEACE“. – Der Unfall des „STANLEY“. – Ankunft in Bolobo. – Teilung der Expedition in zwei Kolonnen. – Major Barttelot und Jameson werden zu Befehlshabern der Nachhut gewählt. – Ankunft an der Äquator-Station und in Bangala. – Die Basoko-Dörfer. – Desertion Barutis. – Ankunft in Jambuja.
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Wie ich bei der Schilderung der Szenen am Unterkongo bereits näher auseinandergesetzt habe, beabsichtige ich alle Eindrücke, welche wir während unserer nahezu 1.700 km langen Fahrt nach Jambuja je nach der verschiedenen Gemütsstimmung erhalten haben, mit Stillschweigen zu übergehen. Ich werde mich darauf beschränken, die Ereignisse zu erzählen.
Die Tage vergingen uns rasch genug. Die frühen Morgenstunden boten uns jeden Tag ein Panorama von Waldland, Myriaden bewaldeter Inseln und breiter Kanäle mit totenstillem Wasser, die so von der Sonne beschienen wurden, dass sie Flüssen aus Quecksilber glichen. Im Allgemeinen hätte man wohl sagen können, dass alles außerordentlich einförmig war, d. h. insofern als man Tag für Tag dieselben Szenerien in solcher Entfernung passierte, dass es unmöglich war, Einzelheiten zu erkennen. Doch steuerten wir auch an dem einen oder dem anderen Ufer entlang oder fuhren, um das tiefe Wasser zu benutzen, nahe an eine Insel hinan, sodass uns die Langeweile der Einförmigkeit erspart blieb.
Während wir kaum 12 m vom Lande in einem Armsessel saßen, ließ jede Umdrehung der Schraube uns neue Eigenschaften des Blattwerkes, des Ufers, der Bäume, Gesträuche, Pflanzen, Knospen und Blüten erblicken. Der Charakter oder die Eigenschaften der verschiedenen Pflanzen und der mannigfaltigen Vegetation, welche wir erblickten, mochten uns gleichgültig oder unbekannt sein, kein Teil des Ufers Interesse für uns haben, aber dennoch vergaßen wir das Schwinden der Zeit, während wir die äußern Formen betrachteten, und wurden oft zu lebhafterem Interesse angeregt, wenn ein Bewohner der Lüfte oder des Wassers sich in unserm Gesichtsfelde zeigte. Diese wunderschönen Ausblicke auf die vollständig ruhigen Gewässer, die lebhaft grünen Wälder, in denen jeder Zweig und jedes Blatt so still wie der Tod war, die fast ununterbrochene Frontlinie des dichten, mit Schmetterlingen, Motten und Insekten gesprenkelten blattreichen Gebüsches, die glänzenden Gewässer der breiten Flüsse werden uns doch länger in der Erinnerung bleiben, als die stürmischen Bewegungen, welche die außerordentliche Ruhe der Natur fast jeden Nachmittag störten.
Von Mitte März bis Mitte Mai war die Regenzeit, und täglich kündigte der Himmel kurz nach 2 Uhr nachmittags das Herannahen eines drohenden Gewitters an. Die Sonne verbarg sich hinter den dunkeln Vorboten des Sturmes, und bald darauf zerriss der Donner die düstere Stille, zuckten Blitze und ergoss sich Regen in tropischer Fülle, worauf allgemeine Niedergeschlagenheit vorherrschte und die Dunkelheit der Nacht eintrat.
Stanley-Pool
Natur und Zeit taten ihr Bestes für uns. Der Fluss war weder zu hoch noch zu niedrig. In ersterem Falle hätten wir auf dem überschwemmten Terrain Schwierigkeiten gefunden, in letzterem würden wir durch die flachen Stellen in langwieriger Weise aufgehalten worden sein. Wir vermochten im allgemeinen uns etwa 40 m vom linken Ufer zu halten und konnten uns ununterbrochen mehr als 1.600 km weit an den veränderlichen Färbungen und Formen einer Pflanzenwelt erfreuen, welche, was Mannigfaltigkeit, Schönheit des Grüns, Reichtum und Wohlgeruch der Blüten anbetrifft, in der ganzen Welt ihresgleichen nicht findet. Während des größten Teils des Tages traten Gewitterstürme selten auf, wodurch wir vielen Schrecken und Gefahren entgingen; dieselben suchten sich meist den Abend oder die Nacht aus, wenn wir sicher vertäut am Ufer lagen, und da die Moskitos, Mücken, Vieh- und Tsetsefliegen weniger bissig als früher waren, hatten wir schon mehr als die Hälfte der Reise zurückgelegt, ehe wir durch einige unverbesserliche Vagabunden von diesen verschiedenen Spezies an ihre Existenz erinnert wurden. Die kampflustigen Flusspferde und Krokodile zeigten sich diesmal wohlgesittet, die Eingeborenen waren bescheiden in ihren Forderungen, gaben uns in vielen Fällen Ziegen, Geflügel, Eier, Bananen und Paradiesfeigen und begnügten sich mit Anweisungen auf Herrn John Rose Troup, der uns später folgen würde. Unsere Gesundheit war ausgezeichnet und in der Tat wunderbar gut im Vergleich zu früher; ob die Engländer sich in physischer Beziehung besser eigneten oder sich nicht besiegen lassen wollten, weiß ich nicht, doch hörte ich auf dieser Expedition weniger Klagen als auf allen früheren.
Am 1. Mai fand der Aufbruch zur Reise den Kongo hinauf mit der Abfahrt des „HENRY REED“ und zwei Leichtern mit Tippu-Tib und 96 Begleitern, sowie 35 von unseren Leuten statt. Bald nachher folgte der „STANLEY“ und dessen Gefährte, die „FLORIDA“, mit 336 Leuten, sowie 6 Eseln und Warenladungen, und eine halbe Stunde später versuchte der „PEACE“ mit 135 Passagieren abzugehen; allein die guten Wünsche der Leute am Lande waren kaum verklungen, als das Ruder plötzlich entzweibrach, während wir gegen die rasche Strömung ankämpften. Der Kapitän befahl, die Anker fallen zu lassen, was gerade an einer Stelle geschah, wo der Grund außerordentlich zerrissen war und die Strömung mit einer Geschwindigkeit von sechs Knoten dahinschoss. Das Boot legte sich platt auf die Seite, die Ketten rissen das Deck auf, und da die Anker an den Klippen auf dem Grunde festgeraten waren und nicht wieder gehoben werden konnten, mussten wir sie kappen und nach dem Landungsplatze bei Kinshasa zurückkehren. Kapitän Whitley und der Maschinist David Charters machten sich an die Arbeit, um das Ruder zu reparieren, und um 8 Uhr abends war ihre Aufgabe vollendet.
Am nächsten Morgen hatten wir mehr Glück, und in gehöriger Zeit erreichten wir Kimpoko am oberen Ende des Pool, wo die übrigen Dampfer auf uns warteten.
Der „PEACE“ fuhr am 3. Mai voran, doch überholte uns der „STANLEY“ und erreichte den Lagerplatz anderthalb Stunden früher als wir. Der „HENRY REED“ war wegen mangelnden Verständnisses des Kapitäns der letzte.
Der „PEACE“ war mit Krämpfen behaftet; er fuhr eine kurze Zeit ganz gut, dann aber verringerte er plötzlich seine Geschwindigkeit. Nachdem wir eine halbe Stunde gewartet hatten, nahm er einen neuen Anlauf. Sein Kessel besteht aus einem System schlangenförmig übereinander liegender Röhren; die Schrauben sind in doppelten zylindrischen Umhüllungen unter dem Heck eingeschlossen und müssen mit einer fürchterlichen Geschwindigkeit getrieben werden, ehe man raschere Fahrt mit dem Schiffe machen kann. Dasselbe