Mutige Studenten. Geri Schnell

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Mutige Studenten - Geri Schnell

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doch wie sieht es mit eigenen Schlüssen und Ideen aus?»

      «Die kommen noch!», versucht sich Anna herauszureden, «das Suchen nach Daten war zeitraubend, nun muss ich noch alles zu einem Bericht zusammenfügen, ich habe schon einige Versuche gemacht, doch es gab immer Probleme, entweder sind die Vorschläge nicht realisierbar, zu teuer oder politisch oder ethisch nicht vertretbar.»

      «Lassen wir es für den Moment gut sein», der Professor erhebt sich, «ich erwarte noch einige Ideen, auch wenn sie politisch nicht realisierbar sind, als Student darf man auch ab und zu provozieren.»

      «Ich werde es versuchen!», sie packt ihren Ordner in die Tasche und steht auf.

      «Wenn Sie etwas von Olivia hören, möchte ich eine kurze Information – also, auf wieder sehen und bitte nur Mut. Provokation schadet nicht!»

      «Auf wiedersehen Herr Professor!»

      Als Anna das Büro verlässt, muss sie tief durchatmen. Geschafft, doch sie weiss auch, dass sie den Professor nicht überzeugt hatte. Es wird noch ein hartes Stück Arbeit, noch ist sie weit davon entfernt, die Welt zu retten.

      Neues aus dem Dschungel

      Olivia sitzt müde auf ihrem Rucksack. Die fünf jungen Männer aus dem Dorf haben ihre fünf Körbe mit Studienmaterial bis zur Strasse getragen. Nun muss sie auf den LKW warten. Eigentlich sollte er bereits hier sein. Die Männer bereiten das Nachtlager vor, sie wird noch eine Nacht im Dschungel schlafen müssen, auch wenn der Lastwagen noch eintreffen würde, weit könnten sie nicht mehr fahren.

      Zwischen Bäumen werden die Hängematten aufgehängt. Mit Blättern flechten sie ein einfaches Dach. Mit grosser Wahrscheinlichkeit wird es heute wieder regnen. Nach Sonnenuntergang, verschwinden alle in ihren Hängematten. Der Marsch war anstrengend.

      Olivia hat sehr schlecht geschlafen, auch wenn sie sich inzwischen an das Schlafen in der Hängematte gewöhnt hat. Sie macht sich Sorgen, warum ist der Lastwagen nicht gekommen? Wie lange muss man auf ihn warten? Kommt er überhaupt noch?

      Die Fragen beschäftigen sie die ganze Nacht und verfolgen sie im Traum. Soll sie zurück ins Dorf oder soll sie dem Lastwagen entgegen gehen? Die Entscheidung ist nicht einfach. Zurück ins Dorf möchte sie nicht mehr, schliesslich haben die Männer ihre Körbe zwei Tage lang durch den Dschungel getragen.

      Als die Männer ihre Hängematten verlassen und sich um ein Feuer versammeln, schwingt sich auch Olivia aus ihrer Hängematte. Sie hat sich entschieden, sie wird dem Lastwagen entgegengehen. Nur weiss sie nicht, ob sie die Männer begleiten. Wenn sie zu ihrem Dorf zurückkehren, wird sie allein weiter marschieren, dann muss sie viel Studienmaterial zurücklassen. Insgeheim erwartet sie, dass die Männer sie nicht hängen lassen. Zumindest bis sie den Hügel mit dem Telefon erreicht, hofft sie auf ihre Unterstützung. Am Telefon könnte sie nachfragen, was los ist.

      Nach dem Tee informiert sie die Männer über ihren Plan. Sie besprechen sich. Die meisten sind für umkehren, doch zwei setzen sich für sie ein. Schliesslich können sie die anderen überzeugen, dass man sie weiter begleiten muss. Man kann sie nicht allein dem Dschungel überlassen.

      Schon kurze Zeit später machen sie sich in Einerkolonne auf den Weg. Auf der Strasse kommen sie recht gut voran. Olivia denkt zurück an ihre Zeit im Dorf. Die Bewohner sind ihr ans Herz gewachsen. Besonders die Frauen haben es ihr angetan. Die stoische Ruhe mit der sie ihren nicht einfachen Alltag meistern hat sie beeindruckt. Mit den Männern hatte sie etwas mehr Probleme. Sie sind stark in ihren Ritualen gefangen. Sie müssen dauernd darauf achten, dass sie sich richtig verhalten. Der ganze Tagesablauf wird diktiert. Sie arbeiten nicht so streng wie die Frauen, trotzdem ist ihr Tagesablauf nicht einfacher, alles wird ihnen genau vorgeschrieben. Im Gegensatz zu den Frauen, stehen sie unter einem starken Leistungsdruck. Ihre Jagt muss erfolgreich sein, sonst verlieren sie sofort an Ansehen.

      Dass sich fünf Männer als Träger zur Verfügung stellten, ist etwas Aussergewöhnliches. Das Schleppen von Lasten ist eigentlich Frauensache. Nur der Umstand, dass Olivia die Träger mit Medikamenten bezahlen konnte, wertete ihre Arbeit auf. Auch wenn die Dorfbewohner für jede Krankheit ihre Kräuter kennen, hatten die Erfahrungen gezeigt, dass die Medizin der Weissen, in gewissen Fällen Vorteile bietet.

      Die Gruppe kommt gut voran. Das Telefon werden sie jedoch heute nicht mehr erreichen. Sie müssen nochmals im Wald übernachten. Früher hätte sie Angst gehabt, Olivia befürchtete, dass sie von Tieren angegriffen werden. Inzwischen weiss sie, dass es im dichten Wald sehr selten zu Begegnungen mit Tieren kommt. Ob es so wenige Tiere hat, oder ob diese den Menschen ausweichen, konnte sie nicht feststellen. Die jungen Männer müssen tagelang durch den Wald ziehen, bis sie auf ein wildes Tier treffen. Lediglich Insekten scheinen sich im dichten Wald wohlzufühlen. Für alle anderen Tiere ist der Lebensraum Dschungel nicht attraktiv. Das Überleben ist hart.

      Von der Strasse zweigt ein kaum sichtbarer Weg ab. In kurzer Zeit ist eine heftige Diskussion entbrannt. Die Männer wollen diesen Weg nehmen, da sie davon ausgehen, dass er in ein kleines Dorf führt. Olivia will eigentlich die Strasse nicht verlassen. Sie erinnert sich jedoch, dass die Strasse sehr weite ausholt, um die Steigung zur Passhöhe zu überwinden. Zu Fuss ist man auf dem direkten Weg sicher schneller.

      Der Weg ist gut begehbar. Dies deutet darauf hin, dass er regelmässig benutzt wird. Olivia kann nicht feststellen, ob die Benutzer Tiere sind, oder ob es zu einem Dorf führt.

      Nach einiger Zeit erreichen sie eine kleine Lichtung. Zwischen Baumkronen kann man die Felswand erkennen. Olivia ist beruhigt, die Richtung stimmt, es war durchaus eine Abkürzung. Die Felswand ist nicht so steil, wie es von oben ausgesehen hatte. Es besteht die Möglichkeit, über die Felswand hochzusteigen.

      Durch Zeichensprache verständigt man sich, man will versuchen, an den Fuss der Felswand zu gelangen. Dort wird es einfacher voran zu kommen. Die Vegetation ist dort weniger üppig. Doch noch fehlt rund ein Kilometer. Der ausgetretene Weg endet bei einer Lichtung, die von einem kleinen Bächlein durchquert wird. Den Weg zur Felswand versperrt dichter Dschungel.

      Da die Sonne schon relativ tief am Himmel steht, beschliessen sie hier zu lagern. An den Bäumen am Rande der Lichtung hängen sie ihre Hängematten auf. Die jungen Männer suchen Holz für ein Feuer. Vielleicht haben sie Glück und ein Tier besucht in der Abenddämmerung den Bach. Mit etwas Glück könnten sie es mit dem Blasrohr erlegen.

      Es ist nicht einfach trockenes Holz zu finden, sie müssen einige Meter in den Wald eindringen. Das Holzsammeln überlässt Olivia den Männern. Sie entspannt sich und sucht eine Stelle, von der sie die Felswand beobachten kann.

      Später gibt sie das Beobachten der Wand auf und schlendert den Waldrand entlang. Sie spürt eine gewisse Unruhe. Wie von unsichtbarer Hand geführt, zieht es sie plötzlich in den Wald hinein. Sie hat das Gefühl, dass der Wald an dieser Stelle weniger dicht ist. Sie kann ohne Probleme weiter in den Wald eindringen.

      Dann bleibt sie plötzlich überrascht stehen, unter einem sehr grossen Baum steht eine Hütte. Es ist nur ein Bretterverschlag, doch der ist eindeutig das Werk eines Weissen. Die Hütte dürfte schon jahrelang nicht mehr benutzt worden sein. Sie hat keine Tür, lediglich ein alter löchriger Vorhang schliesst den Eingang. Olivia geht zurück und holt sich den Anführer der Träger. Er soll mit ihr die Hütte untersuchen. Nur unwillig folgt ihr der Führer ihn den Wald. Als er die Hütte bemerkt, will er sofort umkehren. Olivia kann ihn überreden, mit ihr die Hütte zu inspizieren. Mit einem brennenden Holzstück, leuchtet sie in die Hütte, während der Führer ihr ängstlich und mit viel Widerwillen folgt. Zwei einfache Betten stehen an den Seitenwänden. Gleich rechts neben dem Eingang gibt es eine Feuerstelle mit einigen Töpfen.

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