Geliebtes Carapuhr. Billy Remie
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Читать онлайн книгу Geliebtes Carapuhr - Billy Remie страница 40
Vynsu wappnete sich innerlich gegen das, was ihm blühen würde. Aber er würde für sein Versagen jede Strafe ertragen.
»Du hast gut gekämpft, das muss ich loben«, sagte sein Onkel jedoch gelassen, »aber weißt du, er hatte Recht.« Er nahm die Klinge an sich und steckte sie in die Scheide an seinem Gürtel, als Vynsu ihn verwirrt ansah. »Was bist du nur für ein Mann, dass du es einfach hinnimmst, dass ich dir die Aussicht auf Macht weggenommen habe?«
Sprachlos starrte Vynsu ihn an, versuchte, in den kalten blauen Augen etwas zu lesen, aber wie immer starrte er nur auf eine Wand aus Eis.
Sein Onkeln sagte nichts weiter dazu, wandte das Gesicht ab und sah zu, wie Desith durch den Matsch geschleift wurde, er hinterließ eine rotbraune Spur. »Ich muss gestehen, ich hab den Kleinen schon immer für seinen Charakter respektiert.« Mit einem Laut, der nach Verwunderung klang, ging er davon.
Vynsu blickte ihm hinterher und wusste plötzlich, wie sich die Maus fühlte, wenn die Katze entschloss, sie nicht zu töten, sondern mit ihr zu spielen.
Er hatte ein ganz beschissenes Bauchgefühl… wirklich, ganz beschissen…
Kapitel 15
Er hatte Schmerzen und ihm war schlecht.
Mit den Armen nach oben hing er an einem Pfahl, die Eisenringe um seine Handgelenke waren so eng, dass sie ihm in die Haut schnitten, der Regen spülte das Blut über seine Arme, das zerfetzte Hemd wies rotbraune Flecken auf und klebte an seinem Leib.
Desith kniete, seine Füße zeigten nach hinten und er konnte sich nicht aus eigener Kraft oben halten. In dieser verrenkten Position schmerzte die Wunde in seinem Rücken umso mehr. Sie brannte sich regelrecht in sein Fleisch. Er konnte spüren, wie sie nässte. Der Bolzen war tief eingeschlagen, hatte Muskeln zerfetzt und Knochen zertrümmert und ein riesiges Loch verursacht. Desith hatte eine Weile Blut gehustet, er leckte sich die trotz Regen trockenen Lippen und schmeckte noch den metallischen Geschmack auf der Zunge. Aber seine Wunderkräfte ließen ihn nicht im Stich, seine Lunge heilte nach einiger Zeit ab, nur ein Kratzen blieb zurück, auch die verletzten Knochen und Muskeln setzten sich wieder zusammen, noch während er dort im Regen hing. Aber es schmerzte. Sein Körper kämpfte und es tat weh, zu heilen. Magie hatte eben auch ihren Preis.
Desith war zu schwach, um Körperspannung zu halten, sein gesamtes Gewicht zerrte an seinen Armen, an denen man ihn aufgehängt hatte. Eine Weile schien er bewusstlos gewesen zu sein und er wünschte sich, er könnte einfach das Schlimmste verschlafen.
Es regnete noch immer in Strömen, der Boden unter ihm wurde zum blutigen Sumpf, seine roten Haarspitzen hingen ihm im Gesicht und tropften, sein Kinn ruhte kraftlos auf der Brust.
Er wollte nicht aufsehen, wollte nicht den Kopf heben. Er wusste, wo er sich befand, wusste, was Melecay ihm antun wollte. Er hing wie ein Opfer angekettet vor dem offenstehenden Zelt, das Derricks fetten Drachenkörper vor dem Regen schützte. Der schwere Atem der Flugechse grollte über den verwaisten Platz.
Er würde nicht auf sehen. Niemals. Er würde einfach so tun, als wäre er an einem anderen Ort, die Augen geschlossen haltend und sich einreden, das Grollen wäre eine andere Art von Donner.
Desith konnte Rick nicht ansehen, nicht mehr. Er wollte es nicht zugeben, aber es tat weh, ihn zu sehen.
Das leise, dunkle Lachen des Großkönig ertönte neben ihm. Desith ließ den Kopf hängen, sah aber die schwarzen Stiefel, die in sein Blickfeld in eine Pfütze traten. Brauner Schlamm klebte an ihnen.
»Zäher Bastard.«
»Ich bin kein Bastard«, keuchte er trotzig.
»Wohl nicht«, stimmte Melecay amüsiert zu. Er trat um Desith herum, bis er vor ihm stand. Desith sah nicht auf. Melecay griff unter seinen vor Nässe triefenden Mantel und zog seine lange Klinge aus der Scheide. Desith bekam es mit der Angst zu tun und atmete schwerer, schenkte dem Großkönig jedoch nicht die Genugtuung, ihm seine Furcht zu zeigen.
Etwas Kaltes, Hartes legte sich unter sein Kinn und hob sein Gesicht an. Der Knauf des Schwertes. Er ließ es nur widerwillig geschehen und sah dann voller Trotz zu Melecay auf. Er ignorierte Derricks massigen Leib im Hintergrund.
»Ich respektiere deinen Drang, dich zu wehren, das spricht für deine Stärke«, sagte der Großkönig zu ihm, »aber denk nicht einmal daran, mich anzuspucken.«
Dieser Mann konnte Gedanken lesen. Desith wollte es trotzdem tun, aber der winzige Fetzen Vernunft, mit dem er gesegnet war, hielt ihn letztlich doch davon ab. Er Schluckte den gesammelten Speichel wieder runter.
Der Großkönig lächelte leicht, zufrieden. »Siehst du, Desith, ich verstehe dich. Besser als vermutlich jeder andere. Du bist wütend – Nein, warte, lass es mich passender ausdrücken: Du bist stinksauer und willst alles um dich herum zertrümmern, weil die Welt dir etwas genommen hat. Deinen Gefährten, deine Zukunft, sieben Jahre deines Lebens. Du hast das Gefühl, alle sind gegen dich und unterschätzen dich und du musst beweisen, dass du auch ohne Derrick stark bist.« Er legte den Kopf schief und musterte Desiths Gesicht. »Ich bewundere diese Wut und ich bewundere dich für deinen Trotz. Auch ich war oft wütend, vor allem in deinem Alter, und auch heute noch. Dein Problem ist allerdings, dass du nichts hast, außer dir selbst. Du bist allein.« Er zog den Knauf zurück und gab Desiths Gesicht frei, der aber noch immer trotzig das Kinn reckte. Der Großkönig ging vor ihm in die Hocke, bis sie auf Augenhöhe waren. »Du hast deinem Vater getrotzt, für die Liebe, du hättest einen Krieg in Kauf genommen, für die Liebe. Das habe ich an dir geschätzt, dir ist alles gleich, du interessierst dich nur für dich selbst. Und das ist gut, ein Mann sollte sein Schicksal immer selbst bestimmen«, sagte er ernst zu ihm, »aber das kann er nur, wenn er sich aus dem Nichts eine Grundlage schafft. Kurz um, du bist immer noch allein, Desith, niemand steht dir bei, niemand folgt dir. Du kannst nicht allein gewinnen, verstehst du? Aber das heißt nicht, dass du verloren hast. Du und ich, wir sind keine Feinde. Und manchmal nimmt ein Mann ein Schicksal an, um es zu gegebener Zeit zu seinen Gunsten zu wenden.« Dabei tippte er sich an die Schläfe. »Du musst auf deinen Kopf vertrauen, Junge, nicht auf deine Furcht, nicht auf dein Herz. Denk nach«, beschwor er ihn, »ich weiß, hinter all der Wut steckt auch ein kluges Köpfchen. Sieh in einer ausweglosen Situation deinen eigenen Vorteil. Verstehst du, was ich dir sagen will?«
Desith starrte ihm ungerührt ins Gesicht, er hatte Schmerzen und er musste einiges an Überwindung aufbringen, dem Großkönig nicht ins Gesicht zu kotzen. Aber ja, er verstand es.
Er verstand, dass Melecay versuchte, ihm eine Sache schön zu reden, die nicht schön war.
So einfältig ließ er sich nicht manipulieren.
Melecay kam noch etwas näher, seine Augen nahmen ein seltsames Leuchten an, und als hätte er Desiths Gedanken erraten, sagte er: »Denk nicht an eine ausweglose Flucht, Junge. Ich habe vorgesorgt. Deine Ketten bestehen aus Silber, selbst wenn du dich auflösen könntest, würden sie es verhindern. Du kannst nicht entkommen. Und du hast keine Wahl. Erlange meine Gunst, das ist der einzige Weg, deine Freiheit zu garantieren. Oder lebe ein Leben in Knechtschaft, denn ich bin nicht dein Vater, mir trotzt du nicht.«
Sich auflösen? Er wagte zu bezweifeln, dass irgendein Sterblicher das konnte, aber es war interessant zu hören, was man ihm