Geliebtes Carapuhr. Billy Remie

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Geliebtes Carapuhr - Billy Remie Chroniken der Bruderschaft 3

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Sie bekam diesen Ausdruck, den sie immer hatte, wenn sie Ränke schmiedete. »Oder was ist, wenn dir eine hehre Fügung Lohna nicht zur Strafe nahm, sondern sie schlicht ihren Zweck erfüllte? Du weißt, der Wille eines Gottes kann grausam sein, aber er ist nie sinnlos. Hättest du je Jori und seine Bande kennengelernt, wäre Lohna getötet worden? Nein, natürlich nicht, du wärest nie fortgelaufen und dieser liebenswerte, viel zu gutherzige Söldner hätte dich niemals im Schweinedreck gefunden, dich aufgenommen und dir gezeigt, dass mehr als Wut einen Mann ausmacht. Du hättest deine besten Freunde nie kennen gelernt, wäre alles anders gekommen. Dann wärst du vermutlich nie in den Dschungel gegangen und hättest Desith nie gefunden und ihn aufgrund deiner Schuld wie deinen Augapfel gehütet. Vielleicht wäre er jetzt tot, wäre seine Schwester nicht gestorben.«

      Kopfschüttelnd drängte er sie: »Was willst du mir sagen?«

      Sie legte den Kopf auf die Seite, als wäre sie selbst noch nicht sicher. »Ich weiß nicht recht, ich dachte nur gerade an das, was Desith sagte. Dass du – dass wir – einfach Melecays Entschluss, dich zu enterben, hinnahmen. Aber was, wenn es dein Schicksal ist, die Krone zu erben, und wenn es jetzt einen Weg gäbe, dir dein Erbe zurückzuholen, und gleichzeitig deinen Feinden, die deine Ehe mit Lohna beendeten, ein Schnippchen zu schlagen?«

      Manchmal überraschte es ihn, dass sie nicht minder verschlagen dreinblicken konnte als der Großkönig selbst.

      Trotzdem, er wurde ganz Ohr. »Wie soll das gehen? Ich versuche seit zwei Jahren, Onkels Respekt zurückzuerlangen, aber je mehr ich es versuche…«

      »Je weniger hält er von dir.« Sie nickte und sah ihn an, als wäre er einfältig. »Natürlich! Melecay hat eine ganze Schar voll Speichellecker. Du erlangst nicht den Respekt des Großkönigs, indem du immer nur blind wie ein dressierter Gaul gehorchst. Er wird denken, du wirst dich von deinen Untertanen an der Nase herumführen lassen. Du musst ihn beeindrucken.«

      »Macht bedeutet Gefahr, auch für meine Kinder«, warf er zögernd ein.

      »Sie sind eine Verbindung zwischen Eagle und Melecay«, erinnerte sie ihn, »eine Verschmelzung des Bündnisses. Sie sind immer in Gefahr, Vynsu, aber vielleicht sind sie geschützter, wenn ihr Vater wieder der zukünftige König ist.«

      Er schüttelte den Kopf. »Ich will dafür nicht töten, ich will keine blutige Krone.«

      »Das sollst und musst du auch nicht!« Sie war ein wenig empört, dass er ihr so etwas unterstellte. »Die Krone, die du tragen wirst, wird nicht mit Blut errungen, mein Sohn.«

      Neugierig betrachtete er sie. »Was schlägst du vor, Ma?«

      »Das wird dir nicht gefallen.« Aber sie lächelte.

      Kapitel 16

      Eine sanfte Hand glitt über seinen vernarbten Rücken, verursachte ihm gleichzeitig eine Gänsehaut und einen Schrecken. Die letzte sanfte Berührung schien soweit in der Vergangenheit zu liegen, dass er ganz vergessen hatte, wie wohltuend sie sich anfühlen konnte. War es nicht sein Vater gewesen, der ihn zuletzt in den Arm genommen hatte? Vermutlich, früher hatte er sich nie viel aus Berührungen gemacht. Nun vermisste er es, vermisste seine Familie, seine Väter. Er wollte zurück.

      Seine Aura strahlte, waberte freudig. Weißer Nebel, der von frostblauen Bahnen durchzogen wurde. Nur für eine andere Hexe sichtbar. Schwach noch, aber wieder vorhanden, wie eine weiße, fluffige Wolke, die immer größer, dicker … dunkler wurde. Von Energie geladen.

      »Erstaunlich«, flüsterte Chusei und zog seine Hand zurück, um seine Arbeit wieder aufzunehmen. Seine Ketten klirrten, als er die Arme hob und die Spitzhacke auf das schwarze Gestein führte. »Als würdest du über Nacht heilen.«

      Sarsar hob ebenfalls wieder die Arme und trug weiter Erz ab. Sie arbeiteten an jenem Tag weit an der Oberfläche, es war heiß, selbst in den dunklen, feuchten Gängen der Minen. Eine nasse, klebrige Hitze, der man nicht entkommen konnte. Er hatte das Hemd ausgezogen, so wie viele andere auch, nun tuschelten die anderen Sklaven verwundert über seinen abgeheilten Rücken, obwohl er erst zwei Tage zuvor ausgepeitscht worden war. Chusei tupfte ihm zwar fast jeden Abend die Wunden ab, aber auch er hatte die verheilten Narben noch nicht bei Tageslicht gesehen, das von dem Eingang der Höhlen direkt hinter ihnen auf Sarsar blassen, weißen Rücken strahlte.

      »Bin eben stur«, erwiderte Sarsar und lächelte schief.

      Chuseis Ohren zuckten nach vorne. »Wäre mir neu, dass Trotz ein Wunderheilmittel wäre, aber wenn mich das nächste Mal Peitsche und Prügel treffen, werde ich an deine Worte denken.«

      »Alles eine Frage des Glaubens.«

      »Dann bist du also doch gläubig?«, foppte der Panther ihn.

      Sarsar lachte schnaubend, die Arbeit war kräftezehrend, die Unterhaltung mit seinem einzigen Freund jedoch eine willkommene Erheiterung. »Nein, wahrlich nicht. Sagte ich dir nicht, dass ich aus Nohva stamme? Wir haben unsere Götter verbannt.«

      »Oh ja, der verschollene Prinz«, erwiderte Chusei voller Ironie, »wie konnte ich dieses Hirngespinst vergessen?«

      Sarsar lachte in sich hinein. Chusei wollte ihm einfach nicht glauben, woher er stammte und wer er war. Sarsar machte es ihm nicht zum Vorwurf, manchmal wachte er morgens in der Zelle auf und fragte sich selbst, ob die Erinnerungen an sein Zuhause nicht doch nur ein Hirngespinst waren.

      Warum suchte niemand nach ihm? Vermutlich hielten sie ihn alle für tot, Riath musste glauben, dass er ihn getötet hatte, dass er damit durchgekommen war.

      »Verbannt oder nicht, irgendein Gott muss seine Hand über dich halten, so schnell habe ich noch keine Wunde heilen sehen.« Chusei grunzte angestrengt, während er die Hacke führte, aber ihm ging nie der Atem aus, um ein Gespräch am Laufen zu halten. Seine Lieblingsbeschäftigung war es, zu reden, so viel er konnte, auch wenn Sarsar einen schlechten Tag hatte und sich in kummervolles Schweigen hüllte. »Weißt du, wie wir Tierstämme solche Wunder nennen würden? Wille der Natur.«

      Sarsar lief der Schweiß über Rücken und Gesicht, aber er vernahm die schlurfenden Schritte der stämmigen Wärterin, die bei ihrem Rundgang wieder in ihre Nähe kam. Er biss die Zähne zusammen und schwang die schwere Hacke weiter, auch wenn jeder einzelne seiner Muskeln brannte.

      »Glaub mir, das hat etwas zu bedeuten«, plapperte Chusei weiter, »wir Tierstämme glauben daran, dass alles von der Natur vorherbestimmt ist. Sie schenkt und nimmt Leben. Sie lässt Verletzungen auf wundersame Weise verheilen, oder sorgt dafür, dass ein kleiner Schnitt bereits tödlich endet. Sie schenkt Kinder, wenn der Waldbestand reich ist, und nimmt Kinder, wenn der Wald sie nicht versorgen kann. Sie sorgt für das Gleichgewicht, sie ist allmächtig und sie weiß alles. Sie bestimmt das Leben. Und sie hat entschieden, dass du leben sollst.«

      Sarsar lächelte wieder schief. »Dann muss es wohl so sein, mein Freund.«

      Wieder zuckten Chuseis Ohren freudig und seine Augen strahlten in der beinahe kindlichen Unschuld, die seinem Volk eigen schien. Er mochte es, wenn Sarsar ihn als Freund bezeichnete.

      Sarsar wollte ihn eigentlich auch nicht anlügen, aber er bezweifelte, dass ein einfacher Sklave es verstehen würde. Es fiel sogar ihm schwer, eine Erklärung zu finden. Es musste die Magie sein, die er in sich aufgenommen hatte, denn bevor sie in ihm war, hatte er solche Kräfte nicht besessen. Zumal es nicht einmal eine richtige Kraft war, er nutzte sie nicht bewusst, er heilte, ohne seine eigene Magie anwenden zu müssen. Es geschah

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