Geliebtes Carapuhr. Billy Remie

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Geliebtes Carapuhr - Billy Remie Chroniken der Bruderschaft 3

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eisernem Schweigen.

      Der Großkönig belächelte ihn nur. »So stolz, so stark. Als ob man in den Spiegel sähe.« Doch er schüttelte bedauernd den Kopf. »Nur leider keinen Funken Weitsicht.«

      Er stand auf, und Desith verfolgte ihn mit durchbohrenden Augen. »Ich gebe dir etwas zum Nachdenken.« Melecay faltete die Hände über dem Knauf seiner Klinge. »Es ist keine Liebe, die Ehen, Bündnisse und Paare ein Leben lang zusammenhält.«

      »Sondern?«, erwiderte Desith mit rauer, gelangweilter Stimme.

      »Es ist Macht.« Damit ließ der Großkönig ihn allein im Regen zurück.

      Und tatsächlich, obwohl Desith sich dagegen wehrte, dachte er ungemein intensiv über seine Worte nach.

      *~*~*

      »Ah das brennt!« Gereizt zog er das Gesicht aus ihrem Griff und fluchte vor sich hin.

      Seine Mutter verpasste ihm einen Klapps auf den Hinterkopf. »Jetzt stell dich nicht so an.« Trotzdem nahm sie den in Brandwein getränkten Lappen aus seinem Gesicht. »Du kannst froh sein, dass du genauso eine dicke Haut, wie einen Dickschädel hast. Diese Wunden werden Narben hinterlassen.«

      »Das zeugt von Charakter«, gab er zynisch zurück.

      Sie runzelte die Stirn und betrachtete ihn einen Moment sorgenvoll. Er wich geflissentlich ihrem forschenden Blick aus und starrte auf den Boden seines Zeltes. Der Tisch, an dem er am Abend zuvor mit Desith gesessen hatte, war noch genauso verwüstet, wie sie ihn verlassen hatten, die Karte beiseite gewischt, Desiths Fingerabdrücke im Fett, der Krug mit schalem Met und die beiden Becher. Das Lager war zerwühlt, roch nach einem Hauch von Feigen – roch nach Desith. Das Bärenfell vor dem Bett wies einen Abdruck auf, wo sie gelegen und geschwitzt hatten. Wo er, Vynsu, … genau wie so oft in letzter Zeit einfach alles hingenommen hatte, wie ein Sklave, der allen anderen gehorchen musste.

      Er hasste sich in diesem Moment für das, was er war, vermisste den unbeschwerten, von seinen Instinkten geleiteten Burschen, der er vor gerade mal sieben Jahren noch gewesen war. Bevor Ehen, Pflichten, Vaterschaft, Verlust und Reue ihn zu diesem, wie Desith es nannte, seelenlosen Mann ohne Biss gemacht haben.

      Seine Mutter stellte seufzend ihre Utensilien beiseite und setzte sich auf den Hocker, den sie vor ihn gezogen hatte. Vynsu lehnte halb auf dem Tisch, sein Blick glitt ins Leere.

      »Vermisst du es?«, fragte sie, klug wie sie war, und wrang den Lappen in einer Schale mit sauberem Wasser aus.

      »Was?«, knurrte er.

      »Dieser unbeschwerte Junge zu sein, der lieber dem Haus fernblieb, Huren bestieg und an jeder Ecke einen blutigen Streit anzettelte?« Sie klang nicht tadelnd, nur neugierig.

      Das brachte Vynsu dazu, die angespannten Schultern hängen zu lassen und sie anzusehen. »Ja, vielleicht. Manchmal.« Er schämte sich dafür.

      Sie lächelte mitfühlend. »Du wirst erwachsen, Vynsu, das ist normal. Du hast deine Jugend damit verbracht, deinem Onkel nachzueifern, in dessen Fußstapfen du treten solltest. Und dann wurdest du überlistet, man hat dir die Frau genommen, weil du nicht da warst, um zu verhindern…«

      Er drehte gequält das Gesicht fort.

      »Das hat dir gezeigt, dass du angreifbar bist, dabei dachtest du, du wärst so unantastbar wie dein Onkel.« Sie faltete den Lappen, hing ihn über den Schüsselrand und schob beides ein Stück von sich, ehe sie sich zu ihm umwandte und ihm eine Hand auf den Arm legte. »Dein Onkel ist auch nicht unverwundbar, Vynsu, das müsstest du wissen. Er mag dich geprägt haben, du magst ihm nachgeeifert haben, aber das Herz, das jetzt in deiner Brust schlägt und dir sagt, was du zu tun hast und wie viel es ertragen kann, das ist ganz allein dein Herz, mein Sohn. Das bist du. Und nichts anderes will ich, dass du bist. Melecay ist nicht das Vorbild, von dem ich mir erhoffte, dass es dich beeinflusst.«

      »Er hat trotz vieler Feinde nie zugelassen, dass Prinzgemahl Dainty oder ihrem Ziehsohn Derrick irgendetwas zustößt«, warf er ein und sah sie bekümmert an. »Ich schon, Mutter, ich schon. Weil ich ein dummer Junge war, der nur daran dachte, sich den Ruhm auf dem Schlachtfeld abzuholen, sich einen Namen mit Blut in die Geschichte zu schreiben, so wie Onkel es getan hat. Ich war ein Hitzkopf und ein Hurenbock.«

      Sie lächelte leicht. »Und warum vermisst du diesen dummen Jungen dann?«

      Na prima, sie hatte ihn überlistet. Genervt drehte er wieder das Gesicht fort.

      Sanft legte sie die Hand an seine Wange und drehte ihn wieder zu sich herum, mütterliche Wärme strahlte ihm entgegen, sie roch nach Orchideen. »Damals warst du nur ein Junge, Vynsu. Heute bist du ein Mann. Dir wurde etwas weggenommen, das zu schützen du geschworen hast, es aber letztlich doch nicht konntest. Heute bist du ein Mann, und was ich sehe, erinnert mich stark an deinen Vater. Diesen liebevollen, einfühlsamen Mann, der seinen einzigen Sohn mit Liebe aufzog, auch wenn dieser nur in seinem Onkel einen Helden sah.«

      Vynsu lächelte entschuldigend. »Ich muss Pa unbedingt sagen, wie du von ihm schwärmst, wenn wir nach Hause kommen.«

      Sie sah ihm ernst in die Augen. »Besonnenheit ist keine Schwäche, wenn man weiß, wofür man es tut.«

      Traurig sah er sie an und gestand leise: »Ich habe mir nichts daraus gemacht, Gemahl und Vater zu sein, ich denke, es war die Strafe des Allvaters, mir etwas davon zu nehmen. Ich sah es für all zu selbstverständlich.«

      Bedauernd legte sie ihren lockigen Kopf schief.

      »Jetzt haben meine Kinder nur noch mich«, flüsterte er ängstlich, »und ich kenne sie so gut wie gar nicht, sie nennen mich nicht Pa, sondern Vater, voller Furcht, weil sie mich nicht kennen, sie weinen, wenn ich sie auf dem Arm nehme, und gehen mir aus dem Weg. Jetzt habe ich sie zwei Jahre nicht gesehen, weil ich mich fürchte, mich ihnen zu stellen.«

      Sie blickte ihn so voller Verständnis an, dass er gar nicht anders konnte, als sie zu lieben.

      »Aber«, fuhr er fort, bevor sie etwas erwidern konnte, »auch wenn ich fast ein Fremder für sie bin, sie wissen, wer ihr Vater ist. Und ich will nicht, dass ihnen irgendjemand sagt, dass ich ein hitzköpfiger Hurenbock bin, der auf dem Schlachtfeld viel Blut seines eigenen Volkes vergoss, auf der Suche nach Macht und Ruhm und Weibern.« Er schüttelte den Kopf. »Ich will nicht, dass sie das von mir denken, Mutter. Lieber bin ich kein Barbar mehr und lasse mich feige und kastriert nennen, als zuzulassen, dass sie sich meinetwegen schämen müssen oder sie meinetwegen gefürchtet werden. Oder gar meinetwegen Feinde haben, die ich mir im Leben schaffe. Ich will nur, dass es ihnen gut geht, auch ohne Mutter, die ich nicht für sie beschützt habe.«

      Das nagte an ihm, er konnte es nicht abschütteln.

      Sie verzog mitfühlend die Lippen und streichelte seine Wange. »Warum kränkt es dich dann so, was Desith im Kampf sagte?«

      Weil er ebenso wenig wie er wollte, dass seine Kinder ein schlechtes Bild von ihm hatten, wollte, dass Desith ihn für weichgeworden und schwach hielt. Oder gar langweilig.

      Vynsu wandte den Blick ab und griff nach dem Krug mit dem schalen Met. Er trank großzügig aus, statt ihr eine Antwort darauf zu geben.

      Sie legte die Stirn nachdenklich in Falten und richtete sich wieder etwas auf. »Hm. Nun, wenn du glaubst, dass dein Gott dir etwas genommen hat, glaubst du dann vielleicht auch, dass er bereit ist, dir eine zweite Gelegenheit zu bieten?«

      Er

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