Geliebtes Carapuhr. Billy Remie

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Geliebtes Carapuhr - Billy Remie Chroniken der Bruderschaft 3

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musst sie also selbst gekocht haben, auch heute, denn nur du tust irgendein Kraut hinzu. Das schmeckt mir besser.«

      »Oh. Hm. Na ja… irgendwas musst du ja essen, oder nicht?« Vynsu wich vor plötzlicher Verlegenheit seinem Blick aus und räusperte sich unbehaglich.

      Das war beinahe niedlich, für einen so großen Mann. Vynsu mimte also gern den Versorger, aber so leicht ließ Desith sich nicht erweichen. So einfach war er nicht zu besänftigen.

      Er setzte eine unfreundliche Miene auf. »Glaub ja nicht, nur weil du für mich den Koch spielst und mich heimlich fütterst, würde ich deinen Verrat verzeihen. Da musst du schon mehr aufbieten.«

      Stumm sah Vynsu ihm wieder in die Augen. Er kniete mit einem Bein im Matsch, das andere hatte er aufgestellt und locker seinen Arm darauf liegen, sein Barbarenzopf lag lang und dick über seiner Schulter vorne auf seiner Brust und lud regelrecht frech dazu ein, ihn zu ergreifen und ihn sich um den Arm zu wickeln, um Vynsu an sich heran zu ziehen.

      »Wenn ich vergessen soll, dass du ein Versprechen an mich gebrochen hast…«

      Vynsu petzte sich mit zwei Fingern ins Nasenbein. »Desith, ich…«

      »Dann«, betonte Desith schneidend, und Vynsu blickte ihm wieder ins Gesicht, »solltest du hier und jetzt auf alle viere gehen, mein Großer, und mir genau hier, vor Derrick, unter dem Sternenzelt Elkanasais und vor allen neugierigen Augen, die zufällig hier vorbeikommen, mit deiner hübschen Zunge die Härte polieren.« Er lachte schmutzig in Vynsus vollkommen unbewegtes Gesicht, das lediglich gelangweilt abzuwarten schien. »Aber auch nur dann vergebe ich dir vielleicht, dass du mich reingelegt hast.«

      Es verstrich ein langer Augenblick des Schweigens nach seinem schamlosen Vortrag. Sie starrten sich an, Desith hatte sich Vynsu entgegen gelehnt und ihre Blicke bohrten sich ineinander, einer unnachgiebiger als der andere. Zwei Wände, die sich gegenüberstanden.

      »Bist du fertig mit dem Narrentheater?«, fragte Vynsu schließlich ruhig.

      Desith atmete herablassend aus und lehnte sich wieder an den Pfosten in seinem Rücken. Die Haltung schmerzte in jedem einzelnen Wirbel, seine Glieder waren steif. Er antwortete nicht, wollte nur, dass dieser Verräter endlich verschwand. So schön anzusehen er auch war.

      »Ich bin kein Mann von Ehre«, sagte Vynsu, ohne Reue, ohne Entschuldigung. »Ich bin aber auch kein Mann, der ohne Sinn und Verstand die Hand nach einer blutigen Korne ausstreckt.«

      Verwirrung schlug Stirnfalten in Desiths Gesicht, aber er wartete neugierig ab.

      »Das soll heißen, dass ich sehr wohl darüber nachgedacht habe, mein Recht einzufordern, immerhin bin ich der einzige Blutsverwandte meines Onkels. Aber ich hätte mich gegen seinen Willen stellen und Krieg führen müssen, vermutlich sogar gegen Derrick antreten müssen. Es hätte meinem Vater das Herz gebrochen, es hätte meine Mutter von mir enttäuscht, und nicht zuletzt hätte es das Leben meiner Kinder – deiner Nichte und deines Neffen – in Gefahr gebracht. Und ja, ich hab beschissen viel Angst vor meinem Onkel, so wie vermutlich viele andere auch. Angst zu haben ist nicht beschämend, sie ist wichtig, um zu überleben. Nur ein Einfältiger würde sich nicht fürchten, sich gegen den Willen seines Königs aufzulehnen. Und nein, es kümmert mich nicht, ob du mich für feige oder für einen Schoßhund hältst, denn ich lebe noch, weil ich ein Einsehen hatte und mich zurückhielt.« Er atmete schwer aus, und Desith kam es auf einmal so vor, als läge die Last der Welt auf ihm. Irgendwie hatte er sogar einen Hauch Mitleid. Dann stand Vynsu schwerfällig auf und zog sein Schwert.

      Desiths Augen weiteten sich ein kleinwenig, er schluckte leise.

      »Aber der Allvater soll mich bewahren, deinetwegen halte ich den Kopf hin, weil ich schlicht kein Mann sein will, der sein Versprechen nicht hält.«

      Desith schluckte einen Aufschrei herunter, als Vynsu seine Klinge plötzlich schwang und mit einem kräftigen Ruck auf den Pfahl einschlug. Die Ketten klirrten und Desith verlor seinen Halt, er kippte vorne über und versank bis zu den geschundenen Handgelenken im Matsch. Die Silberringe funkelten noch im Mondlicht, das sich in diesem Moment einen Weg durch die Wolken bahnte.

      »Beeilung«, flüsterte Vynsu und packte ihn unter einem Arm, um ihn aus dem Schlamm und auf die Beine zu ziehen. »Ich habe zwar ein paar Krieger bestochen, die Wache halten, aber das haben bestimmt noch mehr hellhörige Ohren gehört.«

      Desith starrte noch immer wie benommen auf seine Hände. »Aber… wie…«

      »Silberketten.« Vynsu drückte ihn an seine Seite, verhüllte ihn mit seinem Umhang und zog ihn eilig vom Platz zwischen die engen Zeltreihen, wo die Dunkelheit sie verschluckte. »Sie mögen eine Hexe fesseln, aber kein Schwert aufhalten. Silber ist zu weich.«

      Desith stolperte neben ihm her, er versuchte, zu laufen, aber Vynsu hatte es zu eilig, und so fiel es ihm schwer, sein Gleichgewicht zu finden. Er musste sich an Vynsus Gürtel festkrallen. »Nein, ich meine, wieso hast du das getan…?«

      »Habe ich doch gesagt, ich hab versprochen, ich bringe dich heim, also bringe ich dich heim.«

      »Ja, aber…« Desith wusste nicht, wo ihm der Kopf stand. »Ich weiß nicht, ob mir das gefällt.«

      Denn jetzt hatte er zwar, was er wollte, aber er würde auch in Vynsus Schuld stehen.

      *~*~*

      »Ruhig, ich bin es nur.« Er ging durch die Reihe der Pferde und klopfte jedem einzelnen beruhigend auf die Stirn. Dann entzündete er die erloschenen Fackeln neu an und tauchte seinen vom Met benebelten Kopf in ein vom Regen überlaufendes Fass mit kaltem Wasser. Die Nässe tat gut und klärte ein wenig seinen Verstand.

      Es war spät. So spät, dass es beinahe schon wieder Morgen war, aber wie üblich wollte sich kein Schlaf bei ihm einstellen, die Hitze hatte ihn nach wenigen Stunden wieder aus den Laken getrieben, und nun suchte Jori ein paar kleine Arbeiten zum Zeitvertreib bei den Pferden. Die großen und sanften Huftiere strahlten eine bemerkenswerte Ruhe auf ihn aus, vor allem wenn er ihrem lauten Kauen lauschte, nachdem er sie mit einer Handvoll Heu gefüttert hatte.

      Hekkilston schabte wie üblich mit dem Vorderhuf, seine Muskeln zuckten und er schnaubte nervös. Jori klopfte ihm die Flanke ab und griff zu einer Bürste. Das ließ den Hengst wieder ruhiger werden.

      »Der Prinz wird bald aufwachen und dann verdonnere ich ihn zu einem Ausritt mit dir, Hekkli«, flüsterte er dem Rotfuchs zu. »Er hat im Moment andere Sorgen, verzeih es ihm.«

      Vynsu bereitete ihm Kopfzerbrechen. Bereits in dem Moment, als er den jungen Prinzen im Schweinedreck mit gebrochener Nase und aufgeplatzter Lippe gefunden hatte, hatte er gespürt, dass sich Vynsu an einem Scheideweg befand, und sein Helfersyndrom hatte sich gemeldet. Natürlich war ihm sofort aufgefallen, wen er da aufgegabelt hatte, Vynsus Verschwinden war in dem Moment in aller Munde, als er nicht mehr an Melecays Hof zu finden gewesen war. Rurik und Vala hatten ihn liegen lassen wollen, aber Jori hatte nicht auf sie gehört. Deshalb nannten sie ihn auch einen liebenswerten Trottel. Einen Weichling. Aber es konnte schließlich nicht schaden, sich einen Prinzen zum Freund zu machen, auch wenn dieser ein Ausreißer war.

      Außerdem hatte Jori Mitleid gehabt mit diesen leeren, traurigen Augen. Wie ein Hengst, der durch das Gatter gebrochen war und nach dem ersten Raubtierangriff wünschte, er stünde wieder auf der Weide.

      Und Jori hatte sich nicht getäuscht, er täuschte sich selten in Menschen. Vynsu war kein schlechter Kerl, das hatte sich bereits am dritten Tag gezeigt, als er ihnen, ohne einen Anteil zu erwarten,

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