Geliebtes Carapuhr. Billy Remie
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Jedenfalls bereute Jori es nicht, sich entschlossen zu haben, Vynsu schließlich in den Dschungel zu folgen, er für sich genommen war der Ansicht, dass in Vynsu ein gutes Herz schlug, er hatte es gesehen, in den kurzen Wochen, die sie zusammen geritten waren. Vynsu wäre kein so schlechter Nachfolger für den Großkönig. Und die zwei Jahre im Dschungel hatten es bewiesen. Während Melecay bereit war, jeden Preis zu zahlen, um Derrick zu finden, hatte Vynsu immer darauf geachtet, niemanden in Gefahr zu bringen. Er kümmerte sich um seine Leute.
Freundschaft. Vynsu wusste, was das war.
Aber Jori sorgte sich nun wegen Vynsus vermeintlicher Schuld gegenüber Desith Airynn von Elkanasai. Auch wenn er der Bruder von Prinzessin Lohna war, konnte Jori nicht nachvollziehen, was dessen Schicksal mit seinem Freund Vynsu zu tun hatte. Er konnte nicht genau benennen, was es war, aber ein drückendes Bauchgefühl sagte ihm, dass Desith Ärger bedeutete.
Jori musste über sich selbst schnauben. Er war bestimmt der letzte Mann, der Vynsu einen Vorwurf machen konnte, er selbst nahm immer wieder verlorene Seelen unter seine Fittiche, die geradezu nach Ärger stanken.
Bragi war einer davon. Bragi, den er kennen lernte, als er ihm den Münzbeutel vom Gürtel hatte schneiden wollen, und den Jori mitten in der Schenke gepackt, auf den Tisch geschleudert und ein Messer an die Kehle gehalten hatte. Dieser dreiste Dieb, der ihm auch noch frech ins Gesicht gegrinst und ohne jede Scham gesagt hatte: »Hätte ich doch nur zuerst dein Gesicht angesehen, bevor mir dein praller Beutel auffiel, hätte ich mir die Münzen heute Nacht auch einfach bei dir verdienen können, mein Schöner.« Dabei hatte er das Becken emporgehoben, und Jori war vor Verlegenheit fast im Boden versunken.
Es war das erste Mal in seinem Leben gewesen, dass ihm jemand seine Aufwartungen machte, falls er das in Bezug auf Bragi überhaupt so nennen konnte. Denn Bragi… nun ja, Bragi war eben Bragi, der sich vermutlich auch an einem Hund gerieben hätte.
Jori kannte das allerdings nicht, er war als einfacher Bauernjunge aufgewachsen, pickelig und pummelig, der in seinem Leben noch nicht ein einziges Kompliment gehört und von seinem versoffenen Vater immer ziemlich runter gemacht worden war. Jedenfalls hatte er, seit seine Gemahlin, die zu einer Ehe mit ihm im Alter von dreizehn Wintern gezwungen worden war, und die nur vier Jahre später mit einem Schweinehirten und den Kindern das Weite gesucht hatte, nichts von Liebschaften wissen wollen. Gewiss, es hatte Dirnen gegeben, manche hatten ihm Nettigkeiten zugeflüstert, andere hatten danach geweint, obwohl er immer sanft war. Aber wer glaubte auch schon einer Hure, deren Geschäft die Vortäuschung war? Jori hatte sich immer bedeckt gehalten, auch als er sich – wie viele junge Männer – entschlossen hatte, sich als Söldner zu verdingen und ihm etwas Achtung entgegengebracht worden war, hatte er nie vergessen, dass er nur ein pummeliger, pickliger Junge gewesen war. Er hatte sich seinen Respekt unter den Söldnern durch die Fähigkeit, eine Gruppe anzuleiten, verdient, nicht durch Schönheit. Dadurch hatte er seine beiden engsten Freunde getroffen, eine verruchte Kriegerin und einen grimmigen Barbaren aus dem Hochland. Vala war die Schöne, die alle Frauen bezirzen konnte, Rurik war der große, männliche Kerl, auf denen alle reiten wollten. Jori hatte sich für unsichtbar gehalten und es gut gefunden. Er brauchte kein Weib, und die Burschen, die er mochte, hatte er nie auf diese Weise gemocht.
Und dann trifft er diesen Dieb, zwei Wochen vor der Abreise in den Dschungel. Natürlich hatten seine Freunde dem Drecksack die Kehle aufschlitzen wollen. Aber Jori, vergebend wie er nun mal war, hatte den Dieb stattdessen aufgenommen und ihm versichert, er müsse nie wieder stehlen, wenn er sich ihnen anschloss. Und Vynsu hatte ihm erstaunlicherweise zugestimmt.
»Jeder Mann verdient die Gelegenheit, sich zu beweisen«, hatte er gesagt. Vermutlich, weil auch er auf eine solche Gelegenheit hoffte.
Und nun… nun war Desith da, und Jori hatte das ungute Gefühl, dass Vynsu sich in eine Sache verstrickte, die zu groß für ihn war. Oder wegen diesem aufsässigen Wicht etwas wirklich Dummes tun würde.
»Bevorzugst du die Gesellschaft von weiblichen oder männlichen Pferden?«, fragte plötzlich eine leise Stimme in der Dunkelheit.
Jori drehte den Kopf und sah auf einem Stapel Strohballen Bragi sitzen. Der Dieb musste ihn schon eine Weile beobachtet haben, seine Haltung war entspannt, seine Beine baumelten lässig, er grinste wie üblich rotznäsig und biss anschließend genüsslich von einem roten Apfel ab.
»Stuten und Hengste nennt es sich bei Pferden«, erklärte Jori geduldig und ging dazu über, Hekklis Mähne zu kämmen.
»Wie auch immer«, gab Bragi zurück, lehnte den Rücken an einen versetzt stehenden Strohballen und überschlug die schlanken Beine. »Du scheinst dich unter ihnen wohler zu fühlen. Willst du mir etwas beichten?«
Jori schielte ihm warnend zu. Doch mehr als ein schmutziges Lachen erreichte er damit nicht.
»Wahrlich, es ist mir ein Rätsel, wieso du jeden Morgen vor Sonnenaufgang und noch vor dem ersten Knecht hierherkommst.«
Jori antwortete wahrheitsgemäß: »Ich schlafe schlecht.«
»Das tun wir alle.« Bragis leises Kichern verursachte Jori eine nicht unangenehme Gänsehaut. »Warum kommst du nicht einfach zu mir, ich bin sicher, wir vertreiben uns die schlaflosen Stunden gemeinsam…«
Darauf erwiderte Jori nichts, wie immer tat er so, als hätte Bragi keine eindeutige Einladung ausgesprochen, und versuchte ebenso, seine glühenden Wangen zu ignorieren, die Bragi mit einem zufriedenen Grinsen bemerkte.
»Jori…«, flüsterte er heißer, »komm zu mir ins Stroh.«
Jori presste die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf, er wechselte von der roten Mähne zu Hekkilstons rotem Schweif, dabei ließ er die Hand zaghaft über dessen Flanke gleiten und spürte Bragis brennenden Blick auf seiner Rückseite. Beide stellten sich vor, Jori würde auf diese zärtliche Weise nicht das Pferd, sondern Bragi berühren.
»Warum nicht?« Bragi öffnete die Schenkel und in seinem Schritt zeichnete sich bereits eine deutliche Beule ab, die Jori vor Scham schlucken ließ.
Schnell wandte er den Blick ab und versuchte krampfhaft, sich auf das Durchbürsten des Schweifes zu konzentrieren.
Bragi lachte in sich hinein und warf die Reste des Apfels über die Schulter ins Stroh. »Aus dir kann ich lesen wie aus einem offenen Buch. Und dabei kann ich nicht mal lesen.«
Jori musste grinsen und schielte kurz zu ihm herüber. Er war wahrlich eine Versuchung, drahtig und doch auf eine schlanke Weise muskulös, männlich. Sein Haar hatte er zusammengebunden, die spitzen Ohren stachen hervor wie Dolche, bronzene Strähnen hingen ihm keck im langen Gesicht. Sein blindes Auge war trüb, dafür strahlte das algengrüne umso heller in der Nacht. Er war nicht hässlich, sein Körper versprach Sinnlichkeit, doch Jori konnte sich nicht darauf einlassen, selbst wenn er schon einmal bei einem anderen Mann gelegen hätte. Er würde vor Verlegenheit vermutlich alles falsch machen. Die meisten Huren schienen nie beglückt, die anderen weinten immer, vermutlich