Geliebtes Carapuhr. Billy Remie
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Читать онлайн книгу Geliebtes Carapuhr - Billy Remie страница 48
»Du kannst nicht ewig Nein sagen«, säuselte Bragi verführerisch, sein Lächeln war die pure Verlockung. »Und es täte deiner angespannten Miene gut, würdest du mal eine Hand in deine Hose lassen.«
Jori kam kopfschüttelnd hinter dem Pferd hervor und bürstete die Bürste aus, Staub und Haare flogen durch den Widerschein der Fackeln. »Warte doch einfach, bis die Knechte erwachen, oder such dir wieder einen von Melecays Barbaren, wenn du es so nötig hast.«
Bragi sprang von den Strohballen und stellte sich ihm in den Weg, als er die Utensilien wegpacken wollte. Sie waren auf Augenhöhe, gleichgroß. Jori versteinerte, schluckte, als Bragis Hände über seine Brustmuskeln nach oben glitten. Selbst durch das dicke Leder seiner Rüstung glaubte er, menschliche Wärme zu spüren, sein Herz krampfte vor Aufregung und er ließ die Bürsten fallen.
»Du begehst einen großen Fehler, Jori«, raunte Bragi ihm gegen die Lippen, sein sehendes Auge war so nahe, dass Jori sich darin verlor. »Wenn du zu einer Sache Nein sagst, die du noch nie zuvor gekostet hast.«
Ein Stöhnen wollte ihm entfliehen, als Bragi sich zu ihm lehnte und sanft mit seiner feuchten, warmen Zunge über Joris geschlossene Lippen leckte. Verführerisch, verlockend…
Er schmeckte nach Manukahonig.
Und nach einem süßen Apfel.
Doch bevor Jori irgendetwas erwidern konnte oder zu einer Handlung im Stande gewesen wäre, erklangen eilige Schritte in der Nacht. Verwundert drehten sie sich zur Dunkelheit um und erspähten eine seltsam breite Gestalt, die sich aus dem Lager der Palisade näherte. Sie lösten sich voneinander, und die Fackeln streiften über violettes Haar.
»Vynsu?«
Der Prinz atmete so schwer, als wäre er auf der Flucht. Und als er endlich in den Lichtkreis trat, fielen Jori und Bragi beinahe die Augen aus dem Kopf. Ihr Freund war nicht allein, eine zweite Person unter seinem Umhang hatte seine Gestalt breiter als sonst erscheinen lassen.
»Er ist wahnsinnig geworden«, flüsterte Bragi.
Jori hätte zugestimmt, wäre er nicht zu verblüfft gewesen.
»Jori, ich brauche Hekkli gesattelt, schnell.« Vynsu ging an ihnen vorüber und setzte Prinz Desith auf die Strohballen. »Jori!« Vynsu drehte sich hektisch zu ihm um.
Jori zuckte in seiner Starre zusammen. »Ja… nein… ja … was?«
Vynsu wartete nicht darauf, bis er sich gefangen hatte, er ging zu seinem Hengst und löste ihn aus der Reihe. »Bring mir meinen Sattel, Jori!«
Es war Bragi, der sich umdrehte und Vynsus Zaumzeug und Sattel herschaffte. Jori nutzte die Gelegenheit, sich an Vynsu zu wenden. »Bist du wahnsinnig?«, zischte er leise.
Vynsus harte Miene und der dünne Strich seines Mundes bewiesen zumindest, dass er irrsinnig entschlossen war.
Er löste zwei dicke Beutel von seinem Gürtel und reichte beide Jori.
Doch er wich zurück. »Was ist das?«, fragte er, obwohl er die Antwort darauf bereits kannte, und sie gefiel ihm nicht.
»Nimm schon«, forderte Vynsu ungeduldig. »Euer Sold. Ihr habt ihn euch wahrlich verdient in der Hölle, in die ich euch geführt habe. Ihr seid entbunden.«
»Auch von deiner Freundschaft?«, fragte Jori, der das Silber noch immer nicht annehmen wollte. »Wenn nicht, dann spreche ich jetzt als Freund zu dir. Vynsu, hältst du es für klug, dich in deiner Position derart gegen den Großkönig zu stellen? Mann, er köpft dich doch!«
»Mir bleibt keine Wahl!«
Bragi kam zurück, und Vynsu drückte Jori das Silber in die Arme, um sein Pferd aufzusatteln. Hekkli schabte wieder nervös mit dem Huf, konnte den Ritt kaum erwarten. Während Bragi sich neben Jori stellte und Prinz Desith sich mit kalkweißem Gesicht auf den Boden übergab.
»Ich glaub nicht, dass er reiten kann«, gab Bragi zu bedenken.
Vynsu zog sich auf seinen Hengst. »Das muss er auch nicht.« Er lenkte den Rotfuchs um Bragi und Jori herum und reichte Desith seine Hand. Der Prinz von Elkanasai spuckte auf den Boden, wischte sich noch unschicklich mit dem Handrücken über den Mund und schlug dann entschlossen ein. Vynsu zog ihn hinter sich auf Hekkilstons Rücken und sah noch ein letztes Mal auf seine Freunde herab. »Ihr habt mich nicht gesehen, ihr habt nichts hiermit zu tun, und wenn ihr es gewusst hättet, hättet ihr mich aufgehalten, eure Loyalität gehört dem Großkönig! Ich habe euch vor zwei Tagen euren Sold überreicht. Ihr wusstet von nichts! Ihr geht heim, wie jeder Söldner nach getaner Arbeit!«, bläute er ihnen ernst ein.
Jori schüttelte kritisch seinen Kopf, ließ seinen Freund seine Missbilligung deutlich spüren.
»Ihr werdet verstehen«, versicherte Vynsu, dann gab er seinem Hengst einen Tritt in die Flanken und galoppierte aus der Palisade. Dabei nahm er die Kurve so eng, dass sein Knie beinahe den Boden berührte. Hekklis donnernde Hufe verklangen in der Nacht, die Reisfelder raschelten und Vögel stoben mit wütendem Geschrei davon.
Bragi stellte sich hinter Jori. »Ist er irre geworden?«
»Oh ja«, bestätigte Jori.
»Tut er, was ich denke, was er tut?«
»Die beiden unternehmen gewiss keinen netten Mondscheinausritt«, erwiderte Jori und hing die schweren Beutel mit dem Sold an seinen Gürtel.
»Wie ist das eigentlich in Elkanasai«, fragte Bragi grübelnd, »der Kaiser wird doch gewählt, oder nicht? Angenommen, er würde abgewählt, dann wäre eine Ehe zwischen dem Prinzen von Elkanasai und dem Prinzen von Carapuhr doch einen Scheißdreck wert.«
Jori schüttelte den Kopf. »In den meisten Fällen wird ein Mitglied der Kaiserfamilie auf die nächste Wahl vorbereitet und auch gewählt. Sollte dies nicht der Fall sein, ist die ehemalige Kaiserfamilie dennoch ein hochgeschätztes Mitglied des Reiches und alle getroffenen Ehen und Bündnisse haben weiterhin Gewicht in ihrer Politik.«
Es war doch ironisch, dass er dem Halbspitzohr etwas über Elkanasai erklären musste, aber Bragis Ohrenform hatte nichts zu bedeuten, er war in Carapuhr aufgewachsen und hatte von Politik keinen blassen Schimmer. Jori hatte sich auch nur aus Interesse damit beschäftigt, da er als Söldneranführer über ein paar gewisse, innere und äußere Konflikte Bescheid wissen sollte. Was man eben als Söldner, wenn man für andere ihre Kämpfe austrug, so aufschnappte.
»Was passiert mit den Kindern, die nicht auf das Amt vorbereitet werden?«
»Sie werden vermählt mit reichen Familien oder … verbündeten Königreichen.«
Bragi kratzte sich am Kopf. »Warum habe ich gerade ein ganz beschissenes Bauchgefühl?«
Jori drehte sich zu ihm um. »Weil Vynsu ein Narr ist, der ein Spiel beginnt, dessen Regeln er nicht kennt.«
Kapitel 18
Desith stürzte vornüber ins hohe Gras und übergab sich lautstark.
Sie hatten einen holprigen, rasanten Ritt hinter sich, es war bereits