Geliebtes Carapuhr. Billy Remie
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Читать онлайн книгу Geliebtes Carapuhr - Billy Remie страница 50
Und ich werde immer in deiner Schuld stehen, dachte Desith bei sich. Ob du willst oder nicht.
»Ich fühl mich nicht so«, gestand Vynsu und lehnte sich an sein Pferd, suchte Trost in dessen Nähe, während er ihm über den rötlichen Hals strich. »Kommt mir so vor, als wäre ich von einem brüllenden Bären, zu einem stillen und heimlichen Mäuschen geworden.«
Desith lächelte schwach. »Nein. Du bist von einem jungen Bären zu einem Bären geworden, der weiß, wenn sich ein Kampf nicht lohnt.«
Das entlockte Vynsu zumindest ein kurzes Schmunzeln. Und ihm stand der Ausdruck gut zu Gesicht, wenn er nicht sicher war, ob er Desith danken, oder ihn einfach ignorieren sollte.
»Können wir?«
Desith nickte. »Ja, hilf mir auf.«
Wenig später saß er hinter Vynsu auf dem schaukelnden Rücken des Rotfuchses und hielt sich an dessen Seiten fest. Der Ritt ging langsam und holprig voran, denn auch wenn sie Jägerpfaden und Holzwegen durch das Dickicht des Regenwaldes folgten, war es eng und zu Pferd schwierig, hindurchzukommen, aber immer noch besser, als sich zu Fuß durchzuschlagen. Zumindest in Desiths Zustand.
Er wurde müde und er genoss Vynsus Nähe viel zu sehr, auch wenn sie beide schwitzten wie zwei aufgehängte Schweine in der Mittagssonne. Er wagte es, einen Arm um Vynsu zu legen und schmiegte den Kopf auf dessen Schulter. Der Barbar drehte kurz verwundert das Gesicht zu ihm um, aber ließ ihn gewähren.
Leise seufzend schloss er die Augen und ließ sich von Vynsus Pferd durch den Wald tragen, und von seinem Geschaukel in den Schlaf wiegen. Mit Vynsus herbem Duft in der Nase und seinem weichen Barbarenzopf als Kopfkissen glitt er ruhig in die Traumwelt.
*~*~*
Als er wieder erwachte, weckte ihn das Knistern eines Feuers.
Erschrocken setzte Desith sich auf, er hatte überhaupt nicht mitbekommen, vom Pferd gestiegen zu sein, geschweige denn, sich hingelegt zu haben. Das Letzte, woran er sich erinnerte, war der Moment, als er an Vynsu gelehnt eingeschlafen war. Nun war es dunkel, er lag zwischen Wurzelgeflechten im tiefen Regenwald an einem Lagerfeuer und fühlte sich inmitten der großen Pflanzen winzig wie eine Ameise. Winzig und verloren.
»Du hast geschlafen wie ein Toter.«
Überrascht drehte er sich um, dabei wusste er doch, dass er nicht allein reiste. Vynsu lehnte an einem Baumstamm, das gezogene Schwert über die Schenkel gelegt und mit Blick auf Desith, als hätte er die ganze Zeit über ihn gewacht. Sein Pferd stand schlafend neben ihm.
»Pass auf«, Desith räusperte sich, »wenn du weiter den Beschützer gibst, verliebe ich mich noch in dich.« Er setzte sich auf und bemerkte, dass er auf Vynsus Umhang geschlafen hatte.
Ein leises, dunkles Lachen erklang in der Nacht und übertönte für einen Moment das Murmeln der Tierwelt aus dem Wald. »Damit komme ich zurecht.«
Du vielleicht, aber ich nicht. »Ich habe fürs Erste genug von der Liebe und würde gerne weiterhin darauf verzichten. Ein gebrochenes Herz reicht mir, ein zweites besitze ich ohnehin nicht«, erwiderte er zynisch und zog die Beine unter sich. Benommenheit ließ seinen Kopf schwirren, er fühlte sich wie erschlagen. Gleichzeitig schalt er sich für seine Offenheit einen Dummkopf, Vynsu wollte bestimmt nichts von seinem gebrochenen Herzen hören, außerdem hatte er sich geschworen, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr es ihn kränkte, dass Rick ihn einfach verlassen hatte.
»Ich kenne das nicht.« Vynsu wandte den Kopf nach links und blickte in den nächtlichen Wald hinein, wo das Mondlicht grelle Lichtspeere ins Unterholz warf und mystische Zeichen auf die mit Moos bewachsenen Baumstämme malte. »Ich war nie verliebt.«
Überrascht sah Desith ihn wieder an. »Noch nie?« Das konnte er sich gar nicht vorstellen.
Vynsu zuckte gleichgültig mit den Schultern, es schien ihn auch nicht zu kümmern, er sah Desith wieder ins Gesicht, aber in seinem Blick stand keinerlei Bedauern, noch Sehnsucht. Es war so neutral wie die Rinde, die der Baum trug, an dem er lehnte.
»Wirklich?« Desith war gleichzeitig verwundert und fasziniert, er musterte den Barbaren. »Du hast dich niemals so sehr nach einer Frau verzehrt, dass du glaubtest, sterben zu müssen, wenn sie dir nicht wenigstens mit einem flüchtigen Blick Beachtung schenkt? Hast du dich nie nach der bloßen Nähe einer ganz bestimmten Frau gesehnt, gewiss auch nach ihrem Leib, aber vor allem um ihrer selbst willen? Weil sie … weil sie dir auf eine Art unter die Haut ging, dass du nicht aufhören kannst, an sie zu denken? Immer zu, selbst wenn ihr euch seht?«
Vynsu zog die Mundwinkel runter. »Nein, nicht, dass ich wüsste.«
Desith legte neugierig den Kopf schief. »Dein Herz hat nie bei einer anderen Person höhergeschlagen? Nicht ein einziges Mal in deinem Leben?«
»Nein.«
Verdutzt stieß Desith ein Schnaufen aus und wandte den Blick ins Feuer. Er wusste nicht, ob er Vynsu für einen glücklichen oder armen Trottel halten sollte. Glücklich, weil er nie der Liebe wegen verletzt wurde, arm, weil er hingegen nie ihre heißglühende, dumme Leidenschaft gespürt hatte, die Desiths Leben bereits erfasst hatte, als er nicht einmal gewusst hatte, was Lust war.
»Versteh mich nicht falsch«, warf Vynsu ein, »es gab gewiss genug Weiber, die in mir Gefühle weckten.« Ein Schmunzeln klang in seiner Stimme mit. »Aber die reichten nie über meine Gürtellinie
hinaus. Mein Schwanz war das einzige Körperteil, das je durch eine Frau … Regung zeigte.«
Das brachte auch Desith zum Schmunzeln. Er warf einen Blick zu ihm und sie beide grinsten sich im Schein der Flammen zu.
Desith wandte als Erster den Blick wieder ab und starrte ins Feuer, er spürte Melancholie aufwallen, die sich wie ein schwerer Felsbrocken auf seine Brust legte. »Ich habe Rick bereits mit dem Herzen geliebt, lange bevor ich ihn auch mit meinem Leib liebte.«
Vynsus mitfühlender Blick erinnerte ihn daran, dass er sich zusammenreißen sollte.
Seufzend fuhr er sich durchs Haar, bemerkte, wie unordentlich es war und begann, das Haarband und den Knoten auf dem Hinterkopf zu lösen, um wenigstens die langen Strähnen zu bändigen. Sanft fielen seine Strähnen über seine Schultern, raschelten leise in der Nacht.
»Irgendwo in diesem Drachen ist Rick noch da«, sagte Vynsu bedächtig, »und liebt dich.«
Desith lächelte derart zynisch, dass es eher so aussah, als würde er die Zähne blecken. »Es war die Liebe zweier naiver Jungen, die die Welt noch nicht verstanden. Jetzt sind wir erwachsen, und Rick hat deutlich gemacht, was für ihn im Vordergrund steht. Und es ist nicht die Liebe zu mir.«
Vynsu betrachtete ihn stirnrunzelnd. »Und wenn er wieder zum Menschen wird und wieder er selbst ist? Glaubst du nicht, du könntest ihm ver-«
»Nein.« Desith wickelte eine Haarsträhne um seinen Zopf und zog sie fest. »Ich habe ihm mehr als eine Gelegenheit geboten, umzukehren, Vyn. Ich habe ihm vergeben, habe ihn verfolgt und in seinen gierigen Schlund geblickt, während ich ihn anflehte, zurückzukommen. Aber er wollte nicht. Nicht, bevor er Sarsar gefunden hat.« Er griff zu seinem roten Haarband, legte es sich über den Scheitel und verknotete es auf dem Hinterkopf, dabei sah er Vynsu ins grübelnde Gesicht und stand entschlossen zu seiner Entscheidung. »Wie lange würdest du jemandem nachlaufen, der offensichtlich