Geliebtes Carapuhr. Billy Remie

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Geliebtes Carapuhr - Billy Remie страница 53

Geliebtes Carapuhr - Billy Remie Chroniken der Bruderschaft 3

Скачать книгу

in einem Land, gebaut von Menschenhand aus Marmor und Kalkstein und Gold. So riesig wie ein Ameisenbau für eine Laus.

      Der Palasthof lag auf einem Hügel, umringt von feinsäuberlich gehaltenen Gärten, tausend weiße Stufen führten vom Kaisermarktplatz hinauf zum Sitz Ihrer Majestät. Das Ratsgebäude und die überwältigend große Bibliothek befanden sich direkt nebenan. Das Herz der Stadt war der große Markt und der Palasthügel. Die Stadt selbst war in Viertel unterteilt, viele Tore mussten passiert werden, um zu ihrem Kern und somit von den bescheidenen Unterkünften der armen Bevölkerung zu den prächtigen Marmorgebäuden der Oberschicht zu gelangen. Es gab ein Hafenviertel, der Geruch von Flusswasser, Seegras und Fisch wehte von dorther in die Straßen, am Pier befanden sich auch die meisten Wirtshäuser, eine Werft und eine riesige Schmiede. Armenviertel, Handwerkerviertel, Badehäuser, das Arenaviertel, das Universitätsviertel und seine Akademie für Magiebegabte. Die Stadt bot alles, was das Reich benötigte.

      Nicht zu vergessen die prunkvollen Hurenhäuser, deren Fassade allein sündhafte Neugierde weckte. Die Säulen vor ihren Türen waren mit roten und dunkelblauen Seidentüchern behangen, die Fenster aus buntem, undurchsichtigem Glas, Dampf stieß aus allen Ritzen, es roch nach Flieder. Aber keine einzige Hure stand mit entblößtem Gewand vor dem Gebäude und winkte Freier mit nackten Brüsten heran. Elkanasai zeigte selbst Anstand, wenn es um käufliche Liebe ging.

      In Carapuhr war das anders, hatte Vynsu gesagt, da standen die Huren manchmal meilenweit von jeglicher Zivilisation entfernt an einer Wegkreuzung mit gerafften Röcken und entblößter Möse. Allzeit bereit, sich eine Münze zu verdienen, oder auch nur ein warmes Bett und einen Becher Met für die Nacht. Von den Einnahmen, die eine spitzohrige Dirne verdiente, konnten die Weiber in Carapuhr nur träumen. Wenn sie denn überhaupt entlohnt und nicht nur geschändet wurden.

      So war das eben im Land der Barbaren, hatte Desith erwidert.

      Aber Vynsu hatte überraschender Weise verachtend geschnaubt. »Ja, wir sind Barbaren, aber müssen wir uns wie Tiere aufführen? Wie arm muss ein Mann sein, wenn er es nötig hat, sich einer Hure aufzudrängen. Mir würde nie in den Sinn kommen, ein Weib zu schänden. Wenn eine nicht will, such ich mir einfach eine, die mich wertschätzt.«

      »Wie romantisch. Prinz Vyni, der Dirnenflüsterer.«

      »Ach lass doch das Narrentheater«, hatte er beleidigt zurückgegeben. Desith hatte nur betont den Mund geschlossen und sich ein Lachen verkniffen. Er hatte da wohl einen wunden Punkt getroffen.

      Aber konnte er es Vynsu verübeln, sein Volk wurde auf ein Vorurteil reduziert, und einige nutzten dieses sogar als Entschuldigung für ihre Taten.

      Ein Barbar darf das. Was für ein Schwachsinn, das ist eine so veraltete Sichtweise, als ob ein Mann sagen würde, er dürfe seine Gemahlin verprügeln und ihren Körper wie sein Eigentum verkaufen, nur weil er einen Schwanz zwischen den Beinen trug, und sie eine Möse.

      Es gab einen feinen, aber deutlichen Unterschied zwischen einem Barbarenleben und einem Leben als Drecksschwein. Um diesen zu erkennen, musste man allerdings die Fähigkeit besitzen, sinnbegrifflich zwischen den Zeilen zu lesen.

      Sie ritten durch die Stadt, verfolgt von fragenden Blicken. Wenn jemand Desith als Kaiser Eagles Sohn erkannte, so behielt derjenige es für sich. Die vielen Menschen in den Straßen, die weiße Tuniken oder Togen, bunte Schärpen oder Kopftücher trugen, entlockten ihm ein Gefühl von Heimkehr. Er atmete sogar erleichtert hinter Vynsu auf und sog die vielen Gerüche in sich auf. Die Hitze sorgte dafür, dass der Stein immer besonders roch. Irgendwie… sonnig. Desith konnte es nicht genau beschreiben, es war wie mit Holz, das nach Harz roch, wenn es warm wurde. Der Stein roch irgendwie nach Regenwald und Meerwasser. Salzig und frisch.

      Früher war ihm all das zu viel gewesen, die überfüllten Straßen, die Wachen mit ihren Speeren und in ihren Lederröcken – wie Vynsu es scherzhaft nannte – die an jeder Ecke standen und ihn für seinen Vater einfingen. Die hohen Mauern und Villen. Als Kind hatte er sich eingesperrt gefühlt, war lieber mit Derrick, der in der Akademie gelernt hatte, in den Regenwald geflüchtet, hatte sich von ihm die Schwerttechnik Carapuhrs beibringen lassen, war gerne geklettert und geschwommen, fern der Zivilisation. Sieben Jahre in diesem verdammten Dschungel hatten ausgereicht, damit er die bunte und laute Welt des Kaiserreichs wertschätzen konnte.

      Im ersten Moment war er schlicht überglücklich, zu Hause zu sein. Seine Augen brannten.

      »Ich habe es versprochen«, Vynsu saß plötzlich ziemlich aufrecht und stolz in seinem Sattel, er hatte Desiths Gefühlsregung wohl bemerkt.

      »Das hast du.« Desith legte das Kinn auf seine Schulter. »Und du hast mich davor bewahrt, das Frühstück eines Jaguars zu werden.«

      Vynsu lachte über den Vorfall vor drei Tagen, als sie am Morgen von drei Raubkatzen angegriffen worden waren. Die Tiere waren von dem schmackhaften Duft des Warzenschweins angelockt worden, das sie am Abend zuvor erlegt und gebraten hatten. »Du hast mir wortwörtlich den Arsch gerettet, das Biest hatte schon fast die Zähne in meiner rechten Backe vergraben, als du den Dolch geworfen hast. Wir sind also quitt.«

      Desith grinste. »Wir sind ein gutes Gespann da draußen gewesen, oder nicht?«

      »Ja«, stimmte Vynsu noch immer schmunzelnd zu, »waren wir. Fast so gut, wie wir Feinde sein können.«

      »Wäre der Großkönig nicht dazwischen gegangen, hätte ich dich besiegt.«

      »Lass uns das bei Gelegenheit überprüfen.« Damit gab er Hekkli die Hacken, und der Rotfuchs trabte mit hocherhobenem Kopf die breite Marktstraße entlang zu den kaiserlichen Ställen. Gleich würde Desith seine Familie wiedersehen.

      Sein Herz klopfte erregt.

      *~*~*

      Ihre Ankunft wurde jedoch gar nicht richtig wahrgenommen. Diener huschten geschäftig umher, die Hallen und Flure des Palastes waren ungewöhnlich belebt, Taschen wurden herumgetragen, Befehle gezischt. Vynsu und Desith waren nur im Weg, sobald sie aus der brennenden Sonne Elkanasais ins kühle und schattige Innere des Palastes eintraten. Es gab keine Fenster, der sachte Windzug wehte durch die scheibenlosen Öffnungen den Duft der Kirschblüten herein, über ihnen wölbte sich das Dach zu einer imposanten Kuppel, die Vynsu von außen als riesige Brust bezeichnet hatte.

      Desith blieb in der Empfangshalle stehen, auch hochrangige Besucher hatten zu diesem Bereich Zutritt und konnten ihn durchqueren, um in den Palastgarten zu gelangen, wo Flamingos gezüchtet wurden und bunte Fische wie Edelsteine durch die angelegten Seen schwammen. Tief einatmend sog Desith den Duft seiner Kindheit in sich auf und lächelte. »Daheim«, flüsterte er, dann drehte er sich zu Vynsu um, der in seiner robusten Lederkluft und mit seinem groben, kriegerischen Auftreten so fehl am Platz wirkte, wie ein Ochse in einem Hühnerstall. »Komm mit!«, forderte er den sichtlich unsicheren Barbaren auf und geleitete ihn durch die Flure. Er kannte dieses Gebäude noch in- und auswendig, hätte sofort alle Verstecke und Geheimwege gefunden, die er als Kind genommen hatte, um den Lehrstunden in der Bibliothek entgehen zu können.

      »Was geht hier vor sich?«, fragte Vynsu, während er Desith nacheilte und tüchtigen Dienern in knappen Tuniken auswich. »Sieht so aus, als wären sie im Aufbruch.«

      »Mein Vater ist bestimmt im Thronsaal, komm mit!«

      »Woher wisst ihr eigentlich, wo euer Thronsaal anfängt und wo er aufhört? Ich meine, schau dir diese aberwitzig hohen Decken an. Wie fegt ihr nur da oben Staub?« Vynsu sah nach droben, wo die gewölbte Decke des Flures so weit über ihren Köpfen hing, dass sie schon fast so hoch wie der Himmel selbst war. Zumindest sollte sie diesen Eindruck erwecken,

Скачать книгу