Geliebtes Carapuhr. Billy Remie

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Geliebtes Carapuhr - Billy Remie Chroniken der Bruderschaft 3

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schnaubte herablassend. »Von wegen. Ich war es, der schwere Verletzungen erlitten hat. Wegen Derrick.«

      Die eisblauen Augen seines Vaters, die er ihm mit all ihrer mystischen Macht vererbt hatte und die den Airynns zu Eigen waren, blitzten scharf und gefährlich auf. Er hörte nur das, was er schon vor Jahren befürchtet hatte. Dass Derrick eine Gefahr für Desith hätte sein können. »Was ist geschehen?«, verlangte er zu erfahren und blickte wieder zu Vynsu. Nun ganz der Kaiser, die Vaterrolle abgelegt.

      Vynsu räusperte sich und trat einen Schritt vor. »Die Angelegenheit ist etwas heikel…«

      Sie erzählten es ihm, wobei Vynsu natürlich besonders darauf achtete, dass Derrick nicht zu schlecht dastand und Melecays Absichten nicht böswillig gewesen waren. Desith war mit keinem von beiden besonders gnädig, er erzählte wie er beinahe zu einer Ehe gezwungen worden wäre und machte seinem Vater einen Vorwurf.

      »Du hast dem zugestimmt?«, fragte er ungläubig, während der Kaiser noch versuchte, die Geschichte, die sie ihm erzählt hatten, zu verdauen. »Ich dachte, du riskierst lieber Melecays Zorn, als eine Vermählung zwischen mir und Derrick offiziell anzuerkennen. Und dann stimmst du einfach zu?«

      Sein Vater schüttelte irritiert den Kopf. »Ich habe… Moment! Lass mich das erst einmal verarbeiten, Desith.« Er rieb sich die Stirn, als hätte er Kopfschmerzen, und Desith nahm sich etwas zurück, atmete tief durch und versuchte, sich zu beruhigen. Er war übermüdet, brauchte Schlaf.

      »Ich habe einer Ehe letztlich zugestimmt«, gestand sein Vater ein, hob aber eine Hand, um Desith zu bedeuten, ihn ausreden zu lassen. »Ich dachte, ich stimme zu, zwei Liebende zu vermählen. Und ja, mir gefiel der Gedanke nicht, dich an einen Halbdämon zu verschenken, aber nach sieben Jahren im Dschungel allein mit Derrick…« Er zuckte mit den Achseln. »Ich dachte, es wäre das, was du willst, Desith. Du hast mich für diese Liebe hintergangen, du hast deutlich gemacht, was du willst.« Er griff nach Desiths Arm und hielt ihn hoch, die Narben an den Handgelenken lugten überdeutlich aus dem Ärmel hervor.

      Gereizt entzog Desith seinem Vater den Arm und wandte sich mit einem Grunzen ab.

      »Melecay hat auf mich eingeredet, nachdem deine Schwester…« Er brach plötzlich ab und sah traurig zu Vynsu.

      »Er weiß es.« Der Barbar nickte und senkte den Blick wieder auf den Boden.

      Desiths Vater atmete aus und schien ein Stück in sich zusammenzusinken, er musste sich mit beiden Händen auf seinen Stock stützen. »Was für ein Chaos.« Er schüttelte den Kopf und schlug einen versöhnlicheren Tonfall an. »Vergebung, mein Junge. Es war in den letzten Jahren nicht leicht für uns. Melecay hat betont, wie wichtig gerade jetzt Bündnisse sind, und mich daran erinnert, dass du und Derrick ohnehin zusammen seid, ob wir es wollen oder nicht. Warum es nicht offiziell machen? So hätte ich wenigstens gewusst, wo du bist. Nach Lohnas Tot… Deine Mutter und ich waren untröstlich, wir haben ein Kind verloren. Und ich dachte, es würde ihr guttun, wenigstens ihren Erstgeborenen in Sicherheit zu wissen. Also stimmte ich zu. Im Gegenzug zog Melecay los und scheute keine Mühen und Kosten, um den Dschungel auf der Suche nach dir und Derrick zu durchkämmen.«

      Desith hatte aufmerksam zugehört und spürte in der Pause nach dem kleinen Vortrag, wie die Wut in ihm verflog. Er drehte sich wieder zu seinem Vater um. »Du … wärest wirklich einverstanden gewesen?« Nach all den Jahren, die er strickt dagegen gewesen war?

      Er zuckte mit den Achseln. »Es hätte mich nicht froh gemacht, aber du hast mir diesbezüglich nie eine Wahl gelassen.« Seine Augenbrauen hoben sich. »Weshalb es mich jetzt umso mehr verwundert, dass du so dagegen bist.«

      Desith verzog ironisch den Mund. »Wenn Mutter sich in einen Drachen verwandelt und dich fressen will, reden wir noch einmal darüber.« Er ließ die Geschichte mit Sarsar vorerst aus.

      Sein Vater kämpfte mit einem Schmunzeln. »Manchmal tut sie das, mein Junge…«

      »Ich will mich wohl verhört haben!«

      Sie fuhren zu der Stimme herum. Desiths Mutter trat durch eine Seitentür in den Saal, ihre schlanke Gestalt wurde von einer silbernen Tunika mit sonnengelber Schärpe umschmeichelt. Sie glitt so erhaben wie eine Göttin zwischen den Säulen hindurch. Eine graue Strähne zierte ihr langes, haselnussbraunes Haar, von ihr hatte Desith das schmale, lange Kinn vererbt bekommen.

      »Mutter!« Er spürte seine Lippen beben, als ihn die Wiedersehensfreude mit sich riss. Er ging ihr mit großen Schritten entgegen und rannte sie beinahe über den Haufen. Sie zu umarmen kostete ihn keine Überwindung, sie waren sich immer sehr nahe gewesen. Genau genommen, hatte sie ihn immer ein wenig verhätschelt. Mütter und ihre Söhne, hatte Vater immer geklagt, und gleichzeitig seine Prinzessin Lohna vergöttert.

      »Mein Junge!« Sie klang erfreut und erstickt zugleich, drückte ihn an ihre Brust und fuhr ihm über den Hinterkopf. Desith drückte das Gesicht an ihren Hals, mitten in ihre langen, seidigen Haare. Sie rochen nach Flieder. »Mein lieber Junge, wo warst du nur so lange? Hm? Wo?« Immer wieder nahm sie sein Gesicht zwischen die Hände, lehnte sich zurück und strich ihm über die Wangen, streifte seine Haare aus der Stirn, um sie sofort wieder zurück zu zupfen und ihn wieder an sich zu drücken. Ihre überschwängliche Liebe gab ihm das, was sein Vater nicht vermocht hatte. Geborgenheit und das Gefühl, sicher zu Hause zu sein.

      Nur am Rande bekam er mit, wie sich sein Vater an Vynsu wandte. »Ich schulde Euch großen Dank, Vynsu. Ihr habt meinen Sohn heimgebracht, obwohl es Euch in große Schwierigkeiten bringt.«

      »Nein, ich habe nur ein Versprechen eingehalten, mein Kaiser, und es war das Mindeste, was ich tun konnte, nachdem ich versäumte…«

      »Scht.« Der Kaiser legte ihm eine Hand auf die Schulter, gerade als Desith sich im Arm seiner Mutter zu ihnen umdrehte und schüchtern seine Freudentränen von den Wangen wischte. »Ich sagte doch bereits an dem Tag, als Ihr ihren einbalsamierten Leichnam übergeben habt, dass ich es nicht Euch anlaste, Vynsu. Ihr habt keinen Einfluss darauf gehabt, was geschehen ist, jedem Mann hätte das widerfahren können. Und ich weiß, Ihr habt sie immer mit Respekt behandelt, das hat sie uns geschrieben.« Er sah hinüber zu Desith und Ari und seufzte schwer. »Manchmal können wir das, was uns anvertraut wurde, noch so sehr beschützen wollen, das Schicksal entscheidet, was es uns nimmt.«

      Vynsu wirkte nicht glücklich mit dieser Erklärung, aber er nickte. »Es ist großzügig von Euch, es auf diese Weise sehen zu wollen. Aber nichtsdestotrotz werde ich immer das Gefühl haben, in Eurer Schuld zu stehen.«

      Es war genau das, was Desiths Vater hören wollte, er drückte lächelnd Vynsus Schultern. »Nobel, aber unbegründet. Es bringt sie uns nicht zurück. Allerdings brachtet Ihr mir meinen verlorenen Sohn.« Er lächelte Desith zu. »Und das verlangt nach unserem Recht eine Belohnung.«

      Vynsus Augen bekamen plötzlich einen Glanz, der Desith gar nicht gefiel. Durch den hellen Saal hindurch trafen sich ihre Augen, Vynsus Mundwinkel zuckten keck, doch er kämpfte das Zucken nieder, und wandte dem Kaiser das Gesicht zu. Und je öfter Desith Vynsus markanten Züge bewusst wahrnahm, je schöner schienen sie zu werden. So männlich, so hart und unbeugsam, dass sie für diese goldenen, weißen Hallen viel zu hart schienen.

      Sein Herz klopfte – und er hasste sich für diese Schwäche.

      Ich will ihn, dachte er bei sich. So wie ein Züchter einen schönen Hengst besitzen musste. Wie ein Sklavenhändler einen Lustknaben. Wie ein Prinz… eine Mätresse.

      »Es gäbe da vielleicht etwas.« Vynsu sprach zögerlich, und der Kaiser runzelte neugierig seine Stirn.

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