Perikles. William Shakespeare
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Leb wohl. Bis Perikles nicht mehr am Leben,
Kann meinem Haupt das Herz nicht Hülfe geben.
Geht ab.
Vierte Szene
Perikles, Helicanus, andere Lords.
PERIKLES.
Es stör' uns niemand. –
Wie muß denn diese Wandlung der Gedanken,
Befreundet mit blödäugiger Melancholie,
Ein steter Gast mir sein? Daß keine Stunde,
In Tages frohem Glanz, in stiller Nacht,
(Dem Grab der Sorge) Ruhe mir gewährt?
Hier schmeichelt Lust dem Aug', mein Auge flieht sie;
Dräu'nde Gefahr ist dort zu Antiochien.
Zu kurz scheint wohl sein Arm, mich hier zu treffen;
Doch kann die Lust nicht meinen Geist erfreu'n,
Noch kann die Ferne jenes Trost gewähren;
Natürlich ist's, die Leidenschaft der Seele,
Die anfangs schwanger von Befürchten wird,
Bekommt von Sorge Nahrung dann und Leben;
Erst ist es Furcht, was wohl geschehen möchte,
Nun älter, Sorge, daß es nicht geschieht.
So ist's mit mir. – Antiochus der Große,
Den zu bestreiten ich zu klein nur bin,
Setzt durch in Übermacht, was er nur will,
Er meint, ich spreche, schwör' ich gleich zu schweigen;
Mir frommt nicht, daß ich sag', ich ehre ihn,
Hat er Verdacht, ich möchte ihn entehren;
Was ihn erröten mag, wird es bekannt.
Rät Wegräumung, wodurch es wird bekannt,
Er wird das Land mit Heerskraft überziehn',
Und so gewaltig schau'n im Maß des Krieges,
Daß das Entsetzen allen Mut verscheucht.
Mein Volk besiegt, noch vor dem Widerstand,
Gestraft der Untertan, der nie beleidigt.
Aus Sorg' um sie, aus Mitleid nicht mit mir,
(Der ich den Wipfeln nur der Bäume gleiche,
Die Schirm den Wurzeln sind, durch die sie wachsen)
Mein Leib die Qual, die Seele Angst gewinnt,
Und straft voraus, was er zu strafen sinnt.
ERSTER LORD.
Nur Freud' und Trost sei Eurer heil'gen Brust.
ZWEITER LORD.
Und mache Euer Herz, da Ihr zurück
Uns kommt, vergnügt, erfüllt mit Frieden.
HELICANUS.
Still! Laßt die Zunge der Erfahrung sprechen!
Die kränken nur den König, die ihm schmeicheln,
Denn Schmeicheln facht, ein Blasbalg, an die Sünde;
Das, dem geschmeichelt wird, ist nur ein Funke,
Vom Winde erst bekömmt es Kraft und Glut;
Doch Tadel, der in Demut vorgebracht,
Geziemt dem König; er ist Mensch, kann irren,
Wenn hier Herr Süß mit Frieden Euch gesegnet,
Es schmeichelt nur, führt Krieg mit Eurem Leben.
Vergebung oder Schlag erwart' ich hie,
Viel tiefer fall' ich nicht als auf die Knie.
PERIKLES.
Ihr andern laßt uns, forscht mit Sorgfalt nach,
Was Schiffe hier im Hafen fertig liegen,
Und kommt zurück dann. –
Sie gehn.
Helicanus, du
Bewegst uns; was siehst du in unsern Blicken?
HELICANUS. Ein Zürnen, hoher Herr.
PERIKLES.
Schreckt solches Dräu'n auf eines Fürsten Stirn,
Wie darf dein Wort solch' Zürnen dort erregen?
HELICANUS.
Wie dürfen Pflanzen auf zum Himmel schau'n,
Von welchem sie doch ihre Nahrung zieh'n?
PERIKLES.
Du weißt, ich kann des Lebens dich berauben.
HELICANUS.
Ich schärfte selbst das Beil, tut denn den Schlag.
PERIKLES.
Steh' auf, ich bitte! Sitz', du bist kein Schmeichler,
Ich danke dir dafür. Beim Himmel, nein!
Nie darf ein Fürst dem Tadler feindlich sein.
Du, so geschickt zum Rat und Fürstendiener,
Des Weisheit dir den Fürsten macht zum Diener,
Was willst du, daß ich tu?
HELICANUS.
Zu tragen solchen Kummer mit Geduld,
Den Ihr nur selbst Euch selbst habt auferlegt.
PERIKLES.
Du sprichst, mein Helicanus, wie ein Arzt,
Du überreichst mir einen solchen Trank,
Den