Der Politiker. Geri Schnell

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Der Politiker - Geri Schnell

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ist das Thema erledigt, jede weitere Diskussion erübrigt sich. Er trinkt seinen Kaffee aus und macht sich auf den Weg ins Stadthaus, dort wartet eine Menge Arbeit. Rosa schaut ihm noch nach, bis er das Gartentürchen schliesst. Mit einem Winken verabschiedet sie sich. Ihr Franz ist schon ein toller Mann.

      Am Sonntag, gleich nach dem Frühstück, lässt Franz vom Wilhelm den Leiterwagen aus dem Schuppen holen. Noch vor Sonnenaufgang marschieren sie los.

      Rosa hat etwas zum Mittagessen eingepackt. Nach einer guten Stunde erreichen sie den ersten Bauernhof. Den Bauer finden sie im Stall, nicht beim Melken, er ist bereits am ausmisten.

      Der Bauer ist misstrauisch. Was wollen diese Städter hier? Nach einem kurzen Gespräch übers Wetter und die zu erwartende Ernte, kommt Franz auf das Wesentliche zu sprechen. Er will möglichst viele Kartoffeln kaufen, natürlichen nur, wenn der Preis stimmt.

      Nach einem Schnaps in der Stube des Hofs, ist das Geschäft abgeschlossen, beide schlagen ein. Franz hat soeben dreihundert Kilo Kartoffeln gekauft. Mit dem Leiterwagen kann er die natürlich nicht mitnehmen. Der Bauer liefert sie nächste Woche mit dem Fuhrwerk, das Geld blättert Franz bereits auf den Tisch.

      Vater und Sohnemann machen sich auf zum nächsten Hof. Bis zum Abend kauft Franz noch weitere fünfhundert Kilo Kartoffeln und die gleich Menge Mehl. Auch das wird geliefert. Im Leiterwagen liegen bereits fünf grosse Schinken. Damit geht es jetzt nach Hause. Wilhelm hatte an diesem Tag ausreichend Gelegenheit bis tausend Mark zu rechnen. Franz geht ein grosses Risiko ein, er hat heute sein Bargeld in Waren umgesetzt.

      «Davon erzählt du niemanden etwas», erklärt er Wilhelm, «das bleibt unser Geheimnis.»

      Am Montag muss Franz wieder ins Stadthaus. Nach dem Nachtessen haben er und sein Sohn zu tun. Sie Räumen den Schuppen aus. Die Gartengeräte werden hinter dem Häuschen draussen gestapelt. Im Häuschen macht er Platz für das Mehl. Die Kartoffeln kommen in den Keller.

      Die restlichen Tage der Woche ist er selten in der Schreibstube des Stadthauses anzutreffen. Er muss bei den Banken über den Krediten für die Stadt verhandeln. Bei dieser Gelegenheit beschafft er sich ebenfalls Kredite für sich. Er beleiht sein Haus mit einer zusätzlichen Hypothek. Genau so hoch, wie die Banken noch gewährt.

      Am nächsten Sonntag marschieren die beiden wieder los. Diesmal in die entgegengesetzte Richtung. Nochmals wird tüchtig eingekauft. Diesmal ist Franz an Äpfel und Käse interessiert. Erschöpft kommen die beiden abends nach Hause und Rosa macht ihnen ein ausgiebiges Nachtessen. Wilhelm fällt todmüde ins Bett.

      Nun brauchen sie nur noch zu warten bis die Preise steigen. Der Schuppen ist voll mit Lebensmitteln. Regelmässig kontrolliert er, dass keine Äpfel faulen oder sich Schimmel verbreite. Es läuft gut, es gibt ab und zu ein Apfel bei dem sich ein Flecken zeigt. Diesen sondert er aus und bringt ihn Rosa, die bäckt damit einen Apfelkuchen.

      Im Januar 1923 steigen die Preise so stark an, dass er die ersten Verkäufe mit gutem Gewinn tätigen kann. Soll er damit die Schulden tilgen? Neue Lebensmittel kann er jetzt nicht kaufen, das lohnt sich nicht mehr, die sind schon zu teuer. Schulden tilgen ist ebenfalls nicht nötig, die Zinsen sind weiterhin tief. Er entscheidet sich zum Kauf von einer Tonne Kohle. Er muss nur noch einen Ort finden, wo er sie lagern kann. Im Winter wächst im Garten eh nichts, er lässt die Tonne Kohle im hintern Teil des Gartens zu einem Haufen aufschichten, dann organisiert er Wellblech, um sie vor der Nässe zu schützen.

      Inflation /1923

      Im Stadthaus herrscht Panik. Die Kredite müssen laufend erhöht werden. Franz macht sein Möglichstes. Die Löhne der Beamten steigen mit der Teuerung ohne dass die Steuereinnahmen im gleichen Masse ansteigen. Zum Glück gewährt die Landesbank weitere Kredite. Die lassen die Druckerpresse für Banknoten Tag und Nacht laufen. Zudem gelangen neu Banknoten mit höherem Wert in den Umlauf. Franz reibt sich die Hände, je stärker die Teuerung zunimmt, umso höher ist der Wert seiner im Schuppen gelagerten Güter.

      Die einzigen Ausgaben für die Stadt welche sinken, sind die Unterstützungsgelder für Arbeitslose. Die sind im abklingen und haben sich im letzten Halbjahr um die Hälfte reduziert. So gesehen ist diese Geldflut ein Segen, es gibt wieder Arbeit.

      Der Bürgermeister ist zufrieden. Die Arbeiter sind ruhig gestellt, der Wiederaufbau nach diesem furchtbaren Krieg kommt voran. Der Staat finanziert mit dem neu gedruckten Geld, grosse Projekte. Eisenbahnen, Strassen und Brücken werden wieder aufgebaut. Es gibt genug zu tun und dank der neu eingeführten fünfzig Stunden Woche wurde die Arbeit auf mehrere Arbeiter verteilt.

      Am Morgen des elften Januar beginnt der Telegrafenapparat im Büro des Bürgermeisters zu tickern. Die Sekretärin zieht den Papierstreifen aus dem Gerät und beginnt zu lesen.

      «Französische und belgische Truppen marschieren über die Grenzen», liest sie dem Bürgermeister vor.

      Franz, der eben das Büro des Bürgermeisters betritt, erschrickt. Die Franzosen könnten ihm gefährlich werden. Er kann nur hoffen, dass die sein Lager nicht finden, sonst könnte es ungemütlich werden.

      «Was meinst du Wolf», fragt der Bürgermeister, «sollen wir uns wehren?»

      «Hätten wir eine Chance?»

      «Militärisch sicher nicht, es bleibt wohl nichts anderes übrig, als zu kuschen.»

      «Aber wir sollten es den Eindringlingen so schwer wie möglich machen.»

      «Ich werde bei der Parteileitung nachfragen, wie wir uns verhalten sollen, noch sind die Soldaten nicht in Worms.»

      «Die Partei rät zu passivem Widerstand!», erklärt der Bürgermeister, nachdem das Telegramm von seinem Parteifreund eingetroffen ist.

      «Schnell gesagt», meint Wolf, «wie macht man das?»

      «Einfach so weiterarbeiten wie du immer arbeitest!», meint der Bürgermeister scherzhaft, «nur nichts überstürzen. Das kannst du doch recht gut?»

      Franz findet den Scherz seines Chefs unangebracht und gibt keine Antwort. Er geht zurück in sein Büro. Was soll’s, noch hofft man darauf, dass die Franzosen nicht bis Worms kommen.

      Die Hoffnung verfliegt drei Tage später, als die ersten Lastwagen mit Soldaten in Worms eintreffen. Sie stoppen direkt vor dem Stadthaus. Ein Offizier meldet sich beim Bürgermeister und verlangt ein Quartier für seine Soldaten.

      «Franz, kümmere dich darum», befiehlt er Franz, indem er seine Bürotür einen Spalt öffnet.

      «Ich komme gleich», meldet Franz pflichtbewusst, lässt sich aber noch Zeit, er will die Geduld der Franzosen auf die Probe stellen. Bereits nach fünf Minuten ist die Geduld des Offiziers zu Ende und er kommt wütend in das Büro von Franz.

      «Alle vite!», schreit er und verschafft sich mit einem Griff an die Pistole Respekt.

      Inzwischen hat Franz nachgedacht, auf der anderen Seite der Stadt gibt es eine grosse Lagerhalle, die kann man vielleicht herrichten. Für ihn ist wichtig, dass das Lager der Franzosen möglichst weit weg von seinem Schuppen liegt. Mit Wilhelm hatte er die vergangenen Tage dazu genutzt, den Schuppen zu tarnen. Gut den Schuppen kann er nicht verstecken, aber zumindest sind die Gartengeräte wieder im Schuppen und versperren die Sicht auf die gelagerten Lebensmittel.

      Er gibt dem Offizier ein Zeichen, ihm zu folgen. Im Vorbeigehen

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