Unterwegs und Daheim. Mark Twain

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Unterwegs und Daheim - Mark Twain

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so rauh wäre es nur selten. Wo sind Sie her?«

      »Von Neu-England.«

      »Ich auch, aus Neu-Bloomfield. Mit wem reisen Sie?«

      »Mit einem Freunde.«

      »Meine ganze Familie ist mit; allein zu reisen ist schrecklich langweilig, meinen Sie nicht auch?«

      »Jawohl!«

      »Waren Sie schon früher hier?«

      »Ja.«

      »Ich nicht. Es ist meine erste Reise, aber wir waren allenthalben – in Paris und überall. Nächstes Jahr soll ich in Harvard studieren und ich lerne hier Deutsch; ehe ich nicht Deutsch kann, werde ich nicht aufgenommen. Französisch ist mir ganz geläufig; in Paris bin ich sehr gut damit durchgekommen. In welchem Hotel wohnen Sie?«

      »Im Schweizerhof.«

      »Was? wirklich? Ich habe Sie ja nicht im Salon gesehen! Ich gehe sehr viel in den Salon, weil da so viele Amerikaner sind, und mache Bekanntschaften. Ich finde die Amerikaner immer gleich heraus, dann spreche ich sie an und werde mit ihnen bekannt. Ich mache sehr gern neue Bekanntschaften. Sie nicht auch?«

      »Ja, freilich!«

      »Das macht eine Fahrt wie diese viel unterhaltender; man langweilt sich nie, wenn man neue Bekanntschaften macht und mit jemand sprechen kann; wenn man niemand fände und keine Bekanntschaften machte, müßte solch eine Fahrt sehr langweilig sein. Ich unterhalte mich sehr gern, Sie nicht auch?«

      »Leidenschaftlich gern!«

      »Haben Sie sich heute auf der Fahrt gelangweilt?«

      »Nur eine Zeit lang, nicht immer.«

      »Da sehen Sie es, – man muß herumgehen, sprechen und bekannt werden, – so mache ich es, ich gehe immerfort herum und spreche in einem zu, dabei langweile ich mich nie. Sind Sie schon auf dem Rigi gewesen?«

      »Nein.«

      »Wollen Sie hin?«

      »Ich denke.«

      »In welches Hotel gehen Sie?«

      »Ich weiß nicht. Giebt es denn mehrere?«

      »Drei. Gehen Sie zu Schreiber; da finden Sie Amerikaner die Menge. In welchem Schiff sagten Sie, daß Sie herübergekommen sind?«

      »In der City of Antwerp.«

       »Deutsche Linie, nicht wahr? – Gehen Sie nach Genf?«

      »Ja.«

      »In welchem Hotel wollen Sie wohnen?«

      »Im ›Ecu de Genève‹.«

      »Thun Sie das ja nicht! Da sind keine Amerikaner. Gehen Sie in eins der großen Hotels an der Brücke, da sind immer viele.«

      »Aber ich will mich im Arabischen üben!«

      »Gerechter Himmel, können Sie arabisch?«

      »Ja, genug, um mich verständlich zu machen.«

      »Aber in Genf können Sie sich damit nicht verständlich machen, da spricht man nicht arabisch – man spricht französisch. In welchem Hotel wohnen Sie hier?«

      »In der Pension Beau-Rivage.«

      »O, Sie sollten im Schweizerhof wohnen! Wissen Sie nicht, daß der Schweizerhof das beste Hotel in der Schweiz ist? Sehen Sie nur im Bädeker nach.«

      »Ja, aber ich dachte, da wären keine Amerikaner.«

      »Keine Amerikaner! Du meine Güte! Es wimmelt von ihnen! Ich halte mich meistens im großen Salon auf und mache Bekanntschaften; allerdings nicht mehr so viele wie im Anfang, weil augenblicklich weniger Gäste da sind. – Wo sind Sie her?«

      »Aus Arkansas.«

      »Wirklich? – Ich komme aus Neu-England, und bin in Neu-Bloomfield zu Hause. Heute ist es wunderschön, finden Sie nicht auch?«

      »Herrlich!«

      »Das will ich meinen! Ich spaziere gern so frei herum, unterhalte mich und mache Bekanntschaften. Die Amerikaner erkenne ich immer gleich heraus, dann gehe ich auf sie zu und rede sie an. Deshalb langweile ich mich nie auf solcher Fahrt, weil ich neue Bekanntschaften machen kann und mich unterhalten; das thue ich sehr gern, wenn ich nur die richtige Person finde, mit der sich sprechen läßt. Geht es Ihnen nicht auch so?«

      »Ja, es giebt nichts Angenehmeres.«

      »Das denke ich auch! Manche Leute nehmen ein Buch vor und lesen immerzu, andere schwärmen die Natur an, den See und die Berge, – aber so mache ich's nicht! Sie mögen's thun, wenn sie wollen, nach meinem Geschmack ist es aber nicht, – ich muß mich unterhalten. – Sind Sie schon auf dem Rigi gewesen?«

      »Ja.«

      »In welchem Hotel haben Sie gewohnt?« –

      »Bei Schreiber.«

      »Ja, da war ich auch. Lauter Amerikaner, nicht wahr? Sie kommen alle hin, und sind immer da zu finden. Das sagt jeder! In welchem Schiff sind Sie herübergekommen?«

      »In der Ville de Paris.«

      »Wahrscheinlich ein französisches Schiff! Was für eine Überfahrt haben Sie – – ach, bitte, entschuldigen Sie, da kommen eben Amerikaner, die ich noch nicht gesehen habe!«

      Fort war er! – und ich ließ ihn wirklich mit heiler Haut davon kommen! – Ich gestehe, daß ich zuerst die mörderische Absicht hatte, ihn von hinten mit einem Alpenstock zu durchbohren, aber als ich eben die Waffe erheben wollte, verging mir die Lust dazu. Ich konnte es nicht übers Herz bringen, ihm das Leben zu nehmen – er war ein so fröhlicher, unschuldiger und gutmütiger Einfaltspinsel!

      Eine halbe Stunde später betrachtete ich von meiner Bank aus mit dem größten Interesse einen herrlichen Monolith, an dem wir vorbeifuhren. Nicht Menschen hatten dieses Monument geformt, sondern die Hand der Natur selbst hatte vor undenklichen Jahren diesen achtzig Fuß hohen pyramidalen Felsen gebildet, im Hinblick auf den Tag, an welchem er einem Menschen zum Denkmal dienen sollte, der seiner würdig wäre! Endlich kam die Zeit – und auf der Fläche des ehrwürdigen Gedächtnissteines steht jetzt Schillers Name in Riesenbuchstaben.

      Merkwürdigerweise ist dieser Felsen nirgends bekritzelt oder verunziert worden! Vor zwei Jahren soll sich ein Fremder mit Stricken und einem Flaschenzuge von oben herabgelassen haben, um quer über den Stein mit blauer Farbe und mit Buchstaben, die größer waren als die von Schillers Namen, die Worte zu malen:

       – Pears Seife für den Teint! –

       Sozodont giebt Schönheit und Jugend!

       – Paillards Spieldosen! –

      

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