James Bond für Besserwisser. Danny Morgenstern
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Es gibt nur eine Mission, in der Bond die ganze Zeit über ein freier Mann ist. Den Grund, warum 007 so lange am Leben gelassen wird, obwohl er sofort hätte getötet werden können, meint u.a. Michael Scheingraber in „Die James-Bond-Filme“ aufgedeckt zu haben: „Er (der Gegner) nimmt Bond nicht ernst“. Dennoch sieht er Bond als einzige Person, die seine Pläne zu würdigen weiß, und verrät ihm deshalb, was er plant.311
In erster Linie geht es darum, das Publikum zu informieren. Doch im Film erwartet der Fiesling, dass Bond ihm ein Lob ausspricht, was er freilich nicht tut312.
Diese Fehleinschätzung Bonds, weil er meint, 007 könne nicht entkommen, und auch der absurde Plan spreche für den kranken Geist des Bösewichts. 007 sagt treffend in „James Bond 007 jagt Dr. No“ (1962): „Unsere Kliniken sind voll von Menschen, die glauben, sie wären Napoleon oder Gott.“313
Fast alle Schurken der kommenden Filme sehen sich als Genies und stellen sich in einigen Fällen sogar über Gott, wie Carver in „Der Morgen stirbt nie“ (1997):
Carver: „Worte sind die neuen Waffen, Satelliten die neue Artillerie.“
Bond: „Und Sie sind demnach der neue alliierte Oberbefehlshaber?“
Carver: „Ganz genau. Cäsar hatte seine Legionen, Napoleon seine Armeen, ich habe meine Divisionen. Fernsehen, Nachrichten, Printmedien. Und bis heute um Mitternacht habe ich mehr Menschen informiert und beeinflusst als jeder andere in der Geschichte des Planeten, mit Ausnahme von Gott, natürlich. Das Beste, was er je zustande gebracht hat, waren die Zehn Gebote.“
Bond: „Jetzt sind Sie wirklich wahnsinnig.“
Carver: „Der Unterschied zwischen Wahnsinn und Genie definiert sich lediglich aus dem Erfolg.“314
Dazu schreibt Arthur Schopenhauer315: „Zwischen dem Genie und dem Wahnsinnigen ist die Ähnlichkeit, dass sie in einer anderen Welt leben als der für alle vorhandenen.“
Die Tatsache, dass der Schurke, geblendet und von sich selbst überzeugt, 007 nicht sofort vernichtet, ermöglicht Bond, aus der Gefangenschaft zu entkommen. Bond ist frei und rettet die Welt.
9) Weltherrschaft, der alte Traum
Die gängige Meinung, dass der Schurke in einem James-Bond-Film nur ein Ziel kennt, die Weltherrschaft, stimmt in den meisten Fällen nicht.
Dr. Julius No in „James Bond 007 jagt Dr. No“ (1962) versucht lediglich, die Raketenstarts von Cape Canaveral zu stören. Er arbeitet für Gofta316 und sinnt auf persönliche Rache, weil er als Wissenschaftler verkannt wurde; ein Schicksal, das er mit John Gardners Romanfigur Dr. Anton Muric aus „Countdown für die Ewigkeit“ (1981) teilt. Der will einen Super-Atom-Reaktor bauen, hat aber keine Genehmigung bekommen. James Bond verkennt auch Nos Pläne und wirft bei einem Gespräch ein: „Weltherrschaft, der alte Traum.“
Dieselbe Organisation, der No angehörte, will sich in „Liebesgrüße aus Moskau“ (1963) für den Tod Nos rächen und James Bond aus dem Weg schaffen, womit auch dem Ansehen des Secret Service empfindlicher Schaden zugefügt werden soll. Eine Dechiffriermaschine vom Typ Lektor soll nebenbei einen satten Gewinn in die Spectre-Kasse spülen. Von Weltherrschaft keine Rede.
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Goldfinger steigt aus dem Helikopter - Schnappschuss am Set
Sogar Auric Goldfinger ist nur am Profit interessiert. Er will eine Wertsteigerung seines Goldes erreichen, indem er die Goldvorräte in Fort Knox atomar verseucht.
In Ian Flemings Roman ist das Ziel ein gewaltiger Diebstahl, der zwar nicht plausibel erscheint, wie später im Film von 007 erklärt wird, aber auch hier geht es lediglich um persönliche Bereicherung.
Reichtum ist für die Mächtigen der Unterwelt aus dem Bond-Universum ein Ansporn: Blofeld (Anthony Dawson317) lässt in „Feuerball“ (1965) von Emilio Largo Atombomben stehlen, um von den USA und Großbritannien ein Lösegeld in Höhe von einer Million Pfund in lupenreinen Diamanten zu erpressen.
Auch in „Man lebt nur zweimal“ (1967) hat Ernst Stavro Blofeld nur das Ziel, reicher zu werden. Der Versuch, einen Dritten Weltkrieg zwischen den USA und Russland auszulösen, ist Blofelds Auftrag, für den er 100.000.000 $ in Goldbarren erhalten soll.318 Die Auftraggeber bleiben im Hintergrund. Es handelt sich um eine nicht genannte Organisation aus dem asiatischen Raum.
Blofelds (Telly Savalas319) Belange in „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ (1969) erscheinen noch absurder: Er will sich als Graf de Bleuchamp ins Privatleben zurückziehen, seinen Adelstitel anerkannt bekommen und Immunität genießen. So hat also der Schurke schlechthin (Blofeld kommt als Figur [genannt] in bisher fünf Filmen vor) einen Plan, der wegen seiner Belanglosigkeit beinahe lächerlich erscheint.
In „Diamantenfieber“ (1971) ist die Motivation des Gangsters wieder materieller Natur: Mit einem Riesenlaser, der im Weltall stationiert ist, sollen die Weltmächte erpresst werden. Wer am meisten zahlt, bekommt die beste Rüstung. Mr. Big alias Dr. Kananga will in „Leben und sterben lassen“ (1973) sein Heroin auf den Markt bringen, um die Preise für das Rauschgift in die Höhe zu treiben, wenn sich die Anzahl der Süchtigen in den USA verdoppelt hat. Scaramanga, der Mann mit dem goldenen Colt, verfolgt (zumindest am Ende des Films) zwei Ziele: Zum einen will er James Bond, den besten Geheimagenten des Secret Service, töten und zum anderen möchte er durch sein Solex (einen Energieumwandler), das er von Hai Fat „geerbt“ hat, satte Profite mit seinem Sonnenkraftwerk erzielen.
Der erste Schurke, der zumindest ein wenig an die Weltherrschaft denkt, ist Karl Stromberg (Curd Jürgens320) in „Der Spion, der mich liebte“ (1977). Er will die „schmutzigen“ Städte, New York und Moskau mit Atomraketen zerstören, damit die Menschen eine Chance zum Neuanfang haben. Sein weiteres Ziel ist es, eine Welt unter der Wasseroberfläche zu schaffen. 7/10 des Planeten, die Welt der Meere, wären dann sein Reich.
Christopher Wood, der Stromberg schuf, schrieb das Drehbuch für „Moonraker - streng geheim“ (1979), in dem seine Figur Hugo Drax versucht, die Menschheit von seiner Raumstation aus mit Gift zu vernichten. Wenn auf der Erde dann kein menschliches Leben mehr existiert (Tiere und Pflanzen sind gegen Drax' Gift immun), würde er seine im Weltraum gezüchtete Superrasse aus schönen und starken Menschen zur Erde zurückkehren und sie in seinem Sinne neu bevölkern lassen. Hugo Drax aus Ian Flemings Roman „Moonraker“ (1954) war von seinen teuflischen Plänen her etwas bescheidener: Er wollte lediglich eine Rakete auf London abfeuern, weil er die Engländer hasste.
Alle weiteren Schurken haben banalere Ziele:
Aris Kristatos in „In tödlicher Mission“ (1981) will den automatischen Angriffskoordinator (ATAC) aus einem Schiffswrack bergen und an die Russen verkaufen. Dies ist der einzige Film, in dem James Bond tatsächlich auch gegen Russland bzw. russische Agenten kämpft - in allen anderen Filmen stellen sich autarke Personen oder fremde Organisationen gegen ihn, und auch wenn es immer fälschlicherweise heißt, der britische Agent kämpfe häufig gegen die Sowjets, mag das auf Ian Flemings Romane zutreffen, nicht aber auf die Filme.
Der Prinz im Exil, Kamal Khan (Louis Jourdan321) arbeitet in „Octopussy“