Die Eissphinx. Jules Verne
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Es war tiefdunkle Nacht, als der Mestize dem Hintertheile zuschritt. Von Natur mit großer Kraft beschenkt, stürzte er sich auf den Mann am Ruder und warf ihn im Handumdrehen über die Schanzkleidung hinaus.
August Barnard und Arthur Pym, beide mit einem Pumpenschwengel bewaffnet, schlossen sich ihm an. Dirk Peters blieb dann am Platze des Untersteuermanns zurück, während Arthur Pym so verkleidet, daß er dem Todten möglichst ähnlich aussah, und sein Kamerad sich neben der Kappe der nach der Back hinabführenden Leiter aufstellten. Der zweite Officier, der Schiffskoch und alle übrigen befanden sich darin, schliefen, schwatzten oder tranken, und hatten Flinten und Pistolen nahe bei der Hand liegen.
Der Sturm heulte wüthend, so daß es fast unmöglich war, auf dem Verdeck auszuharren.
Da befahl der zweite Officier, August Barnard und Dirk Peters herunterzuschicken, ein Befehl, der dem Mann am Steuer übermittelt wurde, also keinem andern, als dem Tauwerksmaat selbst. Dieser und der junge Barnard begaben sich nach der Back hinab, wo Arthur Pym bald darauf erschien.
Die Wirkung dieser Erscheinung war wunderbar. Erschreckt durch den Anblick des wiederauferstandenen Matrosen, schnellte der zweite Officier in die Höhe, focht mit den Armen in der Luft umher und brach auf der Stelle todt zusammen. Da stürzte sich Dirk Peters, unterstützt von August Barnard, Arthur Pym und dessen Hunde Tigre, auf die Uebrigen. In wenigen Augenblicken waren alle abgethan, bis auf den Matrosen Richard Parker, dem man das Leben schenkte.
Jetzt, bei der schlimmsten Aufregung der Elemente, waren nur noch vier Mann zur Führung der Brigg da, die mit sieben Fuß Wasser im Raume furchtbar arbeitete. Man mußte den Großmast kappen und ihm am nächsten Morgen auch noch den Fockmast nachsenden. Das war ein schrecklicher Tag und eine noch schrecklichere Nacht! Hätten sich Dirk Peters und seine drei Genossen nicht an den Balken des Spills festgeklammert, so wären sie von einer überschlagenden Woge, die die Lukendeckel des »Grampus« zertrümmerte, über Bord gespült worden.
Weiter folgt im Roman die eingehende Schilderung der Ereignisse, die eine Folge dieser Lage waren, vom 14. Juli bis 7. August: das Fischen nach Lebensmitteln aus dem mit Wasser gefüllten Schiffsraum, die Erscheinung einer geheimnißvollen, mit Leichen bedeckten Brigg, die die Luft weithin verpestete und führerlos vor dem Winde trieb, die Qualen von Hunger und Durst, die Unmöglichkeit, nach der Vorrathskammer zu gelangen, das Loosen mit Strohhalmstücken, das dahin ausfällt, daß Richard Parker geopfert werden soll, um das Leben der drei anderen zu retten, der Tod dieses Unglücklichen, der, von Dirk Peters erschlagen, verzehrt wurde... Endlich werden einige Nahrungsmittel aus dem Schiffsraum erlangt: ein Schinken, ein Gefäß mit Oliven, später eine kleine Schildkröte... Infolge der Lageveränderung der Ladung neigt sich der »Grampus« immer weiter auf die Seite... Bei einer entsetzlichen Hitze, die in diesen Gegenden herrscht, steigern sich die Qualen des Durstes bis zum höchsten Grade, den Menschen erdulden können... August Barnard stirbt am 1. August... Die Brigg kentert in der Nacht vom 3. zum 4.... Arthur Pym und der Mestize, die sich auf den umgekehrten Schiffsrumpf zu retten vermochten, sind nun darauf beschränkt, sich von den Muscheln, die den Rumpf bedecken, zu ernähren, während immer Banden von Haifischen um sie herum schwärmen. Endlich erscheint die Goëlette »Jane« von Liverpool, Kapitän William Guy, als die Schiffbrüchigen schon vierundzwanzig Breitengrade nach Süden zu getrieben waren.
Es widerspricht am Ende noch nicht der Vernunft, diese Ereignisse als Thatsachen hinzunehmen, obwohl die Uebertreibung dabei schon auf die Spitze getrieben erscheint – was aus der Feder des phantasievollen amerikanischen Dichters ja nicht so wunderbar erscheint. Von hier aus wird der Leser erkennen, daß in den sich weiter folgenden Ereignissen der Wahrscheinlichkeit gar nicht mehr Rechnung getragen ist.
Arthur Pym und Dirk Peters erfuhren nach ihrer Unterbringung auf der englischen Goëlette die beste Behandlung. Vierzehn Tage später, als sie sich von ihren Leiden und Entbehrungen völlig erholt hatten, erinnerten sie sich dieser gar nicht mehr – »so sehr wächst die Macht der Vergessenheit mit der Energie des Contrastes«. Unter abwechselnd gutem und schlechtem Wetter erreichte die »Jane« am 13. October die Prinz Eduard-Insel, später in der dem Curse der »Halbrane« entgegengesetzten Richtung, die Crozet-Inseln und nachher die Kerguelen, die ich vor elf Tagen verlassen hatte.
Hier wurde drei Wochen lang auf Seekühe Jagd gemacht, von denen die Goëlette sehr viele erbeutete. Gelegentlich dieses Aufenthaltes war es, wo der Kapitän der »Jane« jene Flasche zurückließ, worin sein Namensvetter von der »Halbrane« einen Brief mit der Meldung gefunden zu haben glaubte, daß William Guy sich von hier aus nach den südlichen Meeren begeben wollte.
Am 22. November verließ die Goëlette die Kerguelen und steuerte zunächst, ganz wie wir in diesem Augenblicke, westlich auf Tristan d'Acunha zu. Diese Insel lief sie vierzehn Tage später an, blieb eine Woche lang hier liegen und segelte am 5. December wieder ab, um unter 53 Grad 15 Minuten südlicher Breite und 47 Grad 38 Minuten westlicher Länge die – unauffindbaren und folglich auch nicht gefundenen – Auroras-Inseln aufzusuchen.
Am 12. December richtet die »Jane« den Curs dem Südpole zu. Am 26. December erscheinen, jenseits des dreiundsechzigsten Grades, die ersten Eisberge und wird das Packeis zuerst gesehen.
Vom 1. bis 14. Januar schwierige Segelmanöver, Passage des Polarkreises inmitten mächtiger Eismassen, dann Umschiffung des Packeises und Weiterfahrt über ein offenes Meer – jenes berühmte eisfreie Meer, das unter 81 Grad 21 Minuten südlicher Breite und 42 Grad westlicher Länge entdeckt wird. Die Lufttemperatur zeigt daselbst 47 Grad Fahrenheit (+ 8·33° Celsius) und das Wasser eine Wärme von 34 Grad Fahrenheit (+ 1·11° Celsius).
Hier überläßt sich, das wird jedermann zugestehen, Edgar Poe schon völlig seiner Phantasie. Noch nie war ein Seefahrer bis zu jenen hohen Breiten vorgedrungen – nicht einmal der Kapitän James Wedell von der englischen Flotte, der im Jahre 1822 über den vierundsiebzigsten Grad nicht hinauskam.
Erscheint nun schon dieser von der »Jane« angeblich erreichte Punkt als nicht glaubhaft, wie viel mehr die Ereignisse, die sich weiter abspielten! Und diese ganz außerordentlichen Ereignisse schildert Arthur Pym – eigentlich Edgar Poe – mit einer unbewußten Naivetät, deren sich niemand versehen möchte. Er zweifelte thatsächlich gar nicht daran, bis zum Pole zu gelangen.
Zunächst erblickt man keinen einzigen Eisberg auf diesem erdichteten Meere. Unzählige Schaaren von Vögeln ziehen darüber hin, und ein Pelikan wird durch einen Flintenschuß erlegt. Man trifft auf einer Eisscholle – also gab es solche doch hier? – einen Polarbären von riesenhafter Größe. Endlich wird vor Steuerbord Land gemeldet... Es ist eine Insel von einer Lieue Umfang, die zu Ehren des Mitbesitzers der »Jane« Bennet-Insel getauft wird.
Diese Insel liegt unter 82 Grad 50 Minuten südlicher Breite und 40 Grad 20 Minuten westlicher Länge, sagt Arthur Pym in seinem Berichte. Ich möchte die Hydrographen aber dringend warnen, auf diese unglaublichen Angaben hin eine Karte der antarktischen Gebiete zu entwerfen.
Je weiter die Goëlette nun nach Süden vordrang, desto weniger verringerte sich natürlich die Abweichung des Compasses, während die Temperatur der Luft und des Wassers bei beständig heiterem Himmel und einem nur wenige Striche um den Nordpunkt wechselnden Winde immer milder wurde.
Leider traten jetzt unter der Mannschaft Symptome von Skorbut auf, und ohne die dringlichen Bitten Arthur Pym's wäre der Kapitän vielleicht umgekehrt.
Es versteht sich von selbst, daß unter dieser Breite und im Monat Januar immerwährender Tag herrschte, und alles in allem that die »Jane« gut daran, ihre Fahrt fortzusetzen, denn am 18. Januar wurde unter 83 Grad 20 Minuten der Breite und 43 Grad 5 Minuten westlicher Länge wieder