Darkahr und die wilde Horde. Klaus Blochwitz

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Darkahr und die wilde Horde - Klaus Blochwitz

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Elan an längst fällige Arbeiten, die Frauen brachten Kleider und Gerätschaften in Ordnung. Das Büffelfleisch wurde von den Frauen in Portionsstücke geschnitten und mit viel Salz in die Vorratsbehälter gepresst und verschlossen.

      Die Felle wurden sorgfältig von den Fleischresten befreit und zum Gerben vorbereitet. Willger überprüfte mit den Wagenlenkern die Geschirre der Ochsengespanne und fehlerhafte wurden zur Reparatur aussortiert. Alle waren emsig damit beschäftigt, die Abreise vorzubereiten.

      In der Nacht fiel seit langer Zeit kein Schnee und als die Menschen aus ihren Unterkünften traten, staunten sie über einen strahlend blauen Himmel und mittendrin die leuchtende Sonne. Die Menschen waren über diesen schönen Morgen so erschüttert, dass vielen die Tränen übers Gesicht liefen. Jetzt gab Darkahr offiziell bekannt, dass sie weiterziehen wollten. Die Begeisterung kannte keine Grenzen mehr.

      Und mitten in dieser Begeisterung erfolgte der zweite Angriff! Die Alarmrufe der Wachen schallten durch das Lager, die Männer und Frauen rissen ihre Waffen an sich, und voller Wut über diesen Angriff stürmten sie zu den Palisaden und stellten sich zwischen die Wachen. Erstaunt sahen sie, dass die Angreifer eine neue Taktik anwendete. Sie hatten sich im Schutz der Nacht durch den hohen Schnee gewühlt und sich darin bis zum Angriff getarnt. Auf diese kurze Distanz trafen die kleinen Bogen besser und der eine oder andere Krieger musste das sehr schmerzhaft feststellen. Aber wieder hatten die Angreifer gegen die massive Verteidigungsfront keine Chance, wieder wurden sie vernichtend geschlagen. Thor-Tun schickte einen Trupp Krieger hinaus, sie sollten überprüfen, ob Überlebenden oder Verletzten geholfen werden konnte. Die drei Krieger fanden nur drei Verletzte, die sie ins Lager brachten. Neugierig wurden die Fremden angestarrt, bis die Heilerinnen alle davonjagten und sich um die Verletzten kümmerten. Einer der Männer hatte nur eine leichte Wunde am Oberarm, verursacht von einem ihrer Pfeile und Thor-Tun versuchte von dem Gefangenen zu erfahren, zu welchen Volk er gehöre und warum sie von ihnen angegriffen wurden. Der Gefangene verstand Thor-Tun nicht, aber er zeigte ihm an, dass er Hunger habe und zeigte auf die Kochtöpfe. Thor-Tun wies auf eine Frau, sie möchte den Gefangenen zu essen geben. Gierig verschlang der Mann das Essen und schaute Thor-Tun fragend an, der nickte der Frau zu und diese füllte die Schale noch mal. Ein Kundschafter fragte, ob er eintreten dürfte, Thor-Tun winkte den Kundschafter herein und dieser sprach den Gefangenen in einer ihm unbekannten Sprache an. Aus dem Gefangenen sprudelte es wie ein Wasserfall heraus. Sie hätten nur vor lauter Hunger angegriffen, ihre Frauen und Kinder starben vor Hunger, das war der härteste Winter, den sie je erlebt hatten, selbst die Ältesten konnten sich nicht an einen noch schlimmeren Winter erinnern. Die Kinder und die Alten starben vor Hunger und Kälte, die Jäger fanden keine Beute mehr, sie kauten vor lauter Hunger auf Fellen und dann hätten ihre Jäger das Lager entdeckt, und der Gefangene machte eine weit ausholende Geste mit seinen beiden Armen, aber keiner von ihnen ahnte auch nur annähernd die Größe des Lagers. Der Gefangene schaute Thor-Tun und den Kundschafter an, als wenn er sagen

      wollte: den Rest kennt ihr ja.

      Darkahr, der inzwischen dazu gekommen war, wollte von dem Gefangenen wissen, wie viele Krieger noch in ihrem Lager sind. Der Kundschafter übersetzte, der Gefangene schüttelte traurig mit seinem Kopf, keine Krieger mehr, eigentlich seien er und die anderen Männer, die den Angriff versuchten, auch keine Krieger, nur noch ein paar Frauen, Kinder und Alte.

      Darkahr ließ Lehton rufen.

      „Können wir von unseren Vorräten an die Leute etwas abgeben?“

      Lehton nickte nach kurzem Überlegen.

      „Gut, packt etwas zusammen und dann soll der Gefangene mit ein paar Leuten von uns das Essen in das Lager bringen.“

      Als der Gefangene begriff, fiel er vor Darkahr auf die Knie und dankte mit vielen Verbeugungen. Die Packtiere waren bereits bereit und der Gefangene ging zu den beiden Verletzten und erzählte ihnen, was passiert war.

      Pure Erleichterung war auf den Gesichtern der verletzten Männer zu erkennen. Als der Trupp das Lager erreichte, machte sich bei Lehton und seinen Leuten nacktes Entsetzen breit, ausgemergelte Menschen krochen völlig erschöpft aus den runden, flachen Zelten, kaum noch in der Lage, aufzustehen.

      Die Furcht verschwand schnell, als der gefangene Krieger erzählte, was ihm passiert war. Die Männer luden die Nahrungsmittel ab und schnell dampften die Kochtöpfe. Lehton rief seine Männer an: „Wir müssen zurück, die Sonnenreise geht schon zur Neige.“ Wie selbstverständlich stellte sich der gefangen genommene Krieger zu Lehton und war völlig überrascht, als ihm angedeutet wurde, dass er im Lager bleiben konnte.

      Lehton wurde von Darkahr und den anderen Weisen sowie von der alten Heilerin erwartet. Lehton berichtete von dem entsetzlichen Zustand, in dem sich die paar Menschen befanden und bestätigte, dass von dort keine Gefahr mehr für sie drohte. Darkahr und die anderen nickten zu Lehtons Bericht und Darkahr gab die Anweisung, die paar Leute aus dem Lager zu holen, wenn sie wollten, konnten sie mit ihnen weiterziehen.

      Die Vorbereitungen für den Abmarsch waren im vollen Gange, die ersten Wagen hatten wieder Räder und Deichseln. Die Männer räumten mit Hilfe von ein paar Ochsengespannen den Schnee weg, die Aussage der Kundschafter traf zu, der Schnee wurde mit jedem Meter Abstand zum Gebirge deutlich weniger.

      Die neue Sonnenreise brachte wieder strahlenden Sonnenschein und der Schnee begann zu schmelzen. Lehton und Kuur-Sen übernahmen die Überführung des Lagers der Fremden, die paar Menschen konnten ihr Glück überhaupt nicht fassen, tausendmal bedankten sie sich bei allen Menschen, die sie sahen. Willger sah sich äußerst interessiert die Zelte an, das Material und der Aufbau waren ihm absolut fremd, aber auch für ihn sehr interessant, falls sie noch mal überwintern müssten.

      Es dauerte dann doch noch sechs Sonnenreisen, bis sie endlich aufbrechen konnten, es herrschte eine ausgelassene Stimmung, die Peitschen knallten und die Ochsen zogen willig die jetzt leichten Fuhrwerke. Ohne jede Wehmut wurde das Winterlager verlassen, alle schauten gespannt noch vorne, neugierig auf das, was da noch kommen konnte.

      Die Heilerinnen kümmerten sich um ihre neuen Nachbarn, die Kinder waren nach ein paar Mal gut essen als erste wieder auf den Beinen, trotz der anfänglichen Verständigungsschwierigkeiten tobten die Kinder ausgelassen durch die Schneereste.

      Einen Mondzyklus später war das Winterlager endgültig vergessen, sie waren in einer leicht hügeligen Landschaft angekommen, das Wetter war angenehm, die Jäger brachten wieder Beute ins Lager. Die neuen Mitbewohner hatten sich eingefunden, ein Teil der Männer hatten sich zu den Jägern gesellt, ein Teil war zu den Kundschaftern gegangen, der Rest hatte sich bei den Bogenschützen gemeldet. Die Frauen waren schnell in den täglichen Aufgaben eingebunden, einige halfen bei den Heilerinnen, einige gingen sogar zu den Bogenschützinnen.

      Langsam wurde bekannt, wie schlimm es das Steppenvolk getroffen hatte, sie hatten mit ihren beiden Angriffen aufdas Winterlager der Menschen aus der weiten Ebene fast alle ihrer Krieger verloren, sie hatten keine Jäger mehr, die für Nahrung sorgten. Sie hatten aus Hunger und purer Verzweiflung angegriffen, eigentlich seien sie nicht feindlich gegenüber Fremden eingestellt. Sie waren nur eine kleine Horde ihres Volkes, knapp sieben Zelte, der Hunger hatte sie immer weiter nach Westen getrieben, seit vielen Monden lebten sie, bis zu ihren Angriffen, hier in den Hügeln, mit dem harten Winter hatte keiner gerechnet, ihre Vorräte reichten normalerweise für die Winterzeit. Jetzt waren es nur noch knapp vierzig Menschen, plus Kinder, die den Winter und ihre Angriffe überlebt hatten, insgesamt nur zwölf Familien.

      Es waren zähe Menschen, die mit dem regelmäßigen Essen und der Ruhe schnell wieder hergestellt waren, den Rest besorgten die Heilerinnen mit ihrer Heilkunst. Die Kundschafter folgten dem Verlauf des Tales nordwärts, das sich durch die Hügel wand. Links und rechts auf den Hügeln konnte Thor-Tun seine Reiter erkennen, die den Tross an den Flanken absicherten.

      Die

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