Deutsches Märchenbuch + Neues Deutsches Märchenbuch. Ludwig Bechstein

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Deutsches Märchenbuch + Neues Deutsches Märchenbuch - Ludwig Bechstein

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würde, kam nun zum Gericht, und rief: »O guter Gesell,

       was hast du doch getan? In welcher Gestalt erblick

       ich dich?« Der Schwab war blitzwild und begann

       zu schelten, der Herr hätte ihm den Segen nicht

       recht gelehrt. »Ich habe dich recht belehrt«, sprach der

       Herr. »Du aber hast es nicht recht gelernt und getan,

       doch dem sei, wie ihm wolle. Willt du mir sagen, wo

       das Leberlein hinkommen ist, so will ich dich erledigen!

       « – »Ach!« sagte der Schwab, »das Lämmlein hat

       wahrlich kein Leberlein gehabt! Wes zeihest du

       mich?« – »Ei du willst's nur nicht sagen!« sprach der

       Herr. »Wohlan, bekenn es, so will ich den Toten lebendig

       machen!« Der Schwab aber fing an zu schreien:

       »Henket mich, henket mich! So komm ich der

       Marter ab. Der will mich zwingen mit dem Leberlein,

       und hört doch wohl, daß das Lämmlein kein Leberlein

       gehabt hat! Henket mich nur stracks und flugs!«

       Wie solches unser Herrgott hörte, daß sich der

       Schwab eher wollt henken lassen, als die Wahrheit

       gestehen, befahl er, ihn herab zu lassen, und machte

       nun selbst den Toten lebendig.

       Als sie nun mit einander wieder von dannen zogen,

       sprach unser Herrgott zum Schwaben: »Komm her,

       wir wollen miteinander das gewonnene Geld teilen,

       und dann voneinander scheiden, denn wenn ich dich

       allewege und überall sollte vom Galgen erledigen,

       würde mir das zu viel.« Nahm also die zweihundert

       Gulden und teilte sie in drei Teile Als solches der

       Schwab sahe, fragte er: »Ei Lieber, warum machst du

       drei Teile, so doch unsrer nur zween sind?« – »Ja«,

       antwortete unser lieber Herrgott, »der eine Teil, der

       ist mein; der andere Teil, der ist dein, und der dritte

       Teil, der ist dessen, der das Leberlein gefressen hat!«

       Als der Schwab solches hörte, rief er fröhlich aus:

       »So hab ich's bei Gott und allen lieben Gottes-Heiligen

       doch gefressen!« Sprach's und strich auch den

       dritten Teil ein, und nahm also Urlaub von unserm

       lieben Herrgott.

       Die Probestücke des Meisterdiebes

       Es wohnten in einem Dorfe ein Paar sehr arme alte

       Leute mutterseelenallein in einem geringen Häuslein,

       das ganz weit draußen stand, und hörte gerade mit

       diesem Häuslein das Dorf auf. Die beiden Alten

       waren brav und fleißig, aber sie hatten keine Kinder.

       Einen Sohn, einen einzigen, hatten sie gehabt, aber

       der war ein ungeratener Bube gewesen, und heimlich

       auf und davon gegangen, hatte auch sein Lebetag

       nichts wieder von sich hören und sehen lassen, und so

       glaubten die beiden Alten, ihr Einziger sei lange tot

       und bei Gott gut aufgehoben.

       Nun saßen einstmals die beiden Alten vor ihrer

       Haustür, an einem Feiertage, da fuhr zum Dorfe herein

       ein stattlicher Wagen, den zogen sechs schöne

       Rosse, und darin saß ein einzelner Herr, hintenauf

       stand ein Bedienter, dessen Hut und Rock von Gold

       und Silber nur so starrte. Der Wagen fuhr durch das

       ganze Dorf, und die Bäuerlein, die gerade aus der Kirche

       kamen, meinten schier, es fahre ein Herzog oder

       gar ein König vorbei, denn solche Pracht konnte der

       Edelmann, der droben im alten Schloß wohnte, nicht

       aufwenden. Da hielt mit einem Male der Wagen vor

       dem letzten Häuslein still, der Bediente sprang vom

       Bocke und öffnete dem darin sitzenden Herrn den

       Schlag, welcher ausstieg, und auf die beiden Alten zueilte,

       die sich ganz bestürzt von ihrer Bank erhoben

       hatten. Er bot ihnen freundlich guten Tag und Handschlag

       und fragte, ob er nicht ein Gericht Kartoffelhütes

       (Klöße) mit ihnen essen könne? Darüber verwunderte

       sich am meisten das Mütterlein, aber der junge

       hübsche und sehr vornehm gekleidete Herr stillte alsbald

       ihr Staunen, indem er sagte, daß ihm noch kein

       Koch diese Hütes habe recht machen können, er wolle

       sie einmal von Landleuten zubereitet essen, wie in

       seiner Jugend. Da luden die Alten den edlen Junker,

       für den sie den Fremdling hielten, freundlich in ihre

       Hütte, und er ließ den Wagen mit Kutscher und Bedienten

       einstweilen in das Wirtshaus fahren. Das

       Mütterlein holte eilends Kartoffeln aus dem kleinen

       Keller des Häusleins herauf, schälte, rieb und preßte

       sie, ließ Wasser sieden, tat die geballten Klöße, zu

       denen sie etwas Schmalz getan, hinein, und segnete

       dieses Essen mit dem frommen Spruch: »Gott behüt

       es«, davon denn auch die Klöße an vielen Orten Südthüringens

       Hütes heißen. In dieser Zeit, daß die Alte

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