Schön und ermordet: Zwei Kriminalromane. Alfred Bekker

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Schön und ermordet: Zwei Kriminalromane - Alfred Bekker Extra Spannung

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hatte sie auch zu ihm gesagt, als sie dort unten waren. Sigrid geriet leicht ins Schwärmen. Er sah Tina an. Sie bemerkte seine Enttäuschung.

      »Ich weiß nicht mehr genau, wie sie es gesagt hat«, fuhr sie eifrig fort. »Wenn sie könne, oder wenn sie Probleme habe, wenn sie allein sein wolle, dann würde sie dort hingehen.« Sie steckte eine Zigarette zwischen ihre Lippen. »Mehr ist es nicht«, gab sie zu. »Haben Sie Feuer?«

      Er sah noch einmal auf den Poststempel. Drei Wochen nach dem dort gezeigten Datum war Blume ermordet worden. Am 15. Juni. Da sie von den Kollegen der Mordkommission anscheinend nicht vermisst wurde, nahm er an, dass sie ihnen eine ausreichende Zeit zur Verfügung gestanden hatte und dass keine Fragen offen geblieben waren. Demnach musste sie ihre Zelte in Hamburg irgendwann im Juli abgebrochen haben.

      »Wo hat sie zuletzt gearbeitet?«, fragte er. »War sie noch bei dieser Computerfirma in Harburg?«

      »Schon lange nicht mehr. Sie hat für Blume geschrieben. Berichte abgetippt, auch Material gesammelt, glaube ich. Recherchiert, ja, davon hat sie mal gesprochen.«

      Roth atmete flach. Davon hatte er kein einziges Wort in den Protokollen entdeckt. Er war sicher, dass er nichts übersehen hatte. Sie hatte verschwiegen, dass sie mehr als Blumes Freundin gewesen war.

      »Was werden Sie tun?«, fragte Tina, als er der Kellnerin winkte und ihr einen Geldschein reichte. »Dahin fahren?«

      Er steckte die Karte ein. »Ich weiß es nicht, ich glaube nicht«, sagte er.

      Er wusste noch, in welcher Sparkassenfiliale Sigrids Gehaltskonto geführt worden war, und aus langer Erfahrung als Fahnder wusste er, dass viele Leute ihrer alten Filiale treu blieben, selbst wenn sie in einen ganz anderen Stadtteil zogen oder ihre Arbeitsstelle wechselten.

      Roth geriet an einen bedächtigen älteren Sparkassenangestellten, mit dem er vor Jahren schon einmal zu tun hatte und der sich noch an ihn erinnerte.

      »Bevor ich eine gerichtliche Verfügung zur Aufhebung des Bankgeheimnisses beantrage«, erklärte Roth, »möchte ich erst feststellen, ob Frau Wolf sich bewusst den Nachforschungen entzieht, oder ob sie einfach ihren Wohnort gewechselt und es versäumt hat, sich dort anzumelden.«

      Der Angestellte tippte konzentriert auf die Tastatur seines Computerterminals.

      »Die letzte Gehaltsüberweisung liegt bereits zwei Jahre zurück«, stellte er dann überrascht fest. »Alle Daueraufträge wurden rechtzeitig zurückgezogen ... Aber sie hat kürzlich Euro-Schecks gezogen, acht Stück. Die müssen sich noch in ihrem Besitz befunden haben. Das Konto weist einen Sollstand auf.« Der Angestellte sah Roth vorwurfsvoll an.

      »Wann wurden die Schecks vorgelegt?«, fragte Roth.

      Der Angestellte rief die entsprechenden Angaben auf dem Bildschirm ab.

      »Zwischen dem 28. August und dem 4. September, also erst vor wenigen Tagen. Stimmt etwas nicht?«

      »Das weiß ich noch nicht«, antwortete Roth.

      »Wir werden wegen der Überziehung nichts unternehmen. Ich sehe, dass sie hier noch über ein Sparguthaben verfügt, das die Summe nahezu deckt.«

      »Können Sie auch feststellen, wo sie die Schecks vorgelegt hat?«

      Der Angestellte zögerte, dann stand er auf. »Einen Augenblick.«

      Als er zurückkam, gab er Roth einen Zettel. Darauf standen die Namen der drei Banken, in denen sie die Schecks eingetauscht hatte.

      Alle drei befanden sich in Cannes in Südfrankreich, knapp zwei Autostunden von dem Dorf am Hang entfernt.

      Tondorf war sehr aufgeregt, als er in Roths Zimmer stürmte.

      »Was fällt Ihnen ein, ein Dienstfahrzeug für private Zwecke zu benutzen?«, fragte er laut.

      Roth sah ihn mit gespieltem Erstaunen an. »Der Wagen steht mir im Rahmen meiner Tätigkeit innerhalb der Sonderkommission zur Verfügung ...«

      »Spielen Sie nicht den Einfaltspinsel, Herr Roth! Sie sind für den Innendienst eingeteilt! Sie hätten den Wagen sofort an die Fahrbereitschaft übergeben müssen!«

      »Regen Sie sich nicht auf, Herr Tondorf, das kann ich ja jetzt erledigen. Ich habe nicht daran gedacht.«

      Tondorf wollte sich nicht beruhigen. »Sie sind zu spät zum Dienst erschienen. Wenn Sie sich nicht wohl fühlen, Herr Roth ...«

      »Ich bin in Ordnung«, sagte Roth ärgerlich. »Machen Sie doch kein Theater wegen des Wagens!«

      »Sie und Gräfe, Sie haben sich immer Sonderrechte herausgenommen. Damit ist es nun vorbei, Herr Roth! Wenn ich Sie hier bei einem Fehler erwische, dann schlage ich zu, daran sollten Sie immer denken!«

      »Herr Peikert hat mir nahegelegt, Urlaub zu nehmen«, sagte Roth.

      »Ach ...«

      »Und den werde ich nehmen, sofern keine sachlichen Gründe dagegenstehen. Sachliche Gründe lassen sich bei mir lediglich aus dem schwebenden Disziplinarverfahren ableiten, und darauf haben Sie keinen Einfluss, Herr Tondorf.«

      »Ich würde Sie auch nicht zurückhalten wollen, Herr Roth.«

      »Was willst du denn tun?«, fragte Gräfe, als sie sich in der Mittagspause in der Kantine trafen. Roth nahm nur einen Salat, Gräfe begnügte sich mit einem Teller roter Grütze.

      »Ich weiß es noch nicht«, antwortete Roth ausweichend. Er sah den Freund nicht an.

      »Du schmeißt doch nicht das Handtuch?«

      »Ich nehme nur meinen Jahresurlaub.«

      »Mann, du kannst mir doch nichts vormachen! Ich nehme dir einfach nicht ab, dass du dich allein in deinen fabelhaften Wagen setzt und ins Blaue fährst!«

      Roth stocherte in seinem Salat herum. Er hatte sich entschlossen, nicht einmal Gräfe in sein Vorhaben einzuweihen. Er wollte ihn weder in Gewissensnöte stürzen noch in Gefahr bringen. Er kannte Gräfe gut, zu gut. Gräfe würde kompromisslos einsteigen, wenn er von dem seltsamen Fahndungsersuchen erführe. Gräfe hätte den Vorgang als willkommenen Anlass genommen, um damit bis zum Polizeipräsidenten, notfalls auch bis zum Innensenator, vorzustoßen.

      Und dann stünde Gräfe auf der Abschussliste, vorausgesetzt, es gäbe die von ihm behauptete Verbindung zwischen dem Präsidium und Heinen, dem Hai.

      »Ich schreibe dir eine Karte«, sagte er leichthin. »Grüß Monika und die Kinder.«

      *

      Er fing sie vor dem Laden ab, als sie aus der Mittagspause zurückkehrte. Hinter der Scheibe lauerte eine elegante Frau mittleren Alters, die er für die Inhaberin hielt. Um ihren grimmigen Blicken auszuweichen, zog er Tina ein Stück zur Seite.

      »Ist was passiert?«, fragte sie beunruhigt.

      »Ich will versuchen, sie zu finden«, sagte er.

      Bevor die französische Polizei ihren Aufenthaltsort feststellte und eine ahnungslose deutsche Behörde die Information an den Mann weiterleitete, der Sigrids

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