Weihnachtsmärchen auf 359 Seiten. Charles Dickens

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Weihnachtsmärchen auf 359 Seiten - Charles Dickens

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nicht al zu reichlichem Essen.

       24

       Der Geist ging mit Scrooge über den Hausflur nach einer Tür auf

       der Rückseite des Hauses. Sie öffnete sich vor ihnen und zeigte

       ihnen einen langen, kahlen, unbehaglichen Saal, den Reihen von

       einfachen hölzernen Bänken noch kahler und unbehaglicher

       machten.

       Auf einer davon saß einsam ein Knabe neben einem schwachen

       Feuer und las; und Scrooge setzte sich auf eine Bank nieder und

       weinte, als er sein eigenes, vergessenes Selbst sah, wie es in

       früheren Jahren war.

       Kein dumpfer Widerhall in dem Haus, kein Rascheln der Mäuse

       hinter dem Getäfel, kein Getröpfel des halbgefrorenen

       Brunnentrogs hinten im Hof, kein Seufzer in den blattlosen

       Zweigen einer verlassen trauernden Pappel, nicht das Knarren

       der vom Wind hin und her bewegten Tür des Vorratshauses im

       Hof, selbst nicht das Knistern des Feuers war für Scrooge

       verloren. Alles fiel auf sein Herz wie erweichende Töne und löste

       seine Tränen.

       Der Geist berührte seinen Arm und wies auf sein jüngeres, in ein

       Buch vertieftes Abbild. Plötzlich stand draußen vor dem Fenster

       ein Mann in fremdartiger Tracht, mit einer Axt im Gürtel und

       ein Mann in fremdartiger Tracht, mit einer Axt im Gürtel und

       einen mit Holz beladenen Esel am Zaume führend.

       »Was! Das ist ja Ali Baba!« rief Scrooge voller Freude aus. »Es

       ist der alte, liebe, ehrliche Ali Baba. Ja, ja, ich weiß es noch.

       Einst zur Weihnachtszeit geschah es, daß dieser verlassene

       Knabe ganz allein hier saß, und er zum ersten Male wirklich

       kam, gerade wie er dort steht. Der arme Junge! Und Valentin«,

       fuhr Scrooge fort, »und auch sein wilder Bruder Orson, dort

       gehen sie! Und wie heißt doch der, der mitten im Schlaf vor das

       Tor von Damaskus gesetzt wurde?

       Siehst du ihn nicht? Und der Stallmeister des Sultans, der von

       den bösen Geistern auf den Kopf gestellt wurde, dort ist er ja

       auch! Ha, ha, es geschieht ihm schon recht! Wer hieß es ihn

       auch, die Prinzessin heiraten wol en!«

       Scrooge mit vollem Ernst über solche Gegenstände reden zu

       hören und mit einer zwischen Lachen und Weinen schwankenden

       Stimme, dann auch sein vor Freude aufgeregtes Gesicht zu

       sehen: das wäre für seine Geschäftsfreunde in der City gewiß

       eine große Überraschung gewesen.

       »Da ist ja auch der Papagei«, rief Scrooge, »der mit grünem Leib

       und gelbem Schwanz, da ist er! Der arme Robinson, er rief ihn,

       als er von seiner Inselumsegelung wieder nach Hause kam

       ›Robinson Crusoe, wo bist du gewesen?‹ Er glaubte, er träume,

       aber das war der Papagei. Ha, dort läuft Freitag in der kleinen

       aber das war der Papagei. Ha, dort läuft Freitag in der kleinen

       Bucht. Es gilt das Leben. Hallo, hob, hal o!«

       Dann sagte er mit einem schnel en Wechsel der Gefühle, der

       seinem gewöhnlichen Charakter sehr fremd war: »Der arme

       Knabe!«, und er weinte wieder. Dann wischte er sich mit dem

       Ärmelaufschlag die Augen, steckte die Hand in die Tasche und

       murmelte: »Ich wünschte - aber es ist jetzt zu spät.«

       »Was willst du?« fragte der Geist.

       »Nichts«, sagte Scrooge, »nichts. Gestern abend sang ein Knabe

       ein Weihnachtslied vor meiner Tür. Ich wünschte, ich hätte ihm

       etwas gegeben, weiter war es nichts.«

       25

       Der Geist lächelte gedankenvoll und winkte mit der Hand. Dann

       sagte er: »Laß uns ein anderes Weihnachtsfest sehen.«

       Scrooges früheres Selbst wurde bei diesen Worten größer, und

       das Zimmer etwas finsterer und schwärzer, das Getäfel warf

       sich, die Fensterscheiben sprangen, Stücke des Kalkbewurfs

       fielen von der Decke und das bloße Lattenwerk zeigte sich: aber

       wie das alles geschah, wußte Scrooge ebensowenig wie ihr. Er

       wußte nur, daß alles stimmte und sich ganz so zugetragen habe,

       und daß er's nun wieder sei, der dort al ein sitze, während die

       andern Knaben nach Hause gereist waren zur fröhlichen

       Weihnachtsfeier.

       Weihnachtsfeier.

       Er las nicht, sondern ging wie in Verzweiflung im Zimmer auf und

       ab.

       Scrooge blickte den Geist an und schaute mit einem traurigen

       Kopfschütteln und in banger Erwartung nach der Tür.

       Da ging sie auf und ein kleines Mädchen, viel jünger als der

       Knabe, sprang herein, schlang die Arme um seinen Hals, küßte

       ihn und begrüßte ihn als ihren

       »lieben, lieben Bruder«.

       »Ich komme, um dich mit nach Hause zu nehmen, lieber

       Bruder!« sagte das Kind, fröhlich mit den Händen klatschend.

       »Dich mit nach Hause zu nehmen, nach Hause, nach Hause!«

       »Nach Hause, liebe Fanny?« fragte der Knabe.

      

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