Weihnachtsmärchen auf 359 Seiten. Charles Dickens

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Weihnachtsmärchen auf 359 Seiten - Charles Dickens

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vorkam, er müsse unversehens in Schlaf gefal en sein und die

       Uhr überhört haben. Endlich vernahm sein lauschendes Ohr die

       Glocke.

       »Bim, bam!«

       »Ein Viertel«, sagte Scrooge zählend.

       »Bim, bam!«

       »Halb«, sagte Scrooge.

       »Bim, bam!«

       »Bim, bam!«

       »Drei Viertel«, sagte Scrooge.

       »Bim, bam!« »Voll!« rief Scrooge freudig. »Und weiter nichts!«

       Er sprach das, ehe die Stundenglocke schlug, was sie jetzt mit

       einem tiefen, hohlen, melancholischen Klang tat. In demselben

       Augenblick wurde es hel im Zimmer, und die Vorhänge seines

       Bettes wurden geöffnet.

       Ich sage euch, die Vorhänge seines Bettes wurden von einer

       Hand weggezogen, und sich aufrichtend blickte Scrooge dem

       unirdischen Gast, der sie geöffnet hatte, in das Gesicht. So dicht

       stand er ihm gegenüber, wie ich jetzt im Geist neben euch stehe.

       Es war eine sonderbare Gestalt, gleich einem Kind, aber doch

       eigentlich nicht gleich einem Kind, sondern mehr wie ein Greis,

       der durch einen wunderbaren Zauber erschien, als sei er dem

       Auge entrückt und auf diese Weise so klein geworden wie ein

       Kind. Sein Haar, das in langen Locken auf seine Schultern

       herabwal te, war weiß, wie vom Alter, und dennoch hatte das

       Gesicht keine einzige Runzel, und um das Kinn bemerkte man

       den zartesten Flaum. Die Arme waren lang und muskulös, die

       Hände ebenso, als läge in ihnen eine ungeheure Kraft. Seine

       Füße, zart und fein geformt, waren entblößt, gleich den Armen.

       Der Geist trug einen Talar vom reinsten Weiß; um seinen Leib

       schlang sich ein Gürtel von wunderbarem Glanz. Er hielt einen

       frisch-grünen Stechpalmenzweig in der Hand; aber in seltsamem

       frisch-grünen Stechpalmenzweig in der Hand; aber in seltsamem

       Widerspruch mit diesem Zeichen des Winters war das Kleid mit

       Sommerblumen verziert. Das Wunderbarste aber war, daß von

       seinem Scheitel ein heller Lichtstrahl in die Höhe schoß, der al es

       ringsum erleuchtete, und der gewiß die Ursache war, daß der

       Geist bei weniger guter Laune einen großen Löschhut, den er

       jetzt unter dein Arm trug, als Mütze aufsetzte.

       Aber selbst dies war nicht seine seltsamste Eigenschaft. Denn

       wie der Gürtel des Geistes bald an dieser Stelle glänzte und

       funkelte und bald an jener, und wie das, was im Augenblick hell

       gewesen war, plötzlich dunkel wurde, so verwandelte sich auch

       die Gestalt selbst, man wußte nicht wie: bald war es ein Ding mit

       einem Arm, bald mit einem Bein, bald mit zwanzig Beinen, bald

       sah man nur zwei Füße ohne Kopf, bald einen Kopf ohne Leib;

       und wie einer dieser Teile verschwand, blieb keine Spur von ihm

       in dem dichten Dunkel zurück, das ihn verschlang. Und das

       größte Wunder dabei war: die Gestalt blieb immer dieselbe.

       »Sind Sie der Geist, dessen Erscheinung mir vorhergesagt

       wurde?« fragte Scrooge.

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       »Ich bin es.«

       Die Stimme war sanft und wohlklingend und so leise, als käme

       sie nicht aus dichtester Nähe, sondern aus einiger Entfernung.

       »Wer und was sind Sie?« fragte Scrooge, schon etwas mehr

       Mut fassend.

       »Ich bin der Geist der vergangenen Weihnacht.«

       »Einer lange vergangenen?« fragte Scrooge, seiner zwerghaften

       Gestalt gedenkend.

       »Nein, einer deiner vergangenen.«

       Vielleicht hätte Scrooge, wenn ihn jemand befragt hätte, nicht

       sagen können, warum, aber doch fühlte er ein ganz besonderes

       Verlangen, den Geist unter seinem Hut zu sehen; und er bat ihn,

       sich zu bedecken.

       »Was?« rief der Geist. »Willst du so bald mit irdisch gesinnter

       Hand das Licht, das ich spende, verlöschen? Ist es nicht genug,

       daß du einer von denen bist, deren Leidenschaften diese Mütze

       geschaffen haben und mich zwingen, durch lange, lange Jahre

       meine Stirn damit zu verhüllen?«

       Scrooge entschuldigte sich ehrfurchtsvoll, er habe nicht die

       Absicht gehabt, ihn zu beleidigen, und behauptete, nicht zu

       wissen, daß er irgend einmal in seinem Leben dem Geist Ursache

       gegeben habe, sich zu bedecken. Dann war er so frei, zu fragen,

       was ihn hierher führe?

       »Dein Wohl«, sagte der Geist.

       »Dein Wohl«, sagte der Geist.

       Scrooge drückte ihm seine Dankbarkeit aus, konnte sich aber

       doch nicht des Gedankens erwehren, daß ihm eine Nacht

       ungestörten Schlafes mehr genützt hätte. Der Geist mußte ihn

       haben denken hören, denn er sagte sogleich:

       »Deine Besserung. Nimm dich in acht!«

       Er streckte seine starke Hand aus, als er dies sprach, und ergriff

      

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