Weihnachtsmärchen auf 359 Seiten. Charles Dickens
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kam in Begleitung eines mit Weihnachtsgeschenken beladenen
Mannes. Aber nun das Geschrei und das Gedränge und der
Sturm auf den verteidigungslosen Träger! Wie sie an ihm auf
Stühlen hinaufstiegen, in seine Taschen guckten, die
Papierpäckchen raubten, an seiner Halsbinde zupften, an seinem
Halse hingen, ihm auf den Rücken trommelten oder an die Beine
stießen - alles in unwiderstehlicher Freude! Dann die Ausrufe der
stießen - alles in unwiderstehlicher Freude! Dann die Ausrufe der
Verwunderung und des Frohlockens, mit denen der Inhalt jedes
Päckchens begrüßt wurde! Die schreckliche Kunde, daß das
Kleinste ertappt worden sei, wie es die Puppenbratpfanne in den
Mund gesteckt und wohl gar das hölzerne Huhn samt der
Schüssel hinuntergeschluckt habe! Die große Beruhigung, als
man entdeckte, daß es falscher Alarm gewesen war! Die Freude
und die Dankbarkeit und das Entzücken! Dies alles übertrifft alle
Beschreibung. Es muß genügen, zu wissen, daß die Kinder und
ihre Freunde endlich aus dem Zimmer kamen und über eine
Treppe in den obersten Stock hinaufgingen, wo sie zu Bett
gebracht wurden und blieben.
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Und als Scrooge jetzt sah, wie sich der Herr des Hauses, die
Tochter zärtlich an seine Seite geschmiegt, mit ihr und ihrer
Mutter an seinem eigenen Herd niedersetzte; und wie er dachte,
daß ihn ein solches Wesen ebenso lieblich und hoffnungsfroh
hätte Vater nennen und wie der Frühling im öden Winter seines
Lebens hätte sein können, da wurden seine Augen wirklich
trübe.
»Belle«, sagte der Mann, sich lächelnd zu seiner Gattin wendend,
»ich sah heut nachmittag einen alten Freund von dir.«
»Wer war es?«
»Rate mal.«
»Wie kann ich das? Ach, jetzt weiß ich schon«, fügte sie sogleich
hinzu, lachend, und auch er lachte. »Mr. Scrooge.«
»Ja, Mr. Scrooge. Ich ging an seinem Kontorfenster vorüber;
und da kein Laden davor war und Licht brannte, mußte ich ihn
sehen. Sein Kompagnon liegt im Sterben, hörte ich, und er war
sehen. Sein Kompagnon liegt im Sterben, hörte ich, und er war
allein. Ganz allein in der weiten Welt, glaube ich.«
»Geist«, rief Scrooge mit bebender Stimme, »führe mich weg
von diesem Ort.«
»Ich sagte dir, daß dies Schatten gewesener Dinge sind«, sagte
der Geist. »Gib nicht mir die Schuld, daß sie sind, wie sie sind.«
»Führe mich weg«, rief Scrooge aus. »Ich kann es nicht
ertragen.«
Er wandte sich dem Geist zu, und wie er sah, daß er ihn mit
einem Gesicht anblickte, in dem sich auf eine seltsame Weise all
die Gesichter zeigten, die er bisher gesehen hatte, rang er mit
ihm.
»Verlaß mich, führ mich weg. Verfolge mich nicht länger.«
In dem Kampf, wenn es ein Kampf genannt werden kann, wie
der Geist, ohne sichtbaren Widerstand seinerseits, von den
Angriffen seines Gegners unberührt blieb, bemerkte Scrooge,
daß das Licht auf seinem Haupt hoch und hel brannte, und in
einem dunklen instinktiven Gefühl jenes Licht sei mit des Geistes
Einfluß auf ihn verbunden, ergriff er den Löschhut und stülpte ihn
auf des Geistes Haupt.
Der Geist sank zusammen, so daß der Löschhut seine ganze
Gestalt bedeckte; aber obgleich Scrooge ihn mit seiner ganzen
Kraft niederdrückte, konnte er das 33
Licht nicht ganz verbergen, das darunter hervor- und mit hellem
Schimmer über den Boden floß.
Er fühlte sich erschöpft und von einer unüberwindlichen
Schläfrigkeit befallen und wußte, daß er in seinem eigenen
Schlafzimmer war. Er gab dem Löschhut einen letzten Druck und
fand kaum Zeit, in das Bett zu wanken, bevor er in tiefen Schlaf
sank.
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Dritte Strophe
Der zweite Geist
Scrooge erwachte mitten in einem tüchtigen Geschnarche und
setzte sich im Bett auf; um seine Gedanken zu sammeln. Diesmal
hatte niemand nötig, ihm zu sagen, daß es gerade eins sei. Er
fühlte, daß er just zu der rechten Zeit und zu dem ausdrücklichen
Zweck erwacht sei, um eine Zusammenkunft mit dem zweiten an
ihn durch Jacob Marleys Vermittlung abgesandten Boten zu
haben.
Aber bei dem Gedanken, welche seiner Bettgardinen das neue
Gespenst wohl zurückschlüge, wurde es ihm ganz unheimlich
kalt, und so schlug er sie mit seinen eigenen Händen zurück.
Dann legte er s ich wieder zurück und beschloß, genau
aufzupassen, denn er wol te den Geist in dem Augenblick seiner
Erscheinung anrufen und wünschte nicht überrascht und