Seefahrerportraits und Erlebnisberichte von See. Jürgen Ruszkowski

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Seefahrerportraits und Erlebnisberichte von See - Jürgen Ruszkowski

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ertrunken; ein Rettungsboot mit 7 Mann der Besatzung noch nicht gefunden.

      – Oslo, 12. Dezember 1931 – Elf britische Seeleute, Besatzungsmitglieder des Trawlers VENUS, der vor der Küste Norwegens sank, werden als vermisst gemeldet. Ihre Namen werden angegeben als: 2. Offizier Georg Hunter, 2. Ingenieur Forbes, Heizer Sim, Davidson, Corkish und Edwardson, Laurende Hunter, O’Neil und Irvine. Die Namen der beiden anderen wurden nicht übermittelt. Der Kapitän Wisnagrotzky und ein Mannschaftsmitglied namens Beir (Schreibweise unterschiedlich: Beyer, Beier) werden auch vermisst. Die Meldung über das Wrack wurde von zwei erschöpften Seeleuten gemacht, die auf einem Floß in der Nähe von Måløy zwischen Florø und Stadt im Bezirk Sogn, nördlich von Bergen an Land getrieben wurden. Die beiden waren der 1. Offizier Savage und der 1. Ingenieur Ehault (Schreibweise unterschiedlich: Ehalt). Bei ihnen befanden sich die Leichen von vier ihrer Kameraden. Sie geben an, dass der Trawler, zu dem sie gehörten, auf Grund gelaufen und gesunken ist. Die Polizei teilte mit, dass sie einen deutschen Trawler mit dem Namen VENUS suchte, der verdächtigt wird, ein Rum-Schmuggelschiff zu sein, dessen Kapitän den gleichen Namen habe, wie der des schiffbrüchigen Trawlers. Von diesem Schiff wurde berichtet, dass es Lerwick am 1. Dezember mit fast 5000 Gallonen Schnaps an Bord verlassen habe. Es wurde vor ein paar Tagen von einem Boot der Küstenwache gefunden, die 20 Schüsse auf es abfeuerte, es gelang ihm aber, zu entkommen. Es scheint so, dass mindestens 17 Mannschaftsmitglieder entweder tot oder vermisst sind. Eins der beiden Rettungsboote, in dem die Mannschaft zu entkommen versuchte, schlug um, und sechs Mann ertranken. Das zweite Boot kenterte auch, aber sieben Mann an Bord bekamen es wieder zu fassen und trieben dahin. Sie litten unter der Kälte, und der Kapitän starb und wurde in die See gespült. Vier andere starben kurz danach. – Reuter

      – Oslo, 12. Dezember – Der Polizeichef von Måløy gibt an, dass die beiden Überlebenden gestanden haben, dass es sich bei dem untergegangenen Schiff um das Schmugglerschiff VENUS handelte. Sie werden vorläufig bis zur gerichtlichen Seefahrtsuntersuchung unter Polizeiaufsicht gestellt und werden dann nach Christiansund überstellt, weil der Oberkommissar der Schmuggelabteilung vermutet, dass das Schiff 3000 Gallonen Schnaps angelandet hat. Der Trawler lief auf Felsen, während er draußen auf See war, wurde aber durch Pumpen schwimmend gehalten. Nachdem er jedoch ein zweites mal auf Grund lief, ging er unter und liegt nun in 15 Faden Tiefe unter Wasser. Wenn die See ruhiger ist, wird ein Taucher hinabsteigen. Die Mannschaft versuchte, in zwei Booten und treibenden Wrackteilen zu entkommen. Beim Herausklettern aus dem Trawler brach sich der Kapitän den Arm und ertrank. – Reuter

      – Oslo, 13. Dezember – Fässer mit insgesamt etwa 2000 Litern Alkohol sind von dem Wrack der VENUS an die Oberfläche getrieben. Daher glaubt man, dass das Schiff allmählich zerbricht. – Reuter

      – Oslo, 14. Dezember – Die Überreste eines zweiten Rettungsbootes der VENUS und andere Wrackteile sind an die Küste gespült worden. – Reuter

      – London, 14. Dezember – Es besteht die Auffassung, dass der Trawler VENUS, der nördlich von Florø Schiffbruch erlitten hat, der frühere deutsche Trawler WOBKE war. Während er in Lerwick lag, wechselte er seinen Namen und wurde unter panamesischer Flagge eingetragen. Er blieb ungefähr sechs Wochen in Lerwick, währenddessen der Kapitän eine neue Mannschaft aus Leuten des Ortes anheuerte.

      – Oslo, 15. Dezember – Dass der Trawler VENUS weder von einem Küstenwachboot oder irgend einem anderen Schiff verfolgt noch beschossen wurde, wurde heute in Måløy unmissverständlich von Herrn Savage, dem englischen Hauptschiffsoffizier des vermutlichen Schmuggelschiffes VENUS, bei der Eröffnung der Befragung zum Verlust des Schiffes ausgesagt. Im Verlauf seiner Zeugenaussage sagte Herr Savage aus, dass das Boot Rotterdam am 5. September in Richtung Lerwick verlassen hatte und am 1. Dezember von Lerwick lossegelte und sich von dem Datum an bis zum Zeitpunkt des Schiffbruchs in der Nordsee aufgehalten hatte, obgleich Savage nicht genau wusste, wo. Was die Ladung der VENUS anbetraf, sagte Savage, dass sie 1800 Kanister mit jeweils zwei Gallonen Alkohol transportierte. Bis zum Zeitpunkt des Schiffbruchs war nichts von der Ladung gelöscht worden. Die Steuerbehörde in Lerwick hatte die Ladung versiegelt, setzte Savage fort, und erst eine halbe Stunde, bevor die VENUS sank, wurden die Siegel aufgebrochen.

      Es war die Absicht der Mannschaft gewesen, die Kanister zu benutzen, um ein Floß zu bauen. Als man wusste, dass das Schiff sank, befahl der Kapitän fünf Mann der Besatzung, das Rettungsboot zu nehmen und in Richtung auf den Leuchtturm zu rudern. Kurz nachdem das Boot zu Wasser gelassen war, schlug es um und die Leute wurden ins Meer geworfen. Savage fügte hinzu, dass sie nicht genug Rettungswesten für alle gehabt hätten. Aus den Alkoholkanistern wurden zwei Flöße gebaut, und diese waren stark genug, um jeweils vier Mann zu tragen. Während der ganzen Zeit trieb das Schiff allmählich der Küste zu und in der Hoffnung, es zu retten, befahl der Kapitän, den Anker zu werfen. Er wurde auf 55 Faden Tiefe ins Wasser gelassen, aber er hielt nicht, und das Schiff trieb weiterhin breitseits auf den Leuchtturm zu. Einmal sah es so aus, als würden sie nicht stranden, aber plötzlich lief die VENUS auf einem Felsen und legte sich auf die Seite, und die ganze Mannschaft wurde ins Wasser geschleudert. Savage und dem Heizer Davidson gelang es, auf das gleiche Wrackteil zu kommen, und während sie dahintrieben, sahen sie den Kapitän und den Ersten Ingenieur im Wasser, aber sie konnten nichts tun, um ihnen zu helfen. Savage erklärte, dass er sich an nichts erinnern könnte, was von dem Moment an geschehen sei, als er ins Wasser geschleudert wurde. - Reuter

      * * *

      Die Zeitungen in ganz Europa waren im Dezember 1931 voll von sensationeller Berichterstattung.

      berichteten am 17. Dezember 1931 ausführlich und fußen dabei offenbar auf obige Reuter-Meldungen.

      Hier einige Auszüge:

       Panama-Dampfer VENUS sinkt an der norwegischen Küste

      Seit den Tagen des Weltkrieges und der großen Schlachten in Frankreich und Flandern ist noch nicht wieder eine so tragische Nachricht in Lerwick bekannt geworden wie diejenige vom dramatischen und urplötzlichen Verlust des unter panamesischer Flagge verkehrenden Dampfers VENUS am letzten Sonnabend und dem Tod von 11 Mann der 13köpfigen Besatzung, von denen 9 aus dieser Stadt stammen.

      Das Ausbleiben von genauen Informationen und Einzelheiten verursachte am Wochenende größte Ungewissheit und Verängstigung, aber es sickerte bald durch, dass der erste Bericht, alle Leute aus Lerwick seien umgekommen, nur zu wahr ist und Schrecken und Argwohn, die sich am Sonnabend Abend und am ganzen Sonntag verbreitet hatten, verwandelten sich am Montag in Trauer und viele Familien hatten einen schmerzlichen Verlust zu beklagen.

      Die erste Nachricht, dass der VENUS irgendetwas zugestoßen sei, enthielt ein Telegramm an das Büro der „Shetland News“ von einer Londoner Zeitung, die nach Einzelheiten über die Mannschaft des Schiffes fragte. Etwas später erhielten die Familien von Besatzungsangehörigen ein Telegramm von der Gattin des Kapitäns, Margaret Edwardson, die in London wohnt und aus Lerwick stammt, mit der Frage, ob es Überlebende gebe, und eine erneute Nachricht, dass es deren zwei seien. Die Neuigkeit verbreitete sich mit Windeseile in der Stadt und verursachte eine furchtbare Sensation. Einige der Angehörigen hörten von dem Verlust ihrer Männer auf der Geschäftsstraße oder während sie gerade ihrem Tagewerk nachgingen, und es ergriff sie natürlicherweise Kummer und Bestürzung.

      Das Unglück, das so unerwartet plötzlich und in diesem Ausmaß eingetreten ist, war das einzige Gesprächsthema am Samstag Abend. Eine große Menschenmenge, die ihrer gewohnten Wochenendbeschäftigung nachging, war auf der Geschäftsstraße, und Hausfrauen machten ihre Besorgungen und Einkäufe zum Weihnachtsfest. Es war gerade zu dieser Tageszeit, als die Nachricht sich von Mund zu Mund fortpflanzte, die VENUS sei untergegangen

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