Seefahrerportraits und Erlebnisberichte von See. Jürgen Ruszkowski

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Seefahrerportraits und Erlebnisberichte von See - Jürgen Ruszkowski

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den meisten der Einwohner von Lerwick gut bekannt, und die Tatsache, dass sie dem Schiff erst seit einigen Wochen angehörten und sich diesmal erst auf ihrer zweiten Ausreise mit der VENUS befanden, machte das Unglück noch tragischer, als es an sich schon ist.

       Angst und Ungewissheit gehen über in Kummer.

      Spannung, Angst und Argwohn verbreiteten sich zum Wochenende und ein großer Teil der Ungewissheit ist dem Mangel an genauen Nachrichten zuzuschreiben. Ein Telegramm, das am Samstag Abend eintraf, enthielt das Wort „tot“ und verursachte das Gerücht, die VENUS sei von einem Zollschiff beschossen und die Mannschaft dabei getötet worden. Es wurde auch festgestellt, dass es noch andere Schiffe gleichen Namens gibt, und natürlich schöpften die Familien der Larwick-Leute nun die Hoffnung, es möchte vielleicht eines dieser anderen Schiffe gleichen Namens sein. Die Angst der Familien, deren Männer es betraf, und die Unsicherheit setzte sich auch den ganzen Sonntag über fort bis zum Montag, als authentische Nachrichten bekannt wurden. Ein junger Mann aus Lerwick, der aus Yarmouth zurückkehrte, brachte eine Samstag-Abend-Sportzeitung mit, die eine kurze Nachricht über den Untergang der VENUS aus Oslo enthielt, sowie eine namentliche Aufstellung, die, obwohl einige Namen nicht genau geschrieben waren, doch Gewissheit gab über die Mannschaft der VENUS sowie der Leute aus Lerwick. Erst dann wurde den Angehörigen das Furchtbare des Geschehens klar; ihre Männer und Söhne waren nicht mehr am Leben. Ihre letzten geringen Hoffnungen waren vernichtet, und die Furcht und der Schrecken, die sie seit Samstag erfasst hatten, verwandelten sich nun in Kummer und schmerzliche Enttäuschung, die, wenn auch in geringerem Ausmaß, von der ganzen Bevölkerung geteilt wurde, die ihre aufrichtige Teilnahme denen bekundete, die auf so tragische und grausame Weise ihrer Angehörigen durch den Tod beraubt worden sind.

       Das schwerste Unglück seit Jahren.

      Wie schon festgestellt, ist dieses Unglück das schwerste, das die Stadt seit vielen Jahren betroffen hat. Verluste waren während des Krieges unvermeidlich und man musste mit ihnen rechnen, sie ereigneten sich leider viel zu oft. Aber doch erscheint der Verlust von neun Seeleuten in einem winzigen Schiff für ein Seefahrervolk wie das von Shetland - Lerwick einbezogen – von dem etwa 3.500 Söhne in der Handelsmarine Dienst tun, als ein furchtbarer Schlag, wie er ihr noch nie zuvor zugefügt wurde und schuf eine schmerzliche Sensation.

       Wie das Unglück geschah.

      Das Schiff ging im Sturm unter – Rum-Schmuggel in Norwegen?

      Der folgende Bericht ist der Zeitung ... (Name unleserlich) entnommen:

      Oslo/Norwegen, 13.Dezember 1931. Erschöpft durch die Kälte und die See, der sie lange ausgesetzt waren, und völlig niedergeschlagen durch das Unglück waren der 1. Offizier Walter Savage und der 1. Ingenieur Georg Ehalt (Schreibweise unterschiedlich: alias Erhault), ein Deutscher, die beiden Überlebenden des Fischdampfers VENUS, der an der norwegischen Küste gesunken ist, bisher noch nicht in der Lage, die Vorgänge, die zum Untergang führten, aufzuklären. Alle anderen Besatzungsmitglieder des Schiffes, das, wie festgestellt wurde, in London registriert ist, sind entweder vermisst oder tot. Es heißt, dass neun Mann britische Seeleute seien und ihre Namen sind diese: John Corkish (65), Heizer, William Davidson (30), Heizer, Magnus Edwardson (27), Matrose, William Forbes (24), 2. Maschinist, 2. Ingenieur, Hugh (Georg) Hunter (30), 2. Offizier, sein Bruder Laurance Hunter (32), Matrose, James Irvire (24), Charles O’Neill (22), Matrose, Decksmann, Peter Sim (28), Heizer. Fünf der Männer waren verheiratet und hatten eine eigene Familie.

      Der Kapitän, ein Deutscher oder Pole, Wisnagrotzky, und ein deutsches Mitglieder der Besatzung, namens Beyer, sind auch vermisst.

       In einem Boot ans Ufer getrieben.

      Die Ursache des Unglücks war, wie man jetzt erfährt, der furchtbare Sturm, der an der Küste Norwegens Ende der letzten Woche gewütet hat. Savage und Ehalt, die auf den brüchigen Überresten eines Bootes in Atløy – zwischen Forø und Stadt nördlich von Bergen an Land getrieben wurden, haben, nachdem sie das Bewusstsein wiedererlangten, zum Verlust des Schiffes erste Aussagen gemacht und wurden unter Polizeiaufsicht gestellt.

      Die Annahme, dass die VENUS gesunken sei, weil sie von einem Küstenwachschiff beschossen wurde, ist nun durch die zuständigen Stellen widerlegt, obwohl noch vermutet wird, dass es die VENUS war, mit der ein norwegisches Küstenwachschiff in der Nacht vom Montag zum Dienstag der vergangenen Woche zusammengetroffen ist und auf die das Wachschiff Schüsse abgegeben hat.

      In einem Interview mit einem Zeitungsreporter sagte der zuständige Zolloffizier, er glaube nicht, dass die VENUS infolge des Beschießens gesunken sei. Das Küstenwachschiff traf auf ein unbekanntes Schiff in einer sehr dunklen Nacht sieben Meilen vom Sletringen-Leuchturm entfernt, der auf der Insel Frøya vor dem Trondheimfjord steht.

      Die Küstenschutzpolizei rief das Schiff an und forderte es auf anzuhalten, aber es nahm davon keine Notiz, worauf drei Warnschüsse abgegeben wurden. Das geheimnisvolle Schiff setzte seine Fahrt mit unverminderter Geschwindigkeit fort, und die Küstenschutzpolizisten geben dann 15 Schüsse in schneller Aufeinanderfolge in Richtung auf das Schiff ab. Es behielt seinen Kurs bei und verschwand schließlich in der Dunkelheit. Dieser Vorfall ereignete sich sieben Meilen vom Land und noch drei Meilen innerhalb der norwegischen Küstengewässer.

       Vermutlich Alkohol-Schmuggler.

      Der zuständige Zolloffizier behauptet, dass viel zu viel Zeit seit diesem Vorfall verstrichen sei, als dass der Beschuss den Untergang der VENUS verursacht haben könnte. Die Zollbehörde glaubt jedoch, dass das gesunkene Schiff ein Alkoholschmuggler war. Sie vermutet, das Schiff kam aus Rotterdam mit Kurs über Lerwick zu den Shetlands.

      Ein Bevollmächtigter des britischen Konsuls in Bergen ist heute Abend nach Magløy abgereist und wird morgen eine Untersuchung beginnen, von welcher eine Aufklärung der geheimnisvollen Vorgänge erwartet wird. Die Behörden bereiten auch die Entsendung eines Tauchers zur VENUS vor, die 15 Faden tief im Wasser liegt, oder sie werden versuchen, sie zu heben, um die wahren Ursachen des Unglücks zu erforschen.

       Leichname identifiziert.

      Nach den Aussagen des Ortspolizisten war Savage, der nach seinem furchtbaren Erlebnis unter einer nervösen Erschöpfung leidet, nicht imstande, die vier toten Körper seiner Kameraden zu identifizieren. Ehalt jedoch glaubt, dass es die von Edwardson, Davidson, O’Neill und dem Deutschen Beyer sind.

       Schnapsflaschen schwimmen auf der See.

      Eine große Anzahl Schnapsflaschen schwimmt in der Nähe des Wracks. Als die Mannschaft versuchte, sich in zwei Booten und auf abgebrochenen Schiffsplanken in Sicherheit zu bringen, brach sich der Kapitän einen Arm und ertrank. Eines der Rettungsboote kenterte in der stürmischen See, und sechs Mann gingen dabei verloren. Das zweite Boot kenterte ebenfalls, aber die sieben Mann, die darin waren, vermochten sich daran festzuhalten und trieben auf die offene See hinaus. Die Kälte war furchtbar, und zwei weitere Männer starben bald. Zwei andere starben ebenfalls kurz nachdem sie von Fischern, die das treibende Boot bemerkt hatten, an Land gebracht worden waren.

       Die toten Seeleute aus Lerwick.

      Die Mannschaft der VENUS bestand aus 13 Offizieren und Mannschaften, 9 der Mannschaft waren Shetlander und stammten aus Lerwick. Die anderen waren Kapitän Karl Wisnagrotzky, Deutscher oder Pole, 38 Jahre alt, verheiratet mit Margaret Edwardson, die in London,

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