Schanghai und zurück. Paul Baldauf

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Schanghai und zurück - Paul Baldauf

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Gedichte

      Der Esoteriker

      Auf meinen Scheitel

      Stell‘ ich mir öfter kleine Pyramiden

      Ich bin keineswegs eitel

      Aber irgendwie fühl‘ ich mich dann so koptisch

      Und schon rein optisch

      Macht’s entschieden was her

      Und ich – ich mag mich umso mehr

      So eine Pyramide birgt geballte Energie

      Ich lad‘ mich damit auf wie ’ne Batterie

      Das gibt P o w e r

      Manch einer fühlt ’nen Schauer

      Drücke ich ihm die Hand:

      Ich speise ihm Energie ein: Bis hoch zum Verstand

      Meine Schwingung ist deutlich altägyptisch

      Ich wirke zweifellos kryptisch

      Vielleicht lebte ich irgendwann

      Im alten Assuan

      Oder war’s in Luxor?

      Die Gegend kommt mir bekannt vor

      Ich hab das im Gefühl:

      Ich war einer im Menschengewühl

      Zog mit zu Palästen

      Zu rauschenden Festen

      Ich schrieb Hieroglyphen

      Die Gelehrte heute noch prüfen

      Bezog eines König Ramses würdige Gehälter

      Nur

      warum

      bin

      ich

      dann

      heute

      nur ein

      kleiner

      P r o v i n z a n g e s t e l l t e r ? ? ?

      Im Jardin du Luxembourg, Paris

      Ich las ein Buch und blickte auf, den Tauben

      Bei ihrem Landeanflug zuzusehen

      Ein Wind kam auf und spielte Baum-Entlauben

      Da sah ich sie an einer Säule stehen

      Als wär’ sie eben einem Bad entstiegen

      Und Wasser perle ihr von jeder Hand

      Als hülle sie, vom lang-im-Wasser-Liegen

      Ganz tief gelöst, sich gleich in ein Gewand

      Als sei sie gleichsam noch nicht angekommen:

      Den einen Fuß, wie zaghaft aufgesetzt

      Schien sie vom Baden mir noch wie benommen

      Und ihre Haut schien warm und leicht benetzt

      Als warte sie, dass man ein Handtuch reiche

      So stand sie da, und ihr die weiche Haut

      Ganz sacht abtrockne, sie mit Öl bestreiche

      – Da schrie ein Kind…und Kinder schreien laut –

      Mach dir nichts vor, sprach ich zu mir, das Buch

      Weglegend: Ein Bad nimmt sie nur wenn es regnet

      Sie flüstert niemand zu: Reich mir ein Tuch

      Und wenn ihr ein verzückter Blick begegnet

      Ihr ist es gleich: Lies, lass das Träumen sein:

      Sie wartet nicht, dass man zu Diensten stehe

      Ich seh’ zwar schlecht, doch so viel, dass ich sehe:

      Die schöne Unbekannte ist aus Stein…

      Feierabend

      Vor Dienstschluss war’s, als mir der Schädel brummte

      Und ich ein Feierabend-Motto summte

      Flugs nahm die Tasse ich und schritt zum Becken

      Und ließ das Wasser das TEEin ablecken,

      Als mir, was sonst nur selten mir gelingt,

      Etwas ganz Kleines in die Augen springt

      Es ließ sich leicht als AMEISE bestimmen

      Ich schloss den Hahn, damit sie nicht ins Schwimmen,

      Damit sie in Gefahren nur nicht käme

      Und ihr ein Wasserstrahl das Leben nähme

      Was soll aus dir nur werden? dacht’ ich mir,

      Du wundersam behendes kleines Tier,

      Wenn ‘Herr Kollege‘ bald die Tasse spült

      Und für die Gattung reichlich wenig fühlt

      Ich bot ihr meines kleinen Fingers Kuppe,

      Damit sie ihn als Rettungsring betrachte

      Und sich auf ihr in Sicherheit verfrachte,

      Doch sie lief fort, als wäre es ihr schnuppe,

      So dass ich meinen Finger leicht verrückte

      Und seine Kuppe gleichsam nach ihr bückte,

      Doch wie ich ihn auch vorsichtig verschob,

      Sie krabbelte, wich immer aus, sie stob

      Davon, und sie durchlief das halbe Becken

      Bald kommt, so dachte ich, um zu entflecken

      Die Tasse vom TEEin der Herr Kollege...

      So baute ich erneut ihr Finger-Stege,

      Damit

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