Schanghai und zurück. Paul Baldauf

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Schanghai und zurück - Paul Baldauf

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mache dir zunichten

      − Rein durch die Athmosphäre‘

      Die Reimern schädlich wäre −

      Der Genius des Ortes

      In dem du wohnst, seit einem Jahr

      Er sei nicht förderlich dem ‘Kult des Wortes‘

      So wie die Stadt, die früher dein Zuhause war?

      Der Ort, er sei ‘für Maler‘ schicklich

      Jedoch für Dichter unerquicklich

      Für Steinbehauer sei er prächtig

      Poeten hemm’ er schwer und mächtig

      Du bangst, so schließt du, ‘um dein Schaffen‘

      Dein Wohnort scheint dich hinzuraffen

       Getrost, mein Freund! Nur unverzagt!

      Du hast den rechten Mann gefragt

      Ich habe noch dieselbe Nacht

      Lang darüber nachgedacht

      Bis ich für dich die Lösung fand,

      Die zweifellos ich klar erkannt:

      Willst du als Dichter was vollbringen

      Dann pack dein Zeug und zieh nach BINGEN

      George ist die Stadt bekommen

      So wird sie dir auch sicher frommen

      Wandle ruhig auf seinen Spuren

      Durch die weiten Weinbergs-Fluren

      Doch vergiß dabei mitnichten

      Ab und an auch was zu dichten

      Wird dir Bingen nicht zur Labung:

      Liegt woanders die Begabung?

      Rainer Maria Rilke berichtigt sich

      Ich trieb mich gern in Schlössern rum

      Und schrieb, dass Armut glänze

      Ein Arbeitsloser nahm‘s mir krumm

      Weshalb ich hier ergänze:

       Die Armut ist ein großer Glanz

       Solang man nicht betroffen

      Zum Ökonomen reicht’s nicht ganz

      Der Vers jedoch lässt hoffen

      Hesses Hermann

      Als ich noch ein Knabe war

      Fuhr die Tante mir durchs Haar:

      ‘Bub, was wirst du? Bücher-Binder!?‘

      – Dabei war ich schon: Wahl-Inder! –

      Ich dacht': Dich bring ich auf den Trichter!

      Und sprach: ‘Nichts werde ich - als Dichter!

      Damit du's gleich als Erste weißt‘

      – Sie ging mir oft noch auf den Geist –

      Dann in Maulbronn: Die Jugendnöte:

      Selbst mit Fieber las ich Goethe

      Und wie die Bienen aus den Waben

      Sog ich aus den Dichter-Schwaben

      Die Nahrung mir, nach der ich lechzte

      Bis ich vor Migräne ächzte:

      Von Mörike war ich entzückt

      Von Lenau weltschmerzlich beglückt

      Den Uhland fand ich herrlich bieder

      Am Hauff genas ich immer wieder

      Durch Schiller wurd‘ ich idealisch

      Durch Hölderlin leicht genialisch

      Wem auch ich viel zu danken hab:

      Dem sagenhaften Gustav Schwab

      Ich las auch nächtlich Philosophen

      Von Hegel täglich zwanzig Strophen

      Nach dem Essen, mit etwas Wasser,

      Im Leben war ich selten blasser

      Was für ein Geist! Wie unergründlich!

      An einem Satz verdaut man stündlich

      Im Turnen war ich mehr 'ne Null

      Doch keiner las wie ich Catull

      Und plagte mich Gelenke-Schmerz

      So schrieb ich Verse, nach Properz

      Die Bürgerwelt verstörte mich

      Die Muse - sie erhörte mich

      Und was ich einst zur Tante sprach

      Erfüllte sich, so nach und nach

      Zwar machte ich auch eine Lehre

      Doch Arbeitswelt? Habe die Ehre!

      Nein, mein Weg stand für mich fest:

      Arbeit ist gut! – solang man sie lässt

      Doch Scherz beiseite: Ich wollte dichten

      Nur dichtend Werk um Werk verrichten

       Die Bahn nach der I c h angetreten

      – Es brachte überdies Moneten –

      Dichter in der Krise

      Der Dichter spürt es mit Verdruss:

      Sein Werk ist nicht aus einem Guss

      Ach, er wird NIE WIEDER schreiben!

      Lässt das Dichten besser bleiben

      Widmet

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