Homo sapiens movere ~ gejagt. R. R. Alval
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Ein paar Leute des Rudels waren immer noch da: Josh, Maya, Matthes und ein paar andere – der harte Kern.
Sie würden mir helfen können.
Sie mussten mir helfen können!
4
Alan wachte nicht auf.
Noch nicht mal zu meinem Geburtstag, an den ich mich nur erinnerte, weil meine Familie anrief. Egal wie sehr ich hoffte oder wie viele Heilungsrituale wir auch vollzogen: Alan blieb regungslos in seinem Bett liegen. In seinem Arm steckte ein dünner Schlauch für die Infusion. Unter der Bettdecke kam ein weiterer Schlauch zum Vorschein, der in einen Beutel führte. Glücklicherweise verfügte das Rudel über einen Arzt, dessen Dienste im Normalfall nicht von Gestaltwandlern in Anspruch genommen wurde. Er was derselbe, der mir den Gips verpasst hatte.
„Sam, lass uns ein wenig raus gehen. Den Kopf durchblasen. Irgendwas.“ Mayas flehende Blicke entlockten mir ein kleines Lächeln. Sie hatte Recht. Alans Anblick deprimierte mich. Da war es doch viel lustiger, ein wenig draußen herum zu spazieren und Zielscheibe für Roman zu spielen. „Glaubst du, das ist klug? Was, wenn Roman auftaucht?“ Sie zuckte mit den Schultern. „Wer sagt uns denn, dass wir hier sicher sind? Sind wir nicht. Das weißt du ebenso gut wie ich.“ Auch das stimmte.
Leider.
Genau wie ihr Mann Matthes, Josh und ein paar wenige andere Were, hatte Maya sich dazu entschlossen die Stellung zu halten. Dabei wüsste ich sie lieber in Spline. Als könnte sie meine Gedanken erraten, schüttelte sie leicht den Kopf. „Ich gehe nicht nach Spline, Sam. Selbst wenn mein Leben davon abhängt. Viel zu viele schlechte Erinnerungen. Alan weiß das.“ Ich runzelte die Stirn; hoffte, dass sie weiter sprach. Doch sie winkte schluckend ab. Anscheinend hatte sie schon genug gesagt.
Ich wollte nicht nachbohren.
Ich konnte es verkraften, nicht eingeweiht zu sein. Wenn sie mir mehr hätte sagen wollen oder können, ohne in den Strudel einer hässlichen Vergangenheit gerissen zu werden, hätte sie es getan. Dafür hatte ich Verständnis.
Ah… verdammte Scheiße!
Und ob ich es wissen wollte.
Sobald Alan wach war, würde ich ihn ausquetschen wie ein feuchtes Handtuch!
Doch Alans Zustand änderte sich nicht.
Fünf Wochen voller Sorge, was als Nächstes passierte und ob Alan überhaupt je wieder aufwachte, gingen an mir nicht spurlos vorüber. Ebenso wenig die Heilungsrituale, die laut Joshs Erklärung vollkommen nutzlos waren. Alan war gesund. Sein Körper funktionierte reibungslos. Nur sein Geist schien gefangen zu sein und erlaubte es Alan nicht aufzuwachen. Romans mentaler Schlag hatte verheerendere Folgen als eine Bekanntschaft mit einer ganzen Bullenherde.
Selbst das Lesen von Alans Chakren half nicht weiter; die waren makellos intakt.
Es schien vielmehr so, als habe Roman nicht Alans Gehirn, sondern dessen Seele beeinflusst und diese in seinem Körper eingeschlossen. Eine schreckliche Vorstellung, wenn ich bedachte, dass Alan eine Kämpfernatur war, die niemals aufgab.
Womöglich bekam er alles um sich herum mit. Konnte sich nur nicht verständlich machen.
Dieses Bild belastete mich weit mehr als Alans Regungslosigkeit. Was, wenn er für immer so bliebe? Wäre es ihm dann lieber…
Nein!
An sowas sollte ich nicht denken.
Ich sollte mich auf die Zukunft konzentrieren. Noch hatten wir das Problem Namens Roman, das sich nicht von allein lösen würde. Alan musste aufwachen. Eine andere Option kam überhaupt nicht in Frage. In der Zeit, in der ich nicht an Alans Bett saß, lief ich durch sein riesiges Anwesen, um mich abzulenken. Funktionierte selten länger. Dann wurde ich unruhig und musste mich zwingen, nicht sofort an Alans Seite zurückzukehren. Ich benahm mich wie eine Ehefrau, deren Liebster im Koma lag. Dabei war Alan nicht mein Liebster. Aber er und ich waren durch das Schicksal einander gekettet. Wenn er nicht aufwachte, wer sollte mir dann mit Roman beistehen?
Viele Stunden verbrachte ich in der Bibliothek, mit Maya in der Stadt oder einfach nur vor dem Fernseher. Oft beschäftigte ich mich mit Dingen, die eigentlich in den Zuständigkeitsbereich des Personals fielen und weswegen mich Scott bereits mehr als einmal tadelnd angesehen hatte. Und wenn seine Augen Funken sprühen würden: Es war mir schnuppe.
Hin und wieder schaffte ich es sogar, mich derart in Alans Fitnessbereich zu verausgaben, dass ich erschöpft an seinem Bett einschlief.
Es war kein Wunder, dass ich nach den endlosen Tagen meinen Rücken deutlicher spürte als jemals zuvor. Außerdem hatte ich während der nicht enden wollenden Stunden, die ich bei Alan saß, genug Zeit, um mir Gedanken zu machen.
Etwas Wichtiges war mir dabei klar geworden: Roman war nicht hinter mir her um Rache zu nehmen, sondern hinter Alan. Dass bedeutete, dass ich aus vorerst – theoretisch – aus dem Schneider war. Was meine Familie betraf. Denn die schien nicht in unmittelbarer Gefahr zu sein. Für alle Fälle hatte ich Steward Bingham trotzdem telefonisch darum gebeten, bei ihnen hin und wieder nach dem Rechten zu sehen. Natürlich ohne dass sie etwas davon mitbekämen.
Ich verstand jedoch nicht, aus welchem Grund mich Roman auf den Baum verpflanzt hatte.
Welche Absicht hatte er damit gehegt?
Hatte er gehofft, dass ich mir den Hals brach?
Nein, eher schien er großen Wert auf Alans Anwesenheit zu legen. Warum sonst hätte er uns angreifen sollen, als wir zusammen unterwegs waren? Dazu passte allerdings nicht, dass er Alan außer Gefecht setzte.
Für Wochen!
Im Moment schien ich jedoch vor Romans Rachedurst an Alan relativ sicher zu sein. Es wäre möglicherweise sogar ganz praktisch, wenn Alan nicht mehr aufwachte. Schließlich war ich nicht an ihn gebunden. Was Roman wichtig sein musste. Sonst würde ich mir die Radieschen nämlich schon eine ganze Weile von unten ansehen. Vielleicht, weil mit der endgültigen Bindung ein Teil von Alan sehr viel mehr leiden würde als ohne diese?
Es war nur eine Vermutung, aber eine ziemlich nahe liegende.
Dennoch, der Baum passte überhaupt nicht in das Muster. Diese Aktion hatte – außer dass es mir hochpeinlich gewesen war – mich oder Alan weder von etwas abgehalten noch in ernsthafte Schwierigkeiten gebracht.
So sehr ich auch darüber nachgrübelte – ich verstand es nicht. Unter Umständen war das aber auch einfach nur Romans Sinn für Humor.
Sofern man einem Vampir sowas unterstellen konnte.
„Du wirkst ein wenig nachdenklich, kleine Sam.“ Oh verflixt, wenn man vom Teufel sprach… beziehungsweise an ihn dachte! Dir passiert nichts. Solange mein guter Freund ein Nickerchen hält, wäre es wenig spaßig dich ihm zu entreißen… Stocksteif saß ich an Alans Bett und getraute mich nicht mich umzudrehen. Roman stand hinter mir. Aber warum hörte ich ihn in meinem Kopf? „Was willst du hier?“, fragte ich mutig, obwohl ich innerlich zitterte wie Espenlaub. „Eine gute Frage, nicht wahr, kleine Sam? Um ehrlich zu sein hatte ich gehofft, dass du und Alan euch ein wenig näher gekommen