Homo sapiens movere ~ gejagt. R. R. Alval

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Homo sapiens movere ~ gejagt - R. R. Alval gejagt

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sicher, dass Roman genau wusste, was er tat. Nur die Absicht dahinter war mir unerklärlich. „Wenn du schon mal da bist, kann ich dich auch fragen, warum du mich auf den Baum gebracht hast. Was war der Zweck dahinter? Sollte ich mir das Genick brechen?“ Unbewusst hatte ich mich aufgestellt und Roman damit die Sicht auf Alans Gesicht genommen.

      Nur für den Fall, dass Alan just in diesem Moment aufwachte.

      Das tat er nicht.

      Dafür betrat jedoch Josh den Raum. Und der war für Roman ein willkommenes Ziel. Bei ihm wäre es egal, ob Alan dabei zusah, wenn er starb. Woher ich das wusste, war mir schleierhaft, denn Roman ließ nichts erkennen, was mich zu dieser Einsicht brachte. Meine Entscheidung dauerte kaum länger als ein Augenblinzeln. Denn Roman war klar im Kopf. Viel klarer als jemand, den es nach Rache dürstete, sein sollte. „Bleib bloß hinter mir!“, zischte ich zu Josh, vor dem ich mich aufbaute. Eigentlich lächerlich, wo er mich doch mehr als zwei Köpfe überragte. „Du bist sein Ziel, nicht ich.“ Obwohl ich Josh nicht ins Gesicht sehen konnte, wusste ich, wie sehr er mit sich rang. Ich war seine Alpha. Er musste tun, was ich sagte. Gleichzeitig musste er jedoch auch für meine Sicherheit sorgen. „Bist du dir sicher, kleine Sam?“ Romans kaltes Grinsen ließ mich zittern, während ich schluckend antwortete, dass ich mir absolut sicher sei. Immerhin lebte ich noch. „Vielleicht möchte ich mit dir spielen, kleine Sam?“ Gezielte Fragen, die mich aus der Reserve locken sollten. Doch sie erreichten das Gegenteil.

      Roman war nicht wahnsinnig, sondern eiskalt planend.

      Ein Mörder, der keine Ruhe geben würde, bis Alan seelisch zerstört war und darum bettelte sterben zu dürfen. „Du willst mit Alan spielen, nicht mit mir.“ Roman schnalzte mit der Zunge, Josh hinter mir knurrte. „Reiß dich zusammen, Josh!“ So hatte ich bisher nie mit ihm gesprochen, aber es musste sein. In meinem Kopf ratterte es unaufhörlich, während ich nach einem Ausweg, einer Lösung suchte. Doch wie ich es auch drehte und wendete, es schien keine zu geben. Alan konnte Roman nicht aufhalten. Ich ebenso wenig. Fiat konnte ihn in Schach halten, aber nur für eine bestimmte Zeit. Die Pir waren ihm wahrscheinlich ebenso wenig gewachsen. Die einzigen, die ihn vielleicht stoppen konnten, waren die Ker-Lon.

      Doch wie sollten wir an die herankommen?

      Würden die uns überhaupt helfen?

      Einen Grund hatten sie keinen dazu. Schließlich hatte Alan eine der ihren umgebracht. Zwar in Notwehr, aber soweit ich wusste, spielte das für Ker-Lon keine Rolle. Alan, ich und viele andere würden definitiv sterben. Egal wie lange Roman dafür brauchte. Und wenn er die Geduld verlöre, wäre es egal, ob Alan und ich aneinandergebunden waren oder nicht.

      Ach was, ich wusste, dass ich früher oder später mit Alan schlafen würde.

      Schon jetzt fiel es mir schwer, mich von ihm fernzuhalten. Wieso kürzte ich die ganze Sache also nicht einfach ab? Wenn Alan und ich nicht mehr lebten, würde Roman aufgeben müssen. Ich erinnerte mich an Humphreys Warnung, die mir lange Zeit wie eine Mahnung in den Ohren gehangen hatte… Wenn du dich dazu entschließt Energie aufzunehmen, egal ob bewusst oder unbewusst, kann niemand dich aufhalten. Ich nicht, ein anderer Ker-Lon nicht und auch sonst wer nicht. Noch nicht einmal ein Vampir oder die Pir. Sie mögen dazu in der Lage sein deinem Herzen zu befehlen, aufzuhören zu schlagen oder deiner Lunge, das Atmen einzustellen. Doch um deine Fähigkeiten als movere oder Saphi zu beeinflussen, müssten sie wissen, woher du diese nimmst. Und das Kleines, ist unmöglich. Denn du selbst bist diese Fähigkeit. Wenn du dich also entscheidest, kannst nur du selbst diesen Entschluss aufhalten…

      Ich musste lediglich genug Energie in mich aufnehmen und diese dann gebündelt in uns beiden freilassen, während ich Alan sehr nah war. Wir würden beide sterben, ohne dass jemand etwas dagegen unternehmen konnte oder selbst in Mitleidenschaft gezogen wurde.

      Noch nicht einmal Roman.

      Sofern er uns nicht berührte.

      Josh atmete zischend hinter mir ein und wich einen Schritt zurück. „Sam, deine Haut…“ Ich drehte meinen Kopf zu ihm um und nickte. „Ich weiß.“ So wie er seine Augen aufriss, musste Josh wissen, was ich plante. Er setzte bereits an etwas zu sagen, als Romans Stimme wie eine reißende Brandung über mich donnerte. „Untersteh dich, Samantha!“

      Herausfordernd drehte ich mich zu ihm um und setzte ein provokatives Lächeln auf. „Warum? Ich weiß, wo deine Rache endet, Roman. Doch vorher wirst du mir und Alan wehtun. Wieso sollte ich nicht selbstsüchtig sein und es aus eigenem Antrieb beenden? Ich mag Schmerzen nicht, weißt du? Weder seelische noch körperliche. Doch genau darauf wird es hinauslaufen, wenn ich jetzt keinen Schlussstrich ziehe. Das verstehst du doch, nicht wahr, Roman?“ Seine Gesichtszüge verzogen sich zu einer bedrohlichen Grimasse. „Es würde damit nicht aufhören, Sam. Deine Familie würde als Nächstes leiden. Und dann jeder einzelne aus dem Rudel.“ Es fiel mir schwer, mein provokatives Lächeln aufrecht zu erhalten. „Ach ja? Das glaube ich dir nicht. Du willst Alan leiden sehen. Vielleicht auch mich, sonst würdest du nicht meiner Familie drohen. Außerdem hat die Sache noch einen Haken: Wenn keiner mehr von Alans Rudel existiert, wird niemand die Wandler in Schach halten können. Ribberts Rudel allein schafft das nicht. Du weißt das. Noch nicht einmal du wirst das wollen.“ Roman lachte. Eisig wie ein Felsklotz. „Wenn es meinen Rachedurst sättigt, denke ich nicht darüber nach.“ Es war eine Lüge. Ich wusste es.

      Ich konnte seine Unsicherheit beinah fühlen, als wäre Roman ein Teil von mir.

      Dabei zeigte nichts an seiner Haltung oder seinem Gesichtsausdruck auch nur das Geringste davon.

      Konnte er meine Entschlossenheit ebenso spüren?

      „Für heute hast du gewonnen, kleine Sam. Aber glaube nicht, dass es vorbei ist.“ Ehe ich etwas erwidern konnte, war Roman verschwunden. Auf meiner Haut hingegen tanzten die Energiefäden wilder als jemals zuvor. „Ich weiß nicht genau, was du vorhast, Sam, aber denke noch einmal darüber nach. Wir werden eine Lösung finden. Wir müssen einfach!“ Joshs Glaube an das Unmögliche war der Punkt, der mich in meiner Entscheidung schwanken ließ. „Meinst du wirklich? Wäre es nicht besser, wenn wir – Alan und ich – einfach gehen? Ihr findet einen neuen Alpha. Du weißt genau, dass Roman nicht eher aufgeben wird, bis Alan vernichtet ist.“ Müde sah ich in Joshs schönes Gesicht.

      Seine muskulöse Statur, seine nackenlangen, braunen Haare und seine dunklen Augen erinnerten mich an einen Bären, obwohl er keineswegs wie ein Bär aussah. Ich wusste selbst nicht, warum ich immer wieder diesen Vergleich zog. „In welches Tier verwandelst du dich eigentlich?“ Josh lachte herzhaft. „Das nenne ich einen geschickten Themenwechsel. Soll ich es dir zeigen?“ Mein Nicken war ziemlich heftig, was Josh noch lauter lachen ließ. „Dann sieh genau hin.“ Ha, und ob ich das würde!

      Schließlich hatte ich noch nie sehen dürfen, wie sich einer von ihnen verwandelte. Als Joshs Verwandlung begann, hielt nicht nur ich den Atem an. Es schien, als würde die gesamte Welt für einen Moment still verharren, während sich ein silberner Schleier über Josh ausbreitete und ihn von oben beginnend nach unten überzog. Schemenhaft konnte ich erkennen, wie Josh in dem Glitzern auf alle viere fiel, sich streckte und dehnte und schließlich mit einem leisen, fauchenden Brüllen aus dem silbrigen Dunst auftauchte.

      Ein Gepard.

      Ein wahrhaft gigantischer Gepard, der um einiges größer ausfiel als sein natürliches Pendant. Er reichte mir bis an die Schulter. Fast wie der Panther aus meiner Nahtoderfahrung, der jedoch weitaus muskulöser gewirkt hatte. Nicht so sehnig wie der Gepard. Der Panther musste Alans Tiergestalt sein.

      Allerdings ahnte ich das mehr, als dass ich es hundertprozentig wusste.

      In

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