Wohl in meiner Haut. Gisela Enders

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Wohl in meiner Haut - Gisela Enders

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erhöhen, sind folgende Faktoren:

       Angemessene und lustvolle Bewegung

       Mäßiger Konsum industriell hergestellter Lebensmittel

       Wenig Stress

      Auf alle diese Punkte wird im Verlauf des Buches noch vertiefend eingegangen werden. Zunächst ist aber sicherlich interessant, sich einige Studienergebnisse zu Gemüte zu führen.

      Bevor ich jetzt einige Studien vorstelle und in die Statistik einsteige, vorab einige grundsätzliche Worte zu Wahrscheinlichkeit, Statistik, Schicksal und Schuld. Studien erwecken in uns oft den Eindruck, Du musst das und das tun, dann wirst Du gesund sein. Quatsch! Maximal erhöhst Du die Wahrscheinlichkeit, gesund zu sein, die sich aus statistischen Werten ergibt. Das Schicksal kann auch anders zuschlagen. Du kannst Dich Dein Leben lang ungesund verhalten (nach welchen Studien auch immer) und lebst trotzdem glücklich und gesund ein langes Leben. Und Du kannst jede Studie akribisch befolgen und plötzlich bist Du trotzdem krank. Unser Leben ist nicht planbar, wir können maximal die Wahrscheinlichkeit erhöhen. Die Crux ist, dass beim Thema Gewicht ganz viele Schuldgefühle ins Spiel kommen. Wenn ich jetzt nicht abnehme, werde ich später krank werden und daran bin ich dann ganz alleine schuld. Kennst Du diesen Gedanken? Wenn ja, er ist fies. Und ein Phänomen einer Gesellschaft, die versucht, alles unter Kontrolle zu haben und Schicksalsschläge nicht als solche solidarisch anzugehen, sondern dies wenn möglich dem einzelnen „Schuldigen“ zur Last zu legen. Auch die Studien, die im Anschluss vorgestellt werden, sind zunächst nur Aussagen über die Wahrscheinlichkeit eines gesunden, langen Lebens. Natürlich gibt es auch Menschen, die dies alles nicht machen und trotzdem gesund und munter ein langes Leben leben. Und wahrscheinlich auch welche, die ihr Leben lang akribisch jede Kalorie zählen und damit sehr alt werden. Letztlich stecken wir nicht drin.

      Die andere Seite aber auch nicht. Die andere Seite? Damit meine ich Ärzte, die mit einer schlichten Blickdiagnose Dein Gewicht als Dein größtes Problem ausmachen. Damit meine ich die Diätindustrie, die mit der Verheißung der Gewichtsabnahme viel Geld verdient, und damit meine ich viele andere wohlmeinende Stimmen, die zu unserem eigenen Besten und wegen unserer Gesundheit meinen, uns unerbetene und nicht funktionierende Ratschläge zu erteilen. Und damit meine ich vielleicht auch Dich selber. Weil Du Dir selbst Vorwürfe machst und Dir die Schuld daran gibst, das eigene Leben (= Gewicht) nicht unter Kontrolle zu haben.

      Diese andere Seite versteckt sich schnell hinter Zahlen und Statistiken. Sie reden auch ungern über dicke Menschen, sondern reden von Übergewicht, Adipositas und anderen medizinischen Begriffen. Dabei wird oft übersehen, dass es sich um Menschen handelt. Die Epidemie, vor der sie warnen, ich bin ein Teil davon.

      Eine Hauptzahl, die dafür herhalten muss, ist der sogenannte Body Mass Index. Einst überhaupt nicht entwickelt, um als gesundheitlicher Maßstab zu fungieren, sondern um Menschen in Kategorien für eine Versicherung einzuteilen. Über diese Sinnhaftigkeit kann man bereits streiten, aber den Body Mass Index als Gesundheitskriterium zu führen, macht überhaupt gar keinen Sinn. Trotzdem werden alle wissenschaftlichen Studien nach dem BMI geführt und entsprechend brauchst Du vielleicht die Formel, um auszurechnen, welchen Body Mass Index Du hast. Aber die Zahl sagt genauso viel aus über Dich, wie die Quersumme aus Deiner addierten Postleitzahl und Hausnummer. Deinen BMI kannst Du errechnen, indem Du Dein Gewicht durch Deine Größe im Quadrat teilst. Nur damit Du auf eine passende Zahl kommst. Wie gesagt, in meinen Augen ist diese Zahl als Indikator für Gesundheit nicht brauchbar. Zumal sie nicht erheben kann, wie kräftig jemand gebaut ist und wieviel Muskelmasse vorhanden ist. Alles Faktoren, die schwer, aber nicht krank machen. Wenn Gewicht oder Fettmasse überhaupt krank machen kann.

      Welche Seite hat nun aber Recht? Wenn man einen Arzt fragt, auf welche wissenschaftlichen Studien er sich beruft, wird man zunächst meist ausweichende Antworten und Allgemeinplätze zu hören bekommen. Einige wenige Ärzte, die genauer untersucht haben, welche Studien in welcher Ernsthaftigkeit durchgeführt wurden, kommen zum Ergebnis, dass es kaum seriöse Studien gibt. Die wenigen seriösen und damit auch meist groß angelegten Studien kommen dann zu überraschenden Ergebnissen, die unser Thema in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen.

      Viele andere Studien sind eher interessensgeleitet, zahlreiche davon werden von der Pharma- und Diätmittelindustrie finanziert. Unterstützt werden sie – ob bewusst oder unbewusst sei mal dahingestellt – von den Medien, die falsche Schlagzeilen übernehmen, eben weil es eine Schlagzeile werden kann.

      Ein drastisches Beispiel habe ich bereits kurz erwähnt: Die Dicken-Epidemie. Plötzlich wurde aus Übergewicht eine Massenkrankheit, die für einige Wochen oder gar Monate immer wieder die großen Überschriften der einschlägigen Tagespresse bestimmt hat. Wie kam es dazu?

       Warum es immer mehr Dicke gibt

      In den USA war durch mehrere groß angelegte wissenschaftliche Studien nachgewiesen worden, dass die Lebenserwartung erst ab einem BMI von 40 und mehr sinkt. Es wäre also eigentlich sinnig gewesen, das Risiko durch Übergewicht vom BMI 30 auf 40 hochzusetzen. Stattdessen wurden an einem Tag Millionen von Menschen zur Risikoklasse Adipositas hinzugezählt. Sie wurden sozusagen über Nacht dick. Denn die riskante Schwelle für Übergewicht wurde auf ein BMI von 25 zurückgestuft. Warum das? Gegen alle Studien? Linda Bacon ist dem nachgegangen und fand erstaunliches heraus: Die US-amerikanische Regierungskommission war gebeten worden, der WHO (Weltgesundheitsorganisation) nicht in den Rücken zu fallen und diese hatte einige Zeit davor diese Zahlen so angepasst. Und wer war für diese Senkung verantwortlich? Die International Obesity Task Force – eine wissenschaftliche Organisation. Auf den ersten Blick. Wenn man schaut, woher diese ihre Fördermittel erhalten, wird vieles klarer. Wesentliche Gelder kommen aus der Pharmaindustrie, konkret Hoffmann-La Roche (Hersteller des Gewichtsabnahmemedikaments Xenical) und Abott Laboratories (diese stellen ein ähnliches Medikament namens Meridia her). Weiterhin kommen zahlreiche Gelder von Firmen, die an Gewichtsoperationen verdienen. Noch Fragen? (Linda Bacon, Health at every size, S. 153–154, Dallas 2010)

      Auch in Deutschland hatten diese Zahlen der WHO Einfluss. Erst seitdem die Bemessung für Übergewicht auf ein BMI von 25 gesenkt wurde, hatten wir es hier mit Schlagzeilen wie „Epidemie Übergewicht“ oder „Die Deutschen werden immer dicker“ zu tun. Denn auch in Deutschland wurden Menschen über Nacht als dick eingestuft, die sich selbst wahrscheinlich gar nicht als dick bezeichnen würden.

      Dicke und dünne Lebenserwartung

      Kommen wir zurück zu der Frage der Lebenserwartung. Denn was ist schon ein zu hoher Cholesterinspiegel oder Bluthochdruck, wenn man damit gut alt werden kann? Was also sagen Studien zum Thema Lebenserwartung aus? Macht es einen Unterschied, ob man mehr wiegt oder weniger? Nein, der Unterschied ist minimal. Überraschend, oder? Der Unterschied liegt im Bereich der Bewegung. In der Frage, wie fit man ist. Dicke fitte Menschen haben ein minimales Risiko früher zu sterben, als die Kontrollgruppe der normalgewichtigen, fitten Menschen. Weniger fitte Menschen erhöhen ihr Risiko dagegen erheblich, allerdings auch schon bei normalgewichtigen Menschen, wenn auch nicht so stark wie bei Menschen mit mehr Gewicht.

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      Dies sind die Ergebnisse einer groß angelegten Studie mit 25.000 erwachsenen Männern, die von 1970 bis 1994 durchgeführt wurde. Dabei musste in regelmäßigen Abständen der Fitnesslevel nicht selbst eingeschätzt, sondern auf einem Testrad nachgewiesen werden, auch das Gewicht wurde vor Ort ermittelt und nicht einfach selbst angegeben. (Wei M et al (1999). Relationship between low cardiorespiratory fitness and mortality in normal-weight, overweight, and obese men. JAMA, 282(16): 1547-1553.)

      Für mich waren diese Ergebnisse faszinierend und ich weiß, dass diese Studie auch bei vielen anderen dicken

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