Wohl in meiner Haut. Gisela Enders
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Eine Langzeit-Studie über 25 Jahre und mit 570.000 untersuchten Personenjahren hat in den USA herausgefunden, dass Menschen mit einem BMI zwischen 25 und 30 ein tendenziell geringeres Risiko haben, an bestimmten Krankheiten wie Herzerkrankungen, Krebs und anderen Krankheiten zu sterben. Spannend oder? Gerade bei Herzerkrankungen wird systematisch das Gegenteil behauptet. (Flegal KM et al (2007). Cause-specific excess deaths associated with underweight, overweight and obesity. JAMA,298(17):2028-2037.)
Es gibt noch weitere Langzeitstudien, die alle zu ähnlichen Ergebnissen kommen und die dem Mainstream Lüge strafen:
2010 hat eine Studie in Kanada nachgewiesen, dass ein erhöhtes Todesrisiko für Menschen mit einem BMI von 19,5 bis 34,9 nicht signifikant festgestellt werden kann. Und interessant dabei, Menschen mit einem BMI größer 35 haben immer noch ein geringeres Risiko früh zu sterben als Menschen mit einem BMI unter 19. In der Studie in Kanada wurden 12.000 Frauen und Männer über einen Zeitraum von 12 Jahren begleitet. SILVER SPRING, 2010
In einer 7jährigen Studie mit 90.000 Frauen konnte ein Zusammenhang zwischen Übergewicht und erhöhtem Sterberisiko nicht nachgewiesen werden. McTigue u.a., JAMA, 2006
Farrell u.a. untersuchten über 9.000 Frauen über einen Zeitraum von 11 Jahren und konnten auch hier kein erhöhtes Todesrisiko in Zusammenhang mit Übergewicht nachweisen. Obesity Res, 2002
In einer Studie mit Senioren konnte in der Physicians Health Study kein schädlicher Effekt für übergewichtige Männer (BMI 25-<30) festgestellt werden. Erforscht wurde die Wahrscheinlichkeit, das 90ste Lebensjahr zu erreichen. Yates u.a, Arch Int Med, 2008
In China wurde eine richtig große Studie durchgeführt mit 170.000 Erwachsenen, die über einen Zeitraum von 9 Jahren untersucht wurden. Gu u.a. fanden heraus, dass das Todesrisiko unter Menschen mit Übergewicht geringer ist, als das für Menschen mit Normalgewicht. JAMA, 2006
In Finnland wurden über 2.000 Männer und Frauen in einem Alter zwischen 35-63 über 16 Jahre lang untersucht. Hier fand sich das geringste Todesrisiko bei übergewichtigen Männern und Frauen. Haapenen-Niemi et al, Int J Obesity, 2000
Engeland u.a. analysierten in Norwegen die Gesundheitsdaten von 2 Millionen Norwegern, im Alter zwischen 20 und 74, bei welchen Größe und Gewicht über einen Zeitraum von 22 Jahren dokumentiert und beforscht wurden. Aufgrund ihrer Ergebnisse forderten die Forscher, dass das BMI für Normalgewicht auf 25 – 30 hochgesetzt werden soll, weil in den BMIs unter 25 das Todesrisiko höher läge als bei übergewichtigen Menschen. Epidemiology, 2003
Wenn man sich diese Daten anschaut, kann man schon sehr ärgerlich werden. Wenn man sie nämlich in Bezug setzt zu Vorurteilen und Urteilen, die dicken Menschen in der Gesellschaft, aber eben auch im medizinischen Umfeld begegnen. Dann wird deutlich, dass wir jenseits wissenschaftlicher Erkenntnisse behandelt werden und uns behandeln lassen.
Gewicht ist kein grundsätzlicher Indikator für Krankheit oder Gesundheit.
Er kann eine Rolle spielen, muss es aber nicht. Und in den meisten Fällen tut er es eben nicht. Spannend sind Möglichkeiten für den eigenen individuellen gesunden Lebensstil. Dies gilt für alle Menschen, egal wieviel sie wiegen. Und es kann sein, dass ein dicker Mensch einen deutlich gesünderen Lebensstil lebt, als ein Mensch mit deutlich weniger Gewicht. Gewicht ist eben nicht ein Indikator dafür. Diese Liste lässt sich verlängern, spannend ist außerdem, dass es keine Studie gibt, die mit einer ausreichend großen Zahl an Probanden das Gegenteil nachweist.
Diäten
Die Methode funktioniert nicht, nicht der Mensch
Nach den Studien zur Lebenserwartung könnte der nachfolgende Abschnitt zum Thema Diäten eigentlich wegfallen. Warum abnehmen, wenn die Lebenserwartung dadurch nicht gesteigert wird? Dennoch spielen Diäten für viele Menschen eine große Rolle und eine kritische Auseinandersetzung damit soll hier nicht fehlen.
Ich kenne keinen dicken Menschen, der nicht bereits mehrmals in seinem Leben versucht hat, abzunehmen. Die meisten Diätkarrieren beginnen in der Pubertät. Der Körper entwickelt sich und dabei werden von Mitschülern, Eltern und zum Teil auch von den Lehrern sehr rigide Kriterien angelegt, wie dünn man zu sein hat. Möglichst rappeldünn, je dünner, je besser.
Bis plötzlich auffällt, dass eine Essstörung vorliegen könnte. Dann dreht sich das Blatt. Oft zu spät – aber dieses dramatische Thema soll uns jetzt hier nicht beschäftigen. In jedem Fall versucht die Mehrheit der Jugendlichen, die keine sehr schlanke genetische Disposition mitbringen, sich mit Ernährungsbeschränkungen und Bewegung möglichst schlank zu hungern bzw. zu trainieren.
Für viele Menschen ist es aber nicht mit ein oder zwei Diäten in der Pubertät getan. Im Gegenteil, der Körper will sich einfach nicht an die Kontrolle halten und es heißt, in regelmäßigen Abständen sich wieder zu kasteien und die Nahrungszufuhr auf ein Kalorienniveau abzusenken, die der Körper nur als Hungersnot interpretieren kann. Die anschließende Gewichtszunahme wird als Kontrollverlust und eigenes Versagen interpretiert. In zahlreichen Zeitschriften, in Fernsehsendungen und sogar in vielen Arztpraxen wird doch vermittelt, dass eine Gewichtsabnahme kein Problem ist. Also geht der Kampf gegen den eigenen Körper weiter. Aber vielleicht ist es gar nicht die eigene Willensschwäche und der eigene Körper, der hier versagt? Vielleicht ist die empfohlene Methode einfach der falsche Weg?
Wie würde man reagieren, wenn bei einer Krankheit die Ärztin einem eine Behandlungsmethode empfiehlt, die wissenschaftlich nachgewiesen die Chance von 5% hat, zu einer Besserung beizutragen? Und die dazu noch eine ganze Reihe von anderen Risiken und Nebenwirkungen mit sich bringt?
Für Diäten sieht die Statistik genau so aus. Zusammengefasst lässt sich sagen: Diäten funktionieren auf eine lange Sicht nicht, sie erhöhen die Chance, mehr Gewicht zuzulegen, sind für zahlreiche Krankheiten verantwortlich und untergraben massiv ein positives Lebensgefühl.
Gewichtszunahme ist nicht die Schuld und das Versagen der einzelnen Person. Sie hat nichts falsch gemacht! Jenseits aller Werbesprüche und Motivationstexte in Frauenzeitschriften ist mittlerweile wissenschaftlich nachgewiesen: Die Behandlungsmethode ist die falsche, nicht die Menschen, die diese anwenden. Dazu einige Hintergründe: Der Jo-Jo-Effekt dürfte inzwischen hinlänglich bekannt sein. Kurz zusammengefasst: Der Körper kennt keine Diäten, sondern Hungersnöte. Nach jeder Hungersnot verbessert er seinen Stoffwechsel, um mehr Energie aufzunehmen und in Form von Fett zu speichern. Kluger Schachzug – denn die nächste Hungersnot kommt bestimmt. Mit dieser Form der Dauerdiäten haben es einige Menschen geschafft, einen extrem effektiven Stoffwechsel aufzubauen, der mit nur wenigen Kalorien für den Grundumsatz auskommt und alle weiteren Kalorien munter speichert. Dumm für uns – evolutionstechnisch macht dies aber durchaus Sinn. Dazu kommt, dass