John K. Rickert. Gabriele Steininger
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"Was ist denn in dem Paket?"
"Na, das müssen sie doch wissen, Bernard. Immerhin ist es ihr Geschenk." zog sie ihn auf.
"Lu, bitte. Ich muss doch wissen, was ich ihm schenke? Verraten sie es mir doch." bat er.
"Na gut. Es ist ein Wollbinger." Bernard traf ein erwartungsvoller Blick seiner Angestellten, die einen gespannten Ausdruck im Gesicht hatte.
"Ein was?", fragte der Anwalt irritiert.
"Ein Wollbinger." wiederholte Lucy. "Sie wissen doch, diese komischen Viecher aus Bayern. Die aus allen möglichen anderen Tieren zusammengesetzt sind." Bernard lachte.
"Ein Wolpertinger! Wie ist es denn zu diesem grandiosen Einfall gekommen?", wollte er wissen.
"John schwärmt immer von Bayern, wenn er sich mit mir unterhält. Da habe ich gegoogelt, was dort denn so an Besonderheiten existiert."
"Das ist genial Lu. Ein Geschenk, das ihm mit Sicherheit gefällt."
"Es ist allerdings kein Echter. Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, tote Tiere sind mir zuwider. Egal in welcher Form. Er ist aus Kunstharz." gestand Lucy.
"John wird das nicht stören, da bin ich mir ziemlich sicher." erwiderte Bernard. "Kommen sie, wir machen Schluss für heute. Eine Tasse Kaffee und ein Geburtstagskind warten auf uns." Lucy ließ sich das nicht zweimal sagen. Sie schaltete den PC aus und packte die Ordner wieder in den Schrank.
"Fünfunddreißig, ist wirklich keine schöne Zahl." bemerkte John. Auf dem Geburtstagskuchen, von Lucy selbst gebacken, prangten zwei Zahlenkerzen. Der Wolpertinger hatte einen Ehrenplatz auf dem Fensterbrett bekommen, wo er neben einem verdorrenden Weihnachtskaktus erhaben dem Kaffeeklatsch lauschte. Lucy blieb nicht lange und verabschiedete sich bereits nach einer Tasse Kaffee. Bernard und John wurden in der Detektei von ihr zurückgelassen.
"Sie hatte es aber eilig heute weg zu kommen." bemerkte Bernard.
"Das ist nicht ungewöhnlich, wenn man ihre derzeitige Situation betrachtet." warf John ihm entgegen.
"Wie meinst du das?" John sah seinen Freund tadelnd an.
"Ist dir die letzte Zeit nichts an ihr aufgefallen?", fragte er zweifelnd.
"Nein. Ich wüsste nicht was." gestand Bernard.
"Die neuen Kleider? Die Aufmachung? Die Kette?", gab John ihm Hinweise.
"Welche Kette?", fragte er.
"Manchmal bist du wirklich schwer von Begriff, Bernard Burgauer." lachte John. "Lu hat einen Freund und das seit einigen Wochen." Verdutzt sah Bernard ihn an.
"Davon hat sie mir nichts gesagt."
"Marc ist ja auch ihre Privatsache. Egal wie eng ihr miteinander arbeitet, du bist immer noch ihr Arbeitgeber." John stellte die Kuchenteller und die inzwischen leeren Kaffeetassen in den hinteren Raum, der mit einer kleinen Kaffeeküche ausgerüstet war.
"Aber dir hat sie von ihm erzählt?", fragte Bernard erstaunt und ein wenig beleidigt.
"Nein. Das muss sie auch nicht. Der Herzanhänger mit seinem Namen an ihrem Hals hat mir das verraten." John blickte zur Uhr, als er wieder im Büro stand.
"Heute wird wohl niemand mehr meine Dienste in Anspruch nehmen." stellte er fest.
"Was stellen wir dann heute noch an?", fragte Bernard.
"Ich hätte gute Lust den heutigen Abend in einem Pub zu verbringen. Mit Musik und einem guten Beamish, oder auch zwei." Er zwinkerte Bernard aufmunternd zu. Pubs waren keine Leidenschaft des Anwaltes und es brauchte meist enorme Überredungskunst ihn in eines der gemütlichen, verrauchten Wirtshäuser zu entführen.
"Was hältst du von Doheny & Nesbitt? Ich bezahle natürlich." schlug Bernard unerwartet vor.
"Abgemacht. Lass uns dort hingehen." sagte John freudig erstaunt über dieses Angebot.
Das Lokal war gut besucht. John und Bernard fanden dennoch einen Platz an der hintersten Ecke der langen Theke. Ein Mann fiel John sofort nach Betreten des Pubs auf. Er saß zwei Plätze weiter, ebenfalls an der Bar und schüttete sich ein Guinness nach dem anderen in den Kopf. Seine kräftige Statur und das unrasierte Gesicht ließen auf einen Hafenarbeiter schließen. Seine Hände schlossen diese Vermutung zu hundert Prozent aus.
"Sieh mal!", Bernard stieß seinen Freund an. "Die Frau, die dort in der Tür steht, die war heute mit ihrem Mann in meiner Kanzlei." Elisabeth Conner sah sich kurz um und hielt mit zielstrebigen Schritten auf den Guinnessliebhaber zu. Matthew folgte ihr sichtlich unwillig in einigem Abstand. Wild gestikulierend redete sie auf den offensichtlich Betrunkenen ein. Dieser ließ sich das nicht gefallen und erwiderte etwas, was John und Bernard aufgrund des Lärmpegels in der Bar nicht verstehen konnten. Freundlich war die Unterhaltung nicht. Das konnte man an den Gesichtern der Streitpartner deutlich ablesen.
Unerwartet holte der Mann an der Bar aus und seine Hand landete in einer schallenden Ohrfeige auf dem Gesicht der Angreiferin. Matthew zog seine taumelnde Gattin zur Seite und versuchte sie zu verteidigen. Vollkommen in Rage, schlug der Guinnesstrinker auf ihn ein.
Bernard sprang von seinem Hocker auf, doch John hielt ihn am Ärmel zurück.
"Überlass das lieber Leuten, die dieser Situation gewachsen sind." warnte er ihn.
"Das kann ich nicht." sagte Bernard. "Sie sind Mandanten." Er eilte zu den Raufbolden, um die beiden voneinander zu trennen.
Der erste Schlag traf ihn an der Schulter, der zweite im Gesicht. Wankend glitt Bernard zu Boden und seine Welt verdunkelte sich.
"Hier, mein Freund. Für dein Auge." John hielt ihm ein Stück rohes Fleisch hin, welches in einem Gefrierbeutel verpackt war. Bernard, der in dem alten Ohrensessel in der kleinen Bibliothek saß, nahm das Päckchen dankbar entgegen.
"Ich dachte die Zeiten, in denen dich ein Mandat niederstreckt, seien ein für alle Mal vorbei." juxte der Detektiv.
"Das dachte ich auch." Bernards Gesicht verzog sich schmerzhaft, als er die Kühlung für sein Auge in eine neue Position rückte.
"Darf ich fragen, worum es bei den Conners ging?"
"Woher kennst du jetzt schon wieder ihre Namen?"
"Aus der Presse." erwiderte John. "Elisabeth und Matthew Conner. Schwester und Schwager der verstorbenen Mary O'Brian, geborene Headwick. Die Todesanzeigen, Bernard." half er ihm auf die Sprünge.
"Ah ja. Die Todesanzeigen. Und worauf begründest du, dass es sich bei den Personen im Pub um die Conners handelte?", fragte Bernard neugierig weiter.
"Du behandelst zu achtzig Prozent Scheidungsfälle. Diese beiden sahen nicht so aus, als würden sie sich scheiden lassen wollen. Daraus entnehme ich, dass sie wegen eines Erbschaftsfalles bei dir waren. Die Gerüchteküche brodelt, dass Mary O'Brian ihr gesamtes Vermögen ihrem Mann vermacht hat. Was ist naheliegender, als ein Besuch der gekränkten und übergangenen Schwester bei einem Anwalt für Erbrecht? Zumal den Conners finanziell das Wasser bis zum Hals steht."
"Die Gerüchteküche." brummte Bernard. Das Stück Fleisch war verrutscht