John K. Rickert. Gabriele Steininger
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"Würde auch Elisabeth Conner etwas erben?", hakte John weiter nach.
"Das kommt sehr auf die Formulierung seines Testaments an. Wenn er allerdings keines hat, geht sie leer aus. Dann tritt die gesetzliche Erbfolge in Kraft."
Der Notar, Samuel Wilson wusste um die Flatterhaftigkeit von James O'Brian, wenn es darum ging, das Testament zu ändern. Es reichte ihn zu verärgern und schon flog man aus der Erbfolge, um wenig später nach der Versöhnung wieder zu den Nutznießern seines Ablebens zu gehören. Doch dieses Mal war es anders. James bekam keinen seiner impulsiven Anfälle, als er Wilson seine Entscheidung mitteilte. Auch die sonst so explosive Erläuterung, mit der er üblicher Weise in solchen Fällen den Grund angab, fehlte an diesem Tag. James wirkte in sich gekehrt und verdächtig ruhig. Das komplette Gegenteil des Mannes, den er bei der Änderung seines letzten Willens gegenüber sitzen hatte.
"Darf ich fragen, warum sie ihre Schwester von der Erbfolge ausschließen wollen?"
"Das ist meine Sache." erwiderte James knapp.
Samuel druckte das neue Testament aus und schob es James zur Unterschrift hin. Ohne noch einmal inne zu halten unterschrieb er das Dokument mit einem verbitterten Gesichtsausdruck und verabschiedete sich rasch und kurz angebunden.
In seine Auffahrt einbiegend fiel James ein kleiner Bus vor seinem Haus auf. Der Schriftzug an den Seiten verriet ihm die Belagerung seines Hauses durch Reporter des 'Mystical Prophet'. Die Geistergeschichten über die Familienchronik der O'Brians, nebst alten Schauermärchen, die sich um das Anwesen rankten und Marys Tod hatten ihre Wirkung im Dorf nicht verfehlt. Kaum jemand redete noch mit ihm, dafür redete die versammelte Gesellschaft über ihn. Sie hielten ihn für den Mörder seiner eigenen Frau. Alles nur, weil diese alte Schachtel von nebenan behauptete, Marys Geist zwischen den Pappeln wandeln gesehen zu haben. In der Eingangshalle angekommen, vernahm er die Stimme seiner Haushälterin, die vehement verneinte Mary ebenfalls gesehen zu haben.
"Das hätte mir doch wohl auffallen müssen, wenn Mary O'Brian hier im Haus spuken würde. Schließlich wohne ich hier." verkündete ihre aufgeregte Stimme, bis in den Eingangsbereich des Hauses gut hörbar.
"Es gibt aber einen Augenzeugen, der den Geist der Verstorbenen gesehen hat." erwiderte ein Mann. James O'Brian kam langsam näher an die Quelle des Gespräches. Mit jedem Schritt steigerte sich sein Zorn.
"Celeste Brown ist ein altes, halb blindes Muttchen. Sie sieht kaum Dinge, die sich direkt vor ihrer Nase befinden. Wie zum Donner soll sie über einen halben Kilometer weit gesehen haben, was sich in unserem Garten bewegt?" Misses Kinley wurde wütend. Auch sie litt unter den neuerlichen Ereignissen. Kaum ein Tag war vergangen, an dem sie nicht auf die Geisterscheinung ihrer verstorbenen Arbeitgeberin angesprochen wurde.
"Woher wollen sie denn wissen, dass es sich bei der Augenzeugin um Celeste Brown handelt?", wollte der Mann von der Presse wissen.
"Weil es sonst niemanden gibt, der sich solch eine haarsträubende Geschichte ausdenken würde." konterte die Haushälterin.
"Die Vergangenheit dieses Hauses erzählt uns aber eine andere Geschichte, Misses Kinley. Es ist eine Tatsache, dass hier immer wieder mysteriöse Todesfälle passiert sind."
"Solche Geschichten werden sie beinahe über jedes größere Anwesen in ganz Irland finden, wenn sie nur tief genug graben."
James O'Brian betrat den Raum, in dem sich außer Misses Kinley und dem Redensführer noch ein weiterer Herr befand. Das Gesicht des Fragenstellers war jünger, als die Stimme es hätte vermuten lassen. Ein frecher, moderner Haarschnitt über einem frechen, jugendlichen Gesicht. Clubpullover und ausgewaschene Jeans, dazu nicht gerade saubere Turnschuhe. Der zweite Mann war wesentlich älter. Mit dem Anzug und der Krawatte wirkte er souverän. Genauso gut hätte er hinter dem Schalter einer Bank stehen können.
"Fragen wir doch ganz einfach den Hausherren." schwenkte der junge Mann das Gespräch auf James. "Was sagen sie, als Hauptfigur des Ganzen, zu den Vorwürfen?" Breit grinsend hielt er ihm das Diktiergerät unter die Nase, mit dem er zuvor schon Misses Kinley interviewt hatte. O'Brian stand mit geballten Fäusten vor dem Reporter. Er war blass und die Knöchel seiner Finger traten weiß hervor.
"Sie werden jetzt in den nächsten zehn Sekunden mein Haus verlassen." presste er aus zusammengebissenen Zähnen hervor.
"Würden sie uns sonst umbringen? So wie sie ihre Frau umgebracht haben?" Keck sah er Mister O'Brian direkt in die Augen. Das war zuviel für ihn. James O'Brians Geduld war zu Ende. Kurzerhand packte er den Reporter am Kragen und zog diesen unter heftigem Protest unsanft zur Haustür, wo er ihn hinausmanövrierte. Der Kollege des frechen, jungen Mannes folgte ihnen eilig. Er versuchte sich für das Benehmen seines Partners zu entschuldigen, der jetzt laut schimpfend auf dem Treppenabsatz stand.
"Es tut mir wirklich leid." versuchte er die Wogen zu glätten.
"Verschwinden sie!", brüllte James ihn an. "Verschwinden sie und lassen sie sich hier nie wieder blicken!" Mit lautem Krachen flog die Tür ins Schloss. Eine hitzige Debatte schien zwischen den Reportern loszubrechen. Der Streit entfernte sich von der Tür, an der James mit dem Rücken lehnte. Diese Aasgeier hatten einfach nicht den Anstand einen Trauernden in Ruhe zu lassen. Mary war noch keine vierundzwanzig Stunden unter der Erde und diese Menschen hatten nichts Besseres zu tun, als sich um Hirngespinste zu kümmern. Mary. Seine Mary. Ein tiefer Schmerz erfasste ihn. Weder den sich entfernenden Disput vor seiner Haustür, noch das Geräusch der Reifen auf dem Kies, welches der abfahrende Kleinbus verursachte, drangen in sein Bewusstsein. Auch die Frage der Haushälterin, ob sie den Lunch im Esszimmer servieren solle, ging an ihm vorüber. Tief in schmerzliche Gedanken versunken schritt er an ihr vorbei in die Bibliothek.
Misses Kinley bereitete ihm ein paar Sandwichs und brachte sie zusammen mit einer Tasse schwarzen Tees in die Bibliothek. Sie stellte die Köstlichkeiten vor ihm auf dem niederen Tischchen ab.
"Mister O'Brian, auch wenn sie nicht mit mir reden wollen, essen müssen sie doch etwas." Sie sah ihm dabei fest in die Augen. Als er nach geschlagenen zwei Minuten immer noch nicht reagierte, drehte sie sich seufzend um und wollte gehen. An der Tür des Raumes drehte sie sich noch einmal zu ihm.
"Kann ich ihnen irgendwie sonst helfen?", fragte sie mit einem mütterlichen Unterton in der Stimme.
"Wo sind eigentlich die anderen?", fragte er.
"Ihre Schwester ist mit Tessa zum Bummeln gefahren. Ihr Bruder und Tobias sind Essen gegangen und Edward scheint eine Verabredung zum Lunch mit einer netten jungen Frau zu haben."
"Die Ratten verlassen das sinkende Schiff." murmelte er vor sich hin.
"Wie bitte?", fragte Misses Kinley nach. Sie hatte ihn nicht verstanden.
"Nichts. Sie können gehen. Nehmen sie sich für den Rest des Tages einfach frei. Ich brauche sie heute nicht mehr und wenn die anderen etwas wollen, dann können sie es auch selbst tun." Die Haushälterin verließ das Zimmer. James brütete weiter vor sich hin. Er überlegte, ob er das Richtige tat, wenn er diesen Detektiv einschaltete.
"Was liest du da?", fragte John und betrat die kleine Bibliothek.
"Etwas, das du nie lesen würdest." gab Bernard spitzbübisch zurück.
"Ich hoffe, es ist nicht wieder ein Krimi von diesem furchtbaren Autor." zog John ihn auf.
"Nein, ist es nicht. Es ist ein Krimi von einer Autorin. Ganz