John K. Rickert. Gabriele Steininger

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John K. Rickert - Gabriele Steininger

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verzog er das Gesicht. "Hervorragend kombiniert. Du hast Recht. Und wenn du schon so gut bist, kommst du mit Sicherheit selbst auf den Grund ihres Besuchs, was mir die Peinlichkeit nimmt, über meine Mandanten zu reden."

      "Eine Anfechtung des Testaments?", riet John und sah seinen Freund dabei an. "Von der du ihnen natürlich abgeraten hast. Weshalb Misses Conner dich auch nicht gesehen hat, oder sehen wollte. Nicht einmal, als du dich zwischen ihren Mann und ihren Widersacher geworfen hast." erinnerte er ihn.

      "Ich sage einfach mal nichts dazu." resignierte Bernard, der nun endgültig den Versuch aufgab, seine Augenkühlung alleine mit der Kopfhaltung auszujonglieren.

      "Das musst du auch nicht. Denn es beantwortet zugleich die Frage, wer der Betrunkene an der Bar war." grinste John.

      "Wer war denn der Betrunkene?"

      "Ich denke, es gibt nur einen Menschen, auf den Elisabeth Conner wütend genug ist, um ihn in aller Öffentlichkeit zu denunzieren." Er macht eine bedeutungsvolle Pause. Achselzuckend hielt Bernard seinen Beutel auf dem Auge fest.

      "James O'Brian." teilte John seine Erkenntnis, als sein Freund nicht verlauten ließ. "Der Mann, der zwischen ihr und der Erbschaft steht." Das Steak vom Gesicht des Leidenden nehmend fing er an zu lachen.

      "Du musst den Beutel entfernen. Sonst hilft es nicht." Vorsichtig platzierte er das rohe Stück Fleisch auf dem verletzten Auge. Bernard gab angewiderte Geräusche von sich, wehrte sich aber nicht gegen die Verarztung.

      "Und nicht auf den Boden fallen lassen! Das ist die Hälfte unseres Mittagessens." wies John ihn lachend an.

      "Wie geht es deinem Auge?", fragte John zwei Tage später beim Frühstück, während er die Zeitung las. die komplette linke Augenpartie nebst Wangenknochen hatte eine bunte Färbung angenommen.

      "Es tut noch weh. Zumindest ist die Schwellung zurückgegangen und ich kann wieder ein bisschen damit sehen. Was ich allerdings nie verstehen werde, warum man sich widerliches rohes Fleisch auf ein blaues Auge legt."

      "Weil es hilft, Bernard." lachte John.

      "Das hier wird dich vielleicht ein wenig aufmuntern." meinte er und begann ihm aus der Zeitung vorzulesen.

      "Geist der Verstorbenen spukt bei den O'Brians! Augenzeugen berichten in der Nacht vom 24. auf den 25. Oktober den Geist von Mary O'Brian auf dem Anwesen der Familie gesichtet zu haben. Die Chronik des Clans erzählt von ähnlichen Fällen, in denen Mordopfer der Familie, durch einen Todesfluch geweckt, nach ihrem Tod erschienen sind. Drei Nächte, die in ihrem Leben eine Bedeutung hatten, suchten sie den Ort ihres Todes auf, um ihrem Mörder sein Ende anzukündigen. Darf man den Legenden Glauben schenken, stirbt dieser in der dritten Nacht einen mysteriösen Tod. Wurde Mary O'Brian ermordet, oder starb sie wie bekundet an Herzversagen? Warum ist sie in der Nacht ihrer ersten Verabredung mit ihrem Mann erschienen? Wer sprach den Todesfluch und wird das Opfer ihren Mörder holen? Oder sind es nur Geistergeschichten. Wir werden es herausfinden. Bleiben sie dran!"

      "Welches Schmierblatt ist denn das?", fragte Bernard.

      "Och, ich würde sagen eines, das du noch nie gerne gelesen hast." John schmunzelte ihn über den Rand der Zeitung hinweg an.

      "Gut, dann will ich es auch nicht wissen." erwiderte Bernard.

      "Chroniken und Familienlegenden besitzen immer einen wahren Kern, auch wenn man diesen erst einmal entdecken muss, mein Freund."

      "Trotzdem finde ich es nicht gut, eine ganze Familie so erscheinen zu lassen, als gäbe es nur Mörder unter ihnen. Genau das tut dieser Artikel. Vollkommen ohne Beweise aufgestellte Behauptungen. Das grenzt schwer an Rufmord, John." wandte er ein. "Mary O'Brian hatte von Geburt an einen Herzfehler. Der Arzt hat Herzversagen im Totenschein bestätigt. Auch wenn der Tod einer Frau von fünfunddreißig Jahren ein bedauernswerter Fall ist, so glaube ich doch nicht an Mord."

      "Nun, vielleicht gibt es noch keinen Mord, Herr Anwalt. Aber irgendetwas sagt mir, dass es einen Mörder gibt. Nenne es Intuition oder Bauchgefühl."

      "Du glaubst nicht, wer heute in meiner Kanzlei war." begann Bernard, als er die Wohnung betrat.

      "Der Geist von Mary O'Brian?", scherzte John.

      "Nein. Oder vielleicht so ähnlich. James O'Brian."

      "Und was wollte James O'Brian von dir?", erkundigte sich John.

      "Zunächst hat er sich bei mir entschuldigt. Dann aber hat er ein paar sehr seltsame Andeutungen über Marys Tod gemacht." John wurde hellhörig.

      "Seltsame Andeutungen?", wiederholte er interessiert.

      "Ja, seltsame Andeutungen. Zum Beispiel meinte er, es gäbe schon einen Grund, warum der Geist seiner Frau gesehen worden wäre."

      "Inwiefern?"

      "Das hat er mir nicht gesagt. Nur, wie überraschend es gekommen wäre, das Mary gestorben sei. Zudem erkundigte er sich über die möglichen Vorgehensweisen, wenn jemand den Verdacht hätte, jemand anderes sei ein Mörder."

      "Was hast du geantwortet?" Auf der Chaiselongue aufgerichtet lauschte John interessiert Bernards Worten.

      "Ich habe ihn zur Polizei geschickt." erwiderte er.

      "Du hast ihn zur Polizei geschickt." wiederholte John feststellend. "Was auch sonst."

      "Ja, ganz recht. Was auch sonst?"

      "Wahrhaftig der Rat eines Anwaltes." Der Detektiv schüttelte ungläubig den Kopf. "Hat er wenigstens noch erwähnt, wen er in Verdacht hat und um welchen Mord es sich handelt?"

      "John, was soll das? Es gibt keinen Mord. Nur einen zurück gelassenen, trauernden Mann, der den Tod seiner Frau in dieser kurzen Zeit einfach noch nicht akzeptieren kann."

      "Bernard, nur weil es keinen offiziell anerkannten Mord gibt, heißt das nicht, dass kein Mörder frei herumläuft."

      "Ich hege den Verdacht, du beschäftigst dich im Moment mit sehr langweiligen Aufträgen." schlussfolgerte Bernard, womit er Recht behalten sollte. John schlug sich die letzten Monate mit untreuen Ehemännern herum, die zu beschatten immer das gleiche Ergebnis hatten. Weinende, schluchzende Ehefrauen, die unglücklich in seinem Büro saßen und ihm die Unterlagen einnässten. Die einen, weil es sie ernsthaft traf betrogen zu werden, die anderen, weil sie nicht betrogen wurden und deshalb über die eigene Schlechtigkeit losheulten, ihren Liebsten verdächtigt zu haben. Für all diese Frauen hatte John ein offenes Ohr und eine Großpackung Papiertaschentücher. Die einen schickte er zwei Türen weiter zu Bernard in die Kanzlei, die anderen nach Hause.

      "Ja. Es stimmt. Meine Arbeit ist im Moment zwar sehr lukrativ, allerdings auch sehr eintönig." gab er zu.

      "Ich könnte dir einen meiner Krimis ausleihen." Bernard lächelte ihn an.

      "Nein Danke. Ich glaube nicht, dass sich ständig wiederholende Einfachschemata meinen Affinitätsbereich erobern werden."

      "Diese hochgestochene Ausdrucksweise steht ihnen nicht, Mister Rickert." lachte Bernard.

      "Wer beerbt eigentlich James O'Brian? Ich meine für den Fall, ihm würde etwas zustoßen?", fragte John, ohne weiter auf das Angebot weiter einzugehen.

      "Nun, ich denke seine Familie. Brüder und Schwestern

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