Joseph Conrad - Seefahrer und Schriftsteller. Joseph Conrad
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Ich verhielt mich still, und nach einer Weile wiederholte er mit einem Seufzer:
„Ich wollte, wir wären hier raus und auf See.“
„Ich auch, Sir“, wagte ich zu behaupten.
Er hielt sich an meiner Schulter fest und wandte sich mir zu.
„Du! Was macht es dir aus, wo das Schiff ist? Du – trinkst nicht.“
Selbst in dieser Nacht „kam er klar“ und erwischte schließlich die Klinke. Aber er brachte es nicht fertig, die Lampe anzuzünden (ich glaube gar nicht, dass er es überhaupt versuchte), und dennoch war er am nächsten Morgen wie üblich als erster an Deck, stiernackig und kraushaarig stand er da und überwachte mit bitterem, hämischem Ausdruck und unbewegtem Blick das Zutörnen der Leute.
Zehn Jahre darauf traf ich ihn zufällig und unerwartet auf der Straße, als ich eben aus dem Büro meines Agenten heraustrat. Ich hatte ihn mit seinem „Nun komme ich klar“ wohl schwerlich vergessen. Er erkannte mich sofort, erinnerte sich meines Namens und auch, auf welchem Schiffe ich unter seinen Befehlen gedient hatte. Er musterte mich von oben bis unten.
„Was machen Sie hier?“ fragte er.
„Ich kommandiere eine kleine Bark“, sagte ich, „wir laden hier für Mauritius.“ Und dann fügte ich gedankenlos hinzu: „Und was tun Sie, Mr. B... ?“
„Ich“, sagte er und sah mich mit seinem alten bitteren, hämischen Grinsen unnachgiebig an, „ich suche Arbeit.“
Ich hätte mir am liebsten die Zunge abgebissen. Sein kohlschwarzes, krauses Haar war eisengrau geworden; er sah so peinlich sauber wie auch sonst immer aus, aber seine Kleidung war entsetzlich abgetragen, und seine blitzblanken Schuhe hatten schiefe Absätze. Er trug es mir jedoch nicht nach, und wir nahmen eine Droschke, um an Bord meines Schiffes zu essen. Er besah es gewissenhaft von oben bis unten, lobte es von Herzen und beglückwünschte mich in aller Aufrichtigkeit zu meinem Kommando. Als ich ihm bei Tisch Wein und Bier anbot, schüttelte er den Kopf, und als ich ihn fragend ansah, sagte er mit gedämpfter Stimme:
„Ich habe das alles aufgegeben.“
Nach Tisch gingen wir wieder an Deck. Es war, als könnte er sich nicht von dem Schiff losreißen. Wir hatten gerade damit zu tun, die untere Takelage zu überholen und zu erneuern, und er hielt sich dazu, verbesserte dies, schlug jenes vor und gab mir auf seine alte Manier gute Ratschläge. Zweimal redete er mich mit „Mein Junge“ an, verbesserte sich aber sofort und sagte „Kapitän“. Ich sollte in Kürze meinen Obersteuermann verlieren (er wollte heiraten), aber ich erwähnte Mr. B... gegenüber nichts von der ganzen Sache. Ich hatte Angst, er würde mich durch irgendeine grausige, lustige Andeutung, die ich keinesfalls hätte umgehen können, bitten, ihm die Stelle zu geben. Ich hatte Angst. Es wäre unmöglich gewesen. Ich hätte Mr. B... keine Befehle geben können, und ich bin überzeugt, dass er sie auch nicht lange von mir entgegengenommen hätte. Damit wäre er nicht klargekommen, obwohl er es fertiggebracht hatte, sich das Trinken abzugewöhnen – zu spät.
Schließlich verabschiedete er sich. Als ich die untersetzte, stiernackige Gestalt die Straße hinauf fortgehen sah, fiel mir mit sinkendem Herzen ein, ob er wohl viel mehr als den Preis für eine Übernachtung in der Tasche hätte. Und es war mir klar, dass er nicht einmal den Kopf wenden würde, wenn ich ihm in diesem Augenblicke nachriefe. Auch er ist nur noch ein Schatten, aber mir ist, als hörte ich es noch, wie er auf dem mondbeschienenen Deck der alten Duke sagte:
„Häfen sind zu nichts gut – Schiffe verrotten, Leute geh’n zum Teufel.“
1879/80 – D „EUROPA“
Dampfer EUROPA
http://www.photoship.co.uk/
– London – Genua – Neapel – Patras – Messina – London – 12.12.1879 bis 30.01.1880
Dampfer EUROPA
http://www.photoship.co.uk/
1880 – Im Juni - Erstes Examen
1880/81 S „LOCH ETIVE“ – London – Sydney
https://de.wikipedia.org/wiki/Sydney
– Kap Horn – London – 21.08.1880 – 25.04.1881
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